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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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gemacht?
    Linsky war Soldat gewesen – und ein Dieb. In Westeuropa oder Amerika hätte er öfter gesessen, mal zwei, mal drei Jahre, aber zu Sowjetzeiten war Diebstahl ein ideologischer Fehltritt gewesen. Er ließ eine unaufgeklärte und asoziale Vorliebe für Privateigentum erkennen. Diese Vorliebe wurde mit rascher und dauerhafter Entfernung aus der zivilisierten Gesellschaft geahndet. In Linskys Fall hatte die Verbannung von 1963 bis zu dem Zeitpunkt gedauert, an dem die zivilisierte Gesellschaft kollabiert war und Gorbatschow die Arbeitslager auflöste.
    »Sie versteht ihre Position«, sagte der Zec. »Und sie wird sie akzeptieren.«
    Franklin rief Helen Rodin an. Zehn Minuten später erschien sie in seinem Büro. Sie war immer noch wütend auf Reacher, das war nicht zu übersehen. Aber sie machte sich viel zu viele Sorgen um Rosemary Barr, um das weiter wichtig zu nehmen. Franklin blieb an seinem Schreibtisch sitzen, behielt nebenbei den Monitor im Auge. Ann Yanni und Helen saßen in den Besuchersesseln. Reacher starrte aus dem Fenster. Draußen näherte die Sonne sich allmählich dem Horizont.
    »Wir sollten jemanden anrufen«, schlug Helen vor.
    »Zum Beispiel?«, fragte Reacher.
    »Meinen Vater. Er ist der gute Kerl.«
    Reacher drehte sich um. »Nehmen wir an, er sei einer. Was sollen wir ihm erzählen? Dass Rosemary Barr verschwunden ist? Er würde nur die Cops anrufen, denn was könnte er sonst tun? Und wenn Emerson der böse Kerl ist, bleiben die Cops untätig. Selbst wenn Emerson der gute Kerl ist, unternehmen die Cops nichts. Vermisste Erwachsene regen niemanden wirklich auf. Von denen gibt’s zu viele.«
    »Aber sie ist für den Fall wichtig.«
    »Der Fall betrifft ihren Bruder. Also werden die Cops denken, dass es ganz natürlich ist, wenn sie abhaut. Ihr Bruder ist ein Verbrecher, und sie konnte die Schande nicht länger ertragen.«
    »Aber Sie haben gesehen, dass sie entführt worden ist. Sie könnten’s ihnen sagen.«
    »Ich habe einen Schuh gesehen. Mehr könnte ich nicht erzählen. Und ich gelte hier nicht als glaubwürdig. Ich habe die Cops zwei Tage lang zum Narren gehalten.«
    »Was machen wir also?«
    Reacher drehte sich wieder zum Fenster.
    »Wir nehmen die Sache selbst in die Hand«, sagte er.
    »Wie?«
    »Wir brauchen nur den Ort. Wir forschen bei der Erschossenen nach, wir erfahren Namen, wir bekommen irgendeine Art Zusammenhang, wir erfahren einen Ort. Dort müssen wir dann hin.«
    »Wann?«, fragte Yanni.
    »Zwölf Stunden«, antwortete Reacher. »Vor Tagesanbruch. Sie werden irgendeine Art Zeitplan haben. Sie wollen erst mich erledigen und sich dann Rosemary Barr vornehmen. Wir müssen sie befreien, bevor diese Verbrecher die Geduld verlieren.«
    »Aber das bedeutet, dass Sie genau dann aufkreuzen, wenn man Sie erwartet.«
    Reacher sagte nichts.
    »Damit gehen Sie ihnen praktisch in die Falle«, stellte Yanni fest.
    Reacher äußerte sich nicht dazu. Yanni wandte sich an Franklin und sagte: »Erzählen Sie uns mehr von der Erschossenen.«
    »Da gibt’s nicht mehr zu erzählen«, sagte Franklin. »Ich habe alles vorwärts und rückwärts gecheckt. Sie war in jeder Beziehung durchschnittlich.«
    »Angehörige?«
    »Alle an der Ostküste. Von wo sie selbst stammte.«
    »Freunde?«
    »Eigentlich nur zwei. Eine Arbeitskollegin und eine Nachbarin. Beide geben nichts her. Beispielsweise ist keine von ihnen Russin.«
    Yanni wandte sich erneut an Reacher. »Vielleicht haben Sie sich also getäuscht. Vielleicht war doch nicht der dritte der entscheidende Schuss.«
    »Er muss es gewesen sein«, beharrte Reacher. »Wozu hätte der Kerl sonst nach dem dritten Schuss eine Pause machen sollen? Er wollte sichergehen, dass er getroffen hatte.«
    »Auch nach dem sechsten Schuss hat er eine Pause gemacht. Endgültig.«
    »So lange hätte er nicht warten dürfen. Bis dahin wäre die Sache außer Kontrolle geraten. Die Leute wären in Panik durcheinandergelaufen.«
    »Aber das haben sie nicht getan.«
    »Damit konnte er nicht rechnen.«
    »Ganz meine Meinung«, sagte Franklin. »So was macht man nicht mit dem ersten oder letzten Schuss.«
    Dann schweifte sein Blick ab. Er starrte die Wand an, als wäre sie gar nicht da.
    »Wartet«, sagte er.
    Er schaute auf seinen Bildschirm.
    »Etwas, das ich vergessen habe«, sagte er.
    »Was?«, fragte Reacher.
    »Was Sie über Rosemary Barr gesagt haben. Vermisstenmeldungen.«
    Er begann eine Eingabe zu tippen. Dann betätigte er die Enter-Taste und beugte sich

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