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Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten

Titel: Jack Ryan 02 - Die Stunde der Patrioten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Jack», sagte die Queen.
    Ryan riskierte einen schnellen Blick auf den Tisch. Die Stühle standen weit genug auseinander, so daß er nicht befürchten mußte, Ihre Majestät mit seinem vergipsten linken Arm zu belästigen.
    Das Schlimmste an dem Dinner war, daß Ryan sich später partout nicht erinnern konnte, was es gegeben hatte - und er zu stolz war, Cathy danach zu fragen. Er hatte inzwischen Übung darin, mit einer Hand zu essen, aber er hatte noch nie in so hochkarätiger Gesellschaft diniert, und er war sicher, daß alle ihn beobachteten. Er war schließlich ein Yankee und wäre auch ohne Gips eine Kuriosität gewesen. Er erinnerte sich fortwährend daran, vorsichtig zu sein, nicht zuviel Wein zu trinken, sich gewählt auszudrücken. Dann und wann warf er einen Blick auf Cathy, die am anderen Ende des Tisches neben dem Herzog von Edinburgh saß und sich sichtlich amüsierte. Er war ein bißchen wütend, daß sie sich in dieser Umgebung wohler fühlte als er. Ich bin hier absolut deplaciert, dachte Ryan, während er auf etwas kaute, das er sofort danach wieder vergaß. Er fragte sich, ob er auch dann hier sitzen würde, wenn er ein unerfahrener junger Bobby oder ein einfacher Soldat der Königlichen Marineinfanterie gewesen wäre, der sich zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort befunden hätte. Wahrscheinlich nicht. Und warum nicht? Er wußte es nicht. Er wußte aber, daß die Institution des Adels irgendwie gegen seine amerikanischen Prinzipien ging. Gleichzeitig aber gefiel es ihm, geadelt zu werden. Der Widerspruch beunruhigte ihn auf eine unerklärliche Weise. All die Aufmerksamkeit ist zu verführerisch, sagte er sich. Es wird guttun, von all dem wegzukommen! Wirklich? Er trank einen kleinen Schluck Wein. Ich weiß, ich gehöre nicht hierher, aber möchte ich hierher gehören? Gute Frage. Der Wein gab ihm keine Antwort. Er mußte sie woanders suchen.
    Er schaute den Tisch hinunter zu seiner Frau, die sehr gut hierher zu passen schien. Sie war in einer ähnlichen Atmosphäre aufgewachsen, sehr wohlhabende Familie, großes Landhaus in Westchester, viele Parties, bei denen die Leute einander erzählten, wie wichtig sie alle seien. Cathy und er waren glücklich mit dem, was sie hatten, sie fühlten sich beide wohl in ihrem Beruf, aber bedeutete ihre auffallende Gelöstheit, daß ihr zu Hause etwas fehlte? Er runzelte die Stirn.
    «Ist alles in Ordnung, Jack?» fragte die Queen.
    «O ja, Madam, entschuldigen Sie bitte. Ich fürchte, ich werde eine Weile brauchen, um mich all dem anzupassen.»
    «Jack», sagte sie eindringlich, «der Grund, warum alle Sie mögen - und wir mögen Sie alle, vergessen Sic das nicht -, liegt darin, daß Sie so sind, wie Sie sind. Versuchen Sie bitte nicht, sich zu ändern.»
    Ryan ging nach einer Weile auf, daß dies wahrscheinlich das größte Kompliment war, das ihm je ein Mensch gemacht hatte. Vielleicht war Adel eher eine innere Einstellung als eine Institution. Mein Schwiegervater könnte daraus was lernen, dachte er. Mein Schwiegervater könnte aus einer Menge Dinge etwas lernen.
    Drei Stunden später folgte Jack seiner Frau in ihr Zimmer. Rechts ging ein kleiner Wohnraum ab. Die Decke des Betts, das er vor sich sah, war bereits zurückgeschlagen. Er lockerte seine Krawatte, machte den obersten Hemdknopf auf und atmete lange und hörbar aus.
    Nur eine einzige Tischlampe brannte, und Cathy knipste sie aus. Jetzt wurde das Zimmer nur noch vom Schein der fernen Straßenlampen beleuchtet, der durch die schweren Gardinen drang. Ihr weißes Kleid hob sich im Dunkeln ab, aber von ihrem Gesicht sah er nur die geschwungenen Lippen und die glänzenden Augen, als sie den Fenstern den Rücken drehte. Er legte seinen gesunden Arm um sie und verfluchte den monströsen Gips um die linke Seite seines Rumpfs, als er sie an sich zog. Sie schmiegte das Gesicht an seine gesunde Schulter, und er spürte ihre weichen Haare an seiner Wange. Eine oder zwei Minuten lang sagte keiner von ihnen etwas. Sie genossen es, hier in der stillen Dunkelheit allein zu sein.
    «O Schatz.»
    «Wie fühlst du dich, Jack?» Es war mehr als eine Floskel.
    «Nicht übel. Gut ausgeruht. Die Schulter tut nicht mehr sehr weh. Das Aspirin wirkt Wunder.» Das war eine Übertreibung, aber Jack war Schmerzen gewohnt.
    «Jetzt sehe ich, wie sie es gemacht haben.» Cathy untersuchte die linke Seite seines Smokingjacketts. Der Schneider hatte die ganze Partie unter dem Arm mit Schnappverschlüssen versehen, so daß der

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