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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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Offizier«, entgegnete Reacher. »An solche Dinge müssten Sie sich erinnern können.«
    »Aber Sie waren nicht wie die anderen. Das hab ich gemeint.«
    »In welcher Beziehung war ich anders?«
    »Sie haben sich Ihren Lebensunterhalt durch Arbeit verdient.«
    »Erzählen Sie mir von dem Spiel.«
    »Wieso haben Sie kein Haus? Kommen Sie einigermaßen zurecht?«
    »Machen Sie sich jetzt Sorgen um mich?«
    »Mir gefällt’s nicht, wenn Leute zu kämpfen haben.«
    »Mir geht’s gut«, sagte Reacher. »Ehrlich. Sie sind derjenige, der ein Problem hat.«
    »Sind Sie jetzt ein Cop? Hier? Ich hab Sie noch nie in der Stadt gesehen.«
    Reacher schüttelte den Kopf. »Ich bin nur ein gewöhnlicher Bürger.«
    »Von wo?«
    »Überall und nirgends. Ich bin ein Weltbürger.«
    »Was tun Sie hier?«
    Reacher gab keine Antwort.
    »Oh«, sagte Barr. »Sie wollen mich festnageln.«
    »Erzählen Sie mir von dem Spiel.«
    »Die Cardinals hatten die Cubs zu Gast«, erklärte Barr. »Ein knappes Spiel. Die Cards haben gewonnen, zweite Hälfte des neunten Innings, ein Walk-off.«
    »Home run?«
    »Nein, ein Fehler. Ein Walk, ein Steal, dann ein Bodenroller zum zweiten Base, damit war der Runner am dritten, einer out gemacht. Leichter Bunt ins Infield, ein Blick zum Runner hinüber, Wurf zum Base, aber der Ball geht in die Spielerbank, und mit diesem Fehler war der Run perfekt. Und der Sieg – ohne einen einzigen richtigen Hit im letzten Inning.«
    »Daran erinnern Sie sich ziemlich gut.«
    »Ich bin ein Fan der Cards. Schon immer gewesen.«
    »Wann war das?«
    »Ich weiß nicht mal, welcher Tag heute ist.«
    Reacher sagte nichts.
    »Ich kann nicht glauben, dass ich getan haben soll, was alle behaupten«, sagte Barr. »Kann’s einfach nicht glauben.«
    »Reichlich Beweise«, meinte Reacher.
    »Überzeugende?«
    »Kein Zweifel möglich.«
    Barr schloss die Augen.
    »Wie viele Leute?«, fragte er.
    »Fünf.«
    Barrs Brust hob und senkte sich krampfhaft. Aus seinen geschlossenen Augen quollen Tränen. Sein Mund öffnete sich zu einem unregelmäßigen Oval. Er weinte, während sein Kopf wie in einem Schraubstock festsaß.
    »Warum hab ich’s getan?«, fragte er.
    »Warum haben Sie’s beim ersten Mal getan?«, sagte Reacher.
    »Damals war ich verrückt«, sagte Barr.
    Reacher schwieg.
    »Ich will mich nicht rausreden«, sagte Barr. »Damals war ich ein anderer Mensch. Ich dachte, ich hätte mich gebessert. Ich war der festen Überzeugung, ich hätt’s getan. Ich hab mich anständig benommen. Ich hab mir echt Mühe gegeben. Vierzehn Jahre lang anständig.«
    Reacher schwieg.
    »Ich hätte mich am liebsten umgebracht«, fuhr Barr fort. »Sie wissen schon, damals. Ich war einige Male nahe dran. Weil ich mich so geschämt habe. Aber dann hat sich rausgestellt, dass diese Kerle aus KC echte Schweine waren. Das war mein einziger Trost. An diesen Gedanken hab ich mich geklammert wie an eine Erlösung.«
    »Wozu besitzen Sie all diese Waffen?«
    »Konnte sie nicht weggeben. Sie haben mich an früher erinnert und dafür gesorgt, dass ich anständig geblieben bin. Ohne sie wär’s zu einfach gewesen, anständig zu bleiben.«
    »Schießen Sie manchmal damit?«
    »Gelegentlich. Nicht sehr oft. Ab und zu.«
    »Wo?«
    »Auf einem Schießplatz.«
    »Wo? Das haben die Cops überprüft.«
    »Nicht hier. Ich fahre über die Staatsgrenze nach Kentucky. Dort gibt’s einen billigen Schießplatz.«
    »Sie kennen die Plaza in der Stadtmitte?«
    »Klar. Ich lebe hier.«
    »Erzählen Sie mir, wie Sie’s gemacht haben.«
    »Ich kann mich nicht daran erinnern, es getan zu haben.«
    »Okay, dann erzählen Sie mir, wie Sie’s tun würden. Theoretisch. Wie bei’ner Einsatzbesprechung.«
    »Um welche Ziele würde es sich handeln?«
    »Fußgänger, die aus dem DMV-Gebäude kommen.«
    Barr schloss wieder die Augen. »Die hab ich erschossen?«
    »Fünf davon«, sagte Reacher.
    Der Verletzte begann erneut zu weinen. Reacher trat vom Bett weg und griff sich einen Stuhl, der an der Wand stand. Er drehte ihn um, setzte sich rittlings darauf.
    »Wann?«, fragte Barr.
    »Freitagnachmittag.«
    Barr schwieg lange.
    »Wie haben Sie mich geschnappt?«, fragte er dann.
    »Sie sollen erzählen.«
    »Bin ich auf der Straße gestoppt worden?«
    »Wieso das?«
    »Ich hätte gewartet, bis es ziemlich spät ist. Vielleicht bis kurz nach fünf. Um diese Zeit sind massenhaft Leute unterwegs. Ich hätte auf dem Highway hinter der Bücherei angehalten. Wo er auf Stelzen verläuft. Die

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