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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Baseballübertragungen im Fernsehen waren voller Werbung darüber. Bei jedem halben Inning und immer, wenn ein Trainer einen Spieler zu sich rief.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Helen.
    »Süden«, antwortete Reacher.
    Er schob seinen Sitz zurück und zerquetschte dabei alles mögliche Zeug im Fußraum dahinter. Obwohl Helen nicht klein war, klebte sie förmlich am Lenkrad. Auf diese Weise saß er mehr oder weniger schräg hinter ihr.
    »Was wissen Sie?«,fragte sie.
    »Es geht nicht darum, was ich weiß«, sagte er, »sondern darum, was James Barr weiß.«
    »Worüber?«
    »Über mich.«
    Sie fuhr aus der Garage und folgte einer Parallelstraße zur First Street nach Süden. Auch um kurz nach acht herrschte noch reger Berufsverkehr. Am Spätnachmittag würde er in die Gegenrichtung unterwegs sein, vermutete Reacher.
    »Was weiß James Barr über Sie?«, fragte Helen.
    »Etwas, das der Grund dafür war, dass er nach mir verlangt hat.«
    »Eigentlich müsste er Sie hassen.«
    »Das tut er bestimmt. Trotzdem wollte er mich hier haben.«
    Sie kroch in Richtung Fluss nach Süden.
    »Er hatte mich nie zuvor gesehen«, erklärte Reacher, »und ist mir später nie mehr begegnet. Wir haben uns drei Wochen lang gekannt – vor über vierzehn Jahren.«
    »Er hat Sie als Ermittler kennengelernt. Als jemanden, der einen schwierigen Fall gelöst hat.«
    »Einen Fall, den er für unlösbar hielt. Er hat mich dabei genau beobachtet, saß sozusagen in der ersten Reihe. Hielt mich für einen genialen Ermittler.«
    »Wollte er Sie deshalb hier haben?«
    Reacher nickte. »Ich habe mich letzte Nacht bemüht, seinen Erwartungen zu entsprechen.«
    Sie überquerten den Fluss auf einer langen Bogenbrücke. Die Sonne stand links von ihnen. Der Kai mit den Lagerschuppen lag rechts der Brücke. Das graue Wasser strömte träge unter ihr hindurch.
    »Jetzt nach Westen«, sagte Reacher.
    Helen bog rechts ab und folgte einer zweispurigen Landstraße. Am Flussufer reihten sich Geschäfte für Anglerbedarf und Stände, an denen Gegrilltes, Bier und zerstoßene Eiswürfel verkauft wurden, aneinander.
    »Aber dieser Fall war bereits gelöst«, sagte sie. »Das hat er gewusst.«
    »Dieser Fall war nur halb gelöst«, widersprach Reacher. »Das hat er gewusst.«
    »Nur halb?«
    Reacher nickte, obwohl er schräg hinter ihr saß.
    »An diesem Fall ist mehr dran, als Emerson gesehen hat«, erklärte er. »Barr wollte, dass das irgendjemand begreift. Aber sein erster Anwalt war faul. Er hatte kein großes Interesse an diesem Fall. Deshalb war Barr so frustriert.«
    »Was gibt’s sonst noch?«
    »Das zeige ich Ihnen gleich.«
    »Eine Menge?«
    »Ich denke schon.«
    »Wieso hat er dann nicht einfach die Tatsachen, wie immer sie aussehen, auf den Tisch gelegt?«
    »Weil er das nicht konnte. Und weil ihm ohnehin niemand geglaubt hätte.«
    »Weshalb? Was, zum Teufel, ist hier passiert?«
    Vor ihnen tauchte eine Kleeblattkreuzung auf, genau wie Reacher gehofft hatte.
    »Das zeige ich Ihnen gleich«, wiederholte er. »Wir fahren auf dem Highway nach Norden.«
    Sie beschleunigte mit ihrem kleinen Wagen auf der Einfädelspur und ordnete sich in den Verkehr ein. Nach Norden war ein Strom aus allen möglichen Fahrzeugen unterwegs: Sattelschlepper, Kastenwagen, Pick-ups, Limousinen, Geländewagen. Der Highway führte auf einer Spannbetonbrücke über den Fluss zurück. Die Pier war in einiger Entfernung im Osten zu sehen. Das Stadtzentrum lag rechts vor ihnen. Der hier aufgeständerte Highway stieg allmählich an. Auf beiden Seiten flitzten die Dächer von am Stadtrand stehenden niedrigen Gebäuden an ihnen vorbei.
    »Wir wollen die hinter der Bücherei vorbeiführende Spur nehmen«, erklärte Reacher.
    Dazu mussten sie nach rechts abbiegen. Die Ausfahrt wurde frühzeitig durch ein Hinweisschild angekündigt. Die unterbrochene Linie zwischen rechter und mittlerer Fahrbahn verwandelte sich in einen durchgehenden Strich. Während der Fernverkehr zweispurig weiterlief, bog die Ausfahrt rechts ab. Helen blieb auf dieser Spur, die sie hinter der Bücherei vorbeiführen würde. Reacher drehte sich halb um und sah aus dem Heckfenster. Niemand hinter ihnen.
    »Langsam fahren«, sagte er.
    Zweihundert Meter vor ihnen begann die Fahrspur eine enge Kurve zu beschreiben, die hinter der Bücherei, hinter dem schwarzen Glasturm vorbeiführen würde. Eigentlich war die Fahrbahn breit genug für zwei Spuren. Aber der Kurvenradius war so klein, dass bei höherer Geschwindigkeit

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