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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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geduldigem Tonfall sagte er: »Eine Bande junger Leute hat die Hunde gestohlen, zur Müllkippe beim Krankenhaus geschafft, mit Benzin übergossen und dann zugesehen, wie weit sie laufen konnten, bevor sie – wie sollen wir es nennen – ausbrannten? «
    »Heiland.«
    Er rieb sich die Hände, als wüsche er sie, und sagte: »Ich bezweifle, dass der Erlöser irgendetwas mit der Sache zu tun hat, außer vielleicht in Seines Vaters heiligem Zorn.«
    Die letzten Worte klangen nach Fundamentalismus und wirkten so eisig, wie sie gemeint waren.
    »Das stand nicht in den Zeitungen – in den Nachrichten habe ich auch nichts davon gehört.«
    Jetzt lächelte er, und das hatte etwas ganz leicht Manisches, nur ein ganz kleines bisschen Spucke auf der Unterlippe, ein Glanz der Erregung in den Augen.
    »Die Organe, die für Triviales wie abgängige Hunde viel zu beschäftigt sind. Selbst Sie haben es der Mühewaltung nicht für nötig erachtet, der Sache auch nur müßig, träge auf den Grund zu gehen. Die Welt ist zur Hölle gefahren, Taylor. Wenn Sie jemals lange genug nüchtern gewesen wären, hätten Sie es bemerkt.«
    Ich ballte die Fäuste, versuchte, nicht zum Schreibtisch zu gehen.
    Er fuhr fort: »Also setzten wir eine aktivere Form der Nachbarschaftsüberwachung ins Werk, und ich kann Ihnen sagen, dass die betreffenden jungen Leute keine Hunde – oder sonst was – mehr stehlen werden. Eine ganze Zeit lang nicht. Muss ich deutlicher werden?« Fast glomm er vor Selbstgerechtigkeit.
    Ich sagte: »Bürgerwehr, so nennt man das.«
    Er stand auf. Meine Sitzung war beendet.
    »Ach, Taylor, wir sind das, was diese Stadt braucht: Bürger, vereint in affirmativer, in bejahender Aktion.«
    Wenn man ihn nicht windelweich drösche, gäbe es nichts, womit man seine Selbstgefälligkeit erschüttern könnte. Ich sagte: »Der Ku-Klux-Klan verwendet eine ähnliche Rhetorik. Tragen Sie bereits weiße Laken?«
    Er sah mich mit kompletter Verachtung an.
    »Leben Sie wohl, Taylor, und lassen Sie mich hinzufügen, dass Sie in diesem Stadtteil nicht willkommen sind, uns ist hier an Anstand und Gediegenheit gelegen.«
    Der Scheißkerl drohte mir. Ich fragte: »Andernfalls brechen Sie in bejahende Aktionen aus?«
    Er öffnete die Haustür, sagte: »Nehmen Sie es als eine Warnung im Guten.«
    »Ich werde gehen, wohin es mir verdammt beliebt, und wenn Sie affirmativ agieren wollen, brauchen Sie mehr als ein Laken, Kumpel.«
    Ich ging hinunter in Richtung Kanal, Galle im Mund sowie tiefes Bedauern, dass ich ihm nicht wenigstens einen Kleinen vor den Latz geknallt hatte. In meinem Kopf war ein Mahlstrom. Kings Lagerhaus war für nichts und wieder nichts dem Erdboden gleichgemacht worden und Eoin Heaton im Kanal ertrunken. Warum?
    Eine Frau mit Sammelbüchse, die Fähnchen für die Obdachlosen verkaufte, näherte sich.
    »Würden Sie gern den Armen helfen?«
    Ich fummelte nach einem Schein, stopfte ihr einen Zwanziger in die Büchse, sagte: »Falsche Terminologie.«
    Sie starrte mich an. »Wie bitte?«
    »Die Armen. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass sie jetzt die Benachteiligten sind.«
    Sie ging schnell davon. Den Zwanziger behielt sie.
    Ich ging dorthin zurück, wo Eoin Heaton sich herumgetrieben hatte, versuchte herauszubekommen, was ihm zum Teufel geschehen war. Eine Runde durch schmuddelige Kneipen, grässliche Wettbüros und stieß, wenn schon nicht auf eine Goldader, so doch im Sozialamt auf einen Hinweis. Ein Typ dort sagte mir, Heaton habe bei seiner Mutter gewohnt, und wenn jemand ihn kannte, dann sie.
    Sie wohnte in Bohermore, in einem der wenigen im ursprünglichen Zustand belassenen Häuser, die nicht zu Stadtresidenzen umgewandelt worden waren. Das gute alte Eins-rauf-eins-runter-Modell, in einer Reihenhaussiedlung. Es hatte einen winzigen Garten, bestens in Schuss gehalten, und die Vorderfront war frisch gestrichen.
    Ich klopfte an die Tür, und sie wurde von einer winzigen Frau geöffnet, von Alter und Armut gebeugt. Ihre Kleidung war makellos, so sauber wie nur je etwas, was die Wäscherei des Magdalenenstifts verlassen hatte. Die Erinnerung an das Stift ließ mich schaudern.
    »Mrs Heaton, es tut mir so leid, dass ich Sie belästige, ich war ein Freund von Eoin.«
    Sie hob mit sichtbarer Anstrengung den Kopf, sah mich an, sagte: »Kommen Sie herein, amac. «
    Sohn. Heiland, den Ausdruck hatte ich seit zwanzig Jahren nicht gehört. Sie ging in ein kleines Wohnzimmer voraus, auch das so sauber wie die Erlösung. An der Wand

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