Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten
Irisch-Republikanischen Armee hatte zahlreiche Verbindungen in Amerika, aber kein Mensch glaubte, daß die ULA welche hatte. Wenn sie wirklich planten, hier etwas zu unternehmen, würden sie die Verbindungen brauchen, meinte Ryan. O'Donnell könnte sich an einige seiner ehemaligen IRA-Freunde wenden, aber es war äußerst unwahrscheinlich. Er war ein gefährlicher Mann, aber nur auf seinem heimatlichen Boden. Amerika war nicht sein Revier. Der Bericht bestätigte es. Jack wußte natürlich, daß er nach einem Vormittag Arbeit keine so weitgehende Schlußfolgerung ziehen sollte. Er würde weitermachen - und bei dem Tempo, das er vorlegte, würden die Recherchen zwei oder drei Wochen dauern. Er wollte wenigstens das Verhältnis zwischen O'Donnell und der IRA prüfen. Er hatte das Gefühl, daß sich irgend etwas Sonderbares abspielte, ein Gefühl, das Murray offensichtlich teilte, und er wollte die Daten ausführlich untersuchen, um eine plausible Theorie entwickeln zu können. Er schuldete der CIA etwas für ihre Zuvorkommenheit.
Das Unwetter war von erhabener Pracht. Miller und O'Donnell standen an den bleiverglasten Fenstern und beobachteten, wie der Sturm über dem Atlantik die See zu gischtenden Wellen auftürmte, die sich am Fuß der Klippen brachen, auf denen das Haus stand. Das dumpfe Donnern der Brandung lieferte die Bässe, und der heulende und pfeifende Wind sorgte für die hohen Töne. Regen klatschte an die Scheiben.
«Kein Tag für einen Segeltörn, Sean», sagte O'Donnell und hob sein Whiskyglas.
«Wann fahren die Kollegen nach Amerika?»
«In drei Wochen. Nicht mehr lange bis dahin. Willst du es immer noch?» Der Anführer der ULA fand, daß die Zeit für das, was Sean plante, ein bißchen knapp wurde.
«Es ist eine Chance, die wir nicht verpassen dürfen, Kevin», antwortete Miller fest.
«Hast du vielleicht noch ein anderes Motiv?» fragte O'Donnell. Besser, offen darüber zu sprechen, fand er.
«Bedenke die Folgen. Die Provisorischen fahren hin, um ihre Unschuld zu beteuern, und ...»
«Ja, ich weiß. Es ist eine gute Gelegenheit. Sehr schön. Wann willst du fliegen?»
«Mittwoch morgen. Wir müssen möglichst bald anfangen. Selbst mit unseren Kontakten wird es nicht leicht sein.»
13
Die beiden Männer beugten sich über einen vergrößerten Kartenausschnitt, neben dem einige zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter große Fotografien lagen.
«Das wird der schwierige Teil sein», sagte Alex. «Bei dem kann ich dir nicht helfen.»
«Was ist das Problem?» Sean konnte es sehen, aber mit der Frage wollte er die Tüchtigkeit seines neuen Partners prüfen. Er hatte noch nie mit einem Schwarzen gearbeitet, und obwohl er Alex und seine Gruppe letztes Jahr kennengelernt hatte, waren sie, wenigstens in operationaler Hinsicht, unbekannte Größen.
«Er kommt immer durch Tor drei raus, hier. Diese Straße ist eine Sackgasse, wie du siehst. Wenn er rauskommt, muß er geradeaus nach Westen, oder er muß nach Norden abbiegen. Diese Straße wäre breit genug, um den Job von einem Wagen aus zu erledigen, aber die hier ist zu schmal, und sie führt in die falsche Richtung. Die einzige sichere Stelle ist also genau hier, an der Ecke. Hier und hier sind Ampeln.» Alex zeigte hin. «Die Straßen sind beide schmal, und rechts und links parken immer Autos. Das Gebäude hier ist ein Haus mit Eigentumswohnungen. Das hier sind Einfamilienhäuser, sehr teure. Es gibt komischerweise kaum Fußgänger. Ein Mann kann wahrscheinlich vorbeigehen, ohne Aufsehen zu erregen. Aber zwei oder mehr - hm-mh.» Er schüttelte den Kopf. «Außerdem ist es ein weißes Viertel. Ein Schwarzer würde garantiert auffallen. Dein Mann wird es allein machen müssen, Kamerad, und er muß es zu Fuß machen. Der Eingang hier ist wahrscheinlich die beste Stelle, aber er muß schnell sein, sonst ist das Ziel vorbei.»
«Wie kommt er weg?» fragte Sean.
«Ich kann hier um die Ecke einen Wagen parken, oder hier, hinter dieser Ecke. Das Timing dafür ist nicht weiter wichtig. Wir können den ganzen Tag warten, bis die richtige Lücke frei wird. Wir haben jede Menge Fluchtrouten. Das ist also auch kein Problem. In der Rush-hour sind die Straßen voll. Das ist aber ein Vorteil für uns. Die Bullen werden eine ganze Zeit brauchen, bis sie da sind, und wir können einen Wagen nehmen, der unauffällig aussieht, wie ein Regierungswagen. Die können sie nicht alle anhalten und durchsuchen. Das Wegkommen ist leicht. Das Schwierige ist dein
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