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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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sie zu machen. Es ist so ähnlich, wie wenn man Reporter ist», entgegnete Ryan lächelnd. «Ich kritisiere andere Leute, nachdem sie ihre Entscheidungen längst getroffen haben. Das bedeutet nicht, daß ich wüßte, was heute zu tun wäre.»
    «Aber Sie haben gewußt, was Dienstag zu tun war», meinte die Times. Ryan nickte.
     
    «Ja, ich nehme an, ich wußte es», sagte Ryan auf dem Bildschirm.
    «Schlauer Bursche», murmelte Kevin Joseph O'Donnell in ein Glas mit dunklem Guinness-Bier. Seine Operationsbasis war viel weiter von der Grenze entfernt, als irgend jemand vermutet hätte. Irland ist ein kleines Land, knapp 450 Kilometer lang, und Entfernungen sind nur relativ, besonders für Leute, die über alle erdenklichen Hilfsmittel verfügen. Seine ehemaligen Kollegen von der IRA hatten ein ganzes Netz von konspirativen Häusern längs der Grenze, sehr bequem für einen schnellen Grenzübertritt aus beiden Richtungen. Nicht O'Donnell. Er hatte viele praktische Gründe dafür. Die Briten hatten ihre Informanten und Nachrichtenleute, die dort herumschnüffelten - und die SAS-Truppen, die Personen, die den Fehler gemacht hatten, zu bekannt zu werden, gern auf die schnelle schnappten oder töteten. Die Grenze konnte für beide Seiten ein Vorteil sein. Eine größere Bedrohung war der Provisorische Flügel der IRA selbst. Ein ehemaliger Kollege könnte immer noch sein Gesicht erkennen, obgleich er sich einer kleinen kosmetischen Operation unterzogen und seine Haarfarbe geändert hatte. Aber nicht hier.
    Er wandte den Blick von dem Sony-Fernseher und schaute aus den bleiverglasten Fenstern auf das dunkle Meer. Er sah die Lichter einer Autofähre aus Le Havre. Das Panorama war immer schön. Selbst bei Sturm, wenn die Sicht schlecht war, konnte man immer noch das Toben der Elemente genießen und die grauen Brecher beobachten, die an die schrundigen Klippen schlugen. Jetzt, in der kalten und klaren Luft, konnte er bis zum Horizont sehen, wo die Sterne leuchteten, und machte ein Handelsschiff aus, das ostwärts zu einem unbekannten Hafen fuhr. Es gefiel O'Donnell, daß dieser Herrensitz auf der Landzunge früher einem britischen Lord gehört hatte. Es gefiel ihm noch mehr, daß er imstande gewesen war, ihn über eine Scheinfirma zu kaufen, und daß es wenige Fragen gegeben hatte, weil ein angesehener Anwalt mit Bargeld winken konnte. Sie war so wunderbar, diese Gesellschaft - jede Gesellschaft war es, wenn man die notwendigen Mittel hatte ... und einen guten Schneider. So seicht waren sie. So wenig politisches Bewußtsein hatten sie. Man muß wissen, wer seine Feinde sind, sagte O'Donnell sich wenigstens zehnmal am Tag. Eine «liberale» demokratische Gesellschaft war allerdings kein Feind. Feinde, das waren Menschen, mit denen man richtig umgehen mußte, mit denen man oft Kompromisse schließen, höflich sein mußte, man mußte sie umgarnen und für seine Zwecke einspannen.
    Narren, dumme und ignorante Narren, die es verdienten, daß man sie vernichtete!
    Eines Tages würden sie alle verschwinden, genau wie diese Schiffe irgendwann unter den Horizont rutschten. Die Geschichte war eine Wissenschaft, ein zwangsläufiger Prozeß. Dessen war O'Donnell sicher.
    Dieser Ryan war immer noch da, sah er, redete immer noch liebenswürdig mit den Idioten von der Presse. Ein Held, Scheiße. Warum hast du deine Nase in etwas gesteckt, was dich nichts anging? Wahrscheinlich aus einem Reflex heraus, antwortete er sich selber. Verdammter naseweiser Narr. Du weißt nicht mal, was hier los ist, oder? Keiner von euch weiß es.
    Amerikaner. Die Narren von der IRA reden immer noch gern mit euch, erzählen euch ihre Lügen und geben vor, sie vertreten Irland. Was wißt ihr Yankees denn von irgend etwas? Oh, aber wir können es uns nicht leisten, die Amerikaner vor den Kopf zu stoßen, sagte die IRA immer noch. Diese verdammten Amis mit ihrem vielen Geld und ihrer Überheblichkeit, ihren Vorstellungen von Richtig und Falsch. Wie Kinder, die für die Erstkommunion kostümiert sind. So rein. So naiv. So nutzlos mit ihren mageren Spenden - trotz aller britischen Beschwerden über die US-Sammelaktionen für Irland hatte der Provisorische Flügel in den letzten drei Jahren nicht mal eine Million Dollar bekommen. Alles, was die Amerikaner über Irland wußten, stammte aus ein paar Filmen, von wenigen Liedern zum St. Patrickstag, die sie nur halb behalten hatten, und einer gelegentlichen Flasche Whisky. Was wußten sie vom Leben in Ulster, von der

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