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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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ich’s bestimmt. Ich habe in Kentucky einen Schuss abgegeben. Darauf hat der Kerl wie auf einem Aufnahmeritual bestanden. Ich war voller Koffein und habe gezittert wie verrückt. Jetzt weiß ich, dass es James Barr weit schlimmer ergangen sein muss.«
    »Warum?«, fragte Rosemary.
    »Weil er die Parkinsonsche Krankheit hat«, antwortete Reacher. »Die von dem Arzt gebrauchte Abkürzung P.-S. bedeutet Parkinson-Syndrom. Ihr Bruder ist daran erkrankt, fürchte ich. Er zittert und zuckt. Und es ist ganz ausgeschlossen, mit der Parkinsonschen Krankheit zielsicher zu schießen. Meiner Ansicht nach hat er am Freitag nicht nur kein Blutbad angerichtet, sondern wäre überhaupt nicht dazu imstande gewesen.«
    Rosemary wurde still. Gute Nachrichten, schlechte Nachrichten. Sie sah aus dem Fenster. Starrte zu Boden. Sie war wie eine Witwe gekleidet: schwarze Seidenbluse, schwarzer Rock, schwarze Nylonstrümpfe, schwarze Lacklederpumps mit niedrigen Absätzen.
    »Vielleicht war er deshalb immer so zornig«, sagte sie. »Möglicherweise hat er das Einsetzen der Krankheit gespürt. Hat sich hilflos und ihr ausgeliefert gefühlt. Sein Körper hat angefangen, ihn im Stich zu lassen. Das hätte er gehasst. Das hätte jeder getan.«
    Dann sah sie Reacher ins Gesicht.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass er unschuldig ist«, erinnerte sie ihn.
    »Ma’am, ich entschuldige mich vorbehaltlos«, sagte Reacher. »Sie hatten recht. Er hatte sich gebessert. Er hat sich an unsere Vereinbarung gehalten. Dafür verdient er Anerkennung. Und es tut mir leid, dass er krank ist.«
    »Jetzt müssen Sie ihm helfen. Das haben Sie versprochen.«
    »Ich helfe ihm. Seit Montagabend tue ich nichts anderes mehr.«
    »Das ist verrückt«, sagte Franklin.
    »Nein, alles ist beim Alten geblieben«, sagte Reacher. »Jemand versucht, James Barr diese Sache anzuhängen. Aber statt ihn dazu zu zwingen, die Tat selbst zu begehen, hat jemand sie an seiner Stelle ausgeführt. Das ist der einzige praktische Unterschied.«
    »Aber ist das überhaupt möglich?«, fragte Ann Yanni.
    »Wieso nicht? Überlegen Sie mal. Gehen Sie den Ablauf durch.«
    Ann Yanni tat es. Sie probierte kleine Schritte, langsam, nachdenklich wie eine Schauspielerin. »Er zieht sich Barrs Sachen und seine Stiefel an, findet vielleicht einen Quarter in einer Schale mit Kleingeld. Oder in irgendeiner Tasche. Er trägt Handschuhe, damit Barrs Fingerabdrücke erhalten bleiben. Den Markierungskegel hat er bereits – vielleicht am Vortag – aus der Garage mitgenommen. Dann holt er das Gewehr mit dem von Barr schon früher geladenen Magazin aus dem Keller. Er fährt mit Barrs Minivan in die Stadt. Dort hinterlässt er alle möglichen Spuren. Sorgt dafür, dass er reichlich Zementstaub an den Stiefeln hat. Fährt wieder ins Haus, lässt alles am richtigen Platz zurück und verschwindet. So schnell, dass er sich nicht mal die Zeit nimmt, auf die Toilette zu gehen. Irgendwann später kommt James Barr heim und geht in eine Falle, von der er nicht einmal etwas ahnt.«
    »Genauso sehe ich das auch«, bestätigte Reacher.
    »Aber wo befand sich Barr zur Tatzeit?«, fragte Reacher.
    »Außer Haus«, erwiderte Reacher.
    »Ein hübscher Zufall«, meinte Franklin.
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Reacher. »Ich denke, dass sie etwas arrangiert haben, um ihn aus dem Haus zu locken. Er erinnert sich daran, zuvor irgendwo gewesen zu sein. Anschließend war er optimistisch, als hätte er etwas Schönes in Aussicht gehabt. Ich glaube, sie haben einen Lockvogel auf ihn angesetzt und eine scheinbar zufällige Begegnung arrangiert. Wahrscheinlich hatte er am Freitag eine Verabredung.«
    »Mit wem?«
    »Vielleicht mit der Rothaarigen. Die haben sie auf mich angesetzt. Vielleicht auch schon auf ihn. Er war am Freitag gut angezogen. Im Protokoll steht, dass seine Geldbörse in einer anständigen Hose steckte.«
    »Wer war also wirklich der Täter?«, fragte Helen.
    »Ein eiskalter Typ«, antwortete Reacher. »Jemand, der danach nicht mal auf die Toilette musste.«
    »Charlie«, sagte Rosemary. »Er muss es gewesen sein. Er ist klein. Er ist irgendwie unheimlich. Er hat das Haus gekannt und gewusst, wo alles war. Und der Hund hat ihn gekannt.«
    »Außerdem war er ein miserabler Schütze«, fügte Reacher hinzu. »Auch deshalb bin ich nach Kentucky gefahren. Um diese Theorie zu überprüfen.«
    »Wer war’s also?«
    »Charlie«, sagte Reacher. »Auch seine Beweise waren gefälscht. Aber auf andere Arte. Die

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