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Jack Reacher 09: Sniper

Jack Reacher 09: Sniper

Titel: Jack Reacher 09: Sniper Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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»Wie würden Sie James Barrs dienstliche Führung charakterisieren?«
    »Mustergültig, ohne überragend zu sein«, sagte Hutton.
    Er fragte: »Hat es jemals Scherereien gegeben?«
    »Meines Wissens nicht«, sagte Hutton.
    Er fragte: »Hat er jemals eine Straftat verübt?«
    »Meines Wissens nicht«, sagte Hutton.
    Er fragte: »Sind Ihnen die jüngsten Ereignisse in dieser Stadt bekannt?«
    »Ja, das sind sie«, sagte Hutton.
    Er fragte: »Gibt es in James Barrs Vergangenheit irgendetwas, das es wahrscheinlich – oder unwahrscheinlich – macht, dass er mit diesen Ereignissen in Verbindung steht?«
    »Meines Wissens nicht«, sagte Hutton.
    Zuletzt fragte er: »Gibt es irgendeinen Grund, aus dem das Pentagon an James Barr mehr als an jedem anderen Veteranen interessiert sein könnte?«
    »Meines Wissens nicht«, sagte Hutton.
    An diesem Punkt gab Alex Rodin entnervt auf.
    »Okay«, sagte er. »Danke, General Hutton.«
     
    Helen Rodin ging dreißig Meter weiter und blieb einen Augenblick auf der Straße vor James Barrs Haus stehen. Die Einfahrt war mit Absperrband gesichert, die eingetretene Haustür mit einer Sperrholzplatte verschalt. Das Haus sah einsam und verlassen aus. Hier gab es nichts zu sehen. Deshalb benützte sie ihr Handy, um ein Taxi zu rufen, und ließ sich ins County Hospital fahren. Als sie es nach sechzehn Uhr erreichte, stand die Sonne im Westen und ließ den weißen Betonklotz in blassen Orange- und Rosatönen leuchten.
    Sie fuhr in den fünften Stock, meldete sich bei dem Aufseher der Gefängnisbehörde an, fand den übermüdeten dreißigjährigen Arzt und fragte ihn nach James Barrs Zustand. Der Arzt gab nur zögerlich Antwort. James Barrs Zustand interessierte ihn nicht sonderlich. Das war nicht zu übersehen. Daher ging Helen einfach an ihm vorbei in Barrs Zimmer.
    Barr war noch immer mit Handschellen ans Bett gefesselt. Sein Kopf steckte weiter in der Halterung. Seine Augen standen offen, und er starrte die Zimmerdecke an. Seine Atmung ging flach und langsam; der Herzmonitor piepste weniger als einmal in der Sekunde. Da seine Arme leicht zitterten, klirrten die Handschellen an dem stählernen Bettgestell. Gedämpfte metallische Geräusche.
    »Wer ist da?«, wollte er wissen.
    Helen trat ans Bett und beugte sich über sein Gesicht.
    »Werden Sie gut versorgt?«, fragte sie.
    »Ich kann mich nicht beklagen«, sagte er.
    »Erzählen Sie mir von Ihrem Freund Charlie.«
    »Ist er hier?«
    »Nein.«
    »War Mike schon da?«
    »Ich glaube nicht, dass Sie Besuch bekommen dürfen. Nur Anwälte und Angehörige.«
    Barr sagte nichts.
    »Sind das Ihre einzigen Freunde?«, erkundigte sich Helen. »Mike und Charlie?«
    »So ziemlich«, antwortete Barr. »Und Mike ist mehr ein Nachbar.«
    »Was ist mit Jeb Oliver?«
    »Mit wem?«
    »Er ist Verkäufer im Autozubehörgeschäft.«
    »Den kenne ich nicht.«
    »Bestimmt nicht?«
    Barr kniff die Augen zusammen und schob die Unterlippe vor wie ein Mann, der eifrig sein Gedächtnis durchforstet, weil er unbedingt gefallen möchte.
    »Tut mir leid«, sagte er dann. »Nie von ihm gehört.«
    »Nehmen Sie Drogen?«
    »Nein«, sagte Barr. »Niemals. Das täte ich nie.« Er schwieg einen Moment. »Ich mache überhaupt nicht viel. Lebe halt so dahin. Deshalb verstehe ich diese ganze Sache nicht. Ich war vierzehn Jahre lang in Freiheit. Weshalb sollte ich das alles jetzt aufs Spiel setzen?«
    »Erzählen Sie mir von Charlie«, forderte Helen ihn auf.
    »Wir treffen uns manchmal«, erklärte Barr. »Wir unternehmen was zusammen.«
    »Mit Waffen?«
    »Auch, aber nicht oft.«
    »Wo wohnt Charlie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Wie lange sind Sie schon mit ihm befreundet?«
    »Fünf Jahre. Vielleicht sechs.«
    »Und Sie wissen nicht, wo er wohnt?«
    »Er hat’s mir nie gesagt.«
    »Aber er war in Ihrem Haus.«
    »Na und?«
    »Sie waren nie in seinem?«
    »Er ist stattdessen zu mir gekommen.«
    »Haben Sie seine Telefonnummer?«
    »Er kommt einfach vorbei, hier und da, ab und zu.«
    »Sind Sie eng befreundet?«
    »Eng genug.«
    »Wie eng genau?«
    »Wir kommen miteinander aus.«
    »So gut, dass sie ihm erzählt haben, was vor vierzehn Jahren passiert ist?«
    Barr gab keine Antwort. Schloss lediglich die Augen.
    »Haben Sie’s ihm erzählt?«
    Barr schwieg.
    »Ich glaube, dass Sie’s ihm erzählt haben«, fuhr Helen fort.
    Barr bestätigte nichts, leugnete nichts.
    »Mich überrascht, dass ein Mann nicht einmal weiß, wo sein Freund wohnt. Vor allem ein so enger Freund, wie

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