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Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Jack Taylor auf dem Kreuzweg

Titel: Jack Taylor auf dem Kreuzweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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darum, wie der, der es sagt, sich benimmt.«
    Leider daneben, oder?
    Aber er kaufte den Spruch mit allem Drum und Dran, sagte: »Dies mir gefällt. Darf ich bitten weiterverwenden?«
    Heiland.
    Ich sagte: »Müssen Sie wissen.«
    Brachte mir ein weiteres Megagelächter ein. Vielleicht sollte ich nach Osteuropa ziehen, Stegreifkomiker werden.
    Ich sagte: »Danke für Ihre Zeit.«
    Er streckte die Hand aus, und ich schlug ein.
    Er sagte: »Ich mag Sie, Miiister, Sie mich bringen zum Lachen. Dies Land, es nicht mich bringt zum Lachen sehr oft.«
    Auf die Gefahr, mich wie ein Zen-Meister anzuhören, begnügte ich mich mit: »Sie sehen es aus dem falschen Blickwinkel.«
    Das bewegte er in seinem Sinn, fragte dann: »Und wie ist er, der richtige … Blickwinkel?«
    »Als wäre es wurscht.«
    Er kapierte nicht so recht, sondierte: »Aber es ist nicht wurscht?«
    Ich stieg aus dem Lieferwagen, sagte zum Abschied: »Sobald ich es herausfinde, sage ich Ihnen Bescheid.«
    Ich brauchte auch jemanden zum Reden.
    Früher hatte ich immer vor mich hin gedengelt, Ratschläge ignoriert, alles einfach auf mich zukommen lassen. Und natürlich gesoffen. Wer brauchte schon Ratschläge? Ich hatte den Alk, der mir so viele verrückte Vorschläge machte, wie ich verwerten konnte.
    Nunmehr nüchtern, oder trocken, egal, war es vielleicht Zeit, mir ein bisschen helfen zu lassen. Wellewulst kam nicht infrage. Wir waren dermaßen in Kampfhandlungen verkrallt, dass sie keinerlei Hilfe gewesen wäre, und wenn sie gewusst hätte, dass ich mir eine Pistole gekauft hatte, hätte sie mich wahrscheinlich verhaftet.
    Jeff, mein großer Freund, galt als vermisst. Seitdem ich den Tod seines Kindes verursacht hatte, war er vom Erdboden verschwunden. All meine Anstrengungen, ihn ausfindig zu machen, waren vergeblich gewesen.
    Und das war’s. So alt zu werden, wie ich war, und niemanden zu haben, keine Menschenseele, der man sich anvertrauen konnte, das ist eine Affenschande und Quittung dafür, wie viel meine Art zu leben mich gekostet hatte. Ich spielte mit dem Gedanken, Gina anzurufen. Ich hatte eindeutig immer noch Gefühle für sie. Ich wusste nicht mehr, was Liebe war – falls ich das je gewusst hatte –, aber solang ich mir die Killerfamilie nicht vorgeknöpft hatte, beschloss ich zu warten.
    Damit blieb nur noch Stewart übrig, der Drogendealer. Anstatt das zu Tode zu analysieren, rief ich ihn einfach an, und er sagte: »Kommen Sie vorbei, ich habe gerade neuen Kräutertee gekauft.«
    Ich konnte nur hoffen, dass das mit dem Tee komisch gemeint war.
    Auf dem Weg zu ihm machte ich in einem religiösen Laden halt. Bei der Augustinerkirche gibt es einen: jede Menge Reliquien vom hl. Judas, nagelneue Bücher über den verstorbenen Papst. Ich fand nicht, wonach ich suchte, genau wie U2.
    Die Frau hinter dem Ladentisch sagte: »Ich kenne Sie.«
    Wie der Titelsong meines Lebens.
    Und nie erbaulich.
    Sie sagte: »Ich habe Ihre Frau Mutter gekannt.«
    Ich wartete auf die übliche Predigt, die Plattitüden, den Klagegesang, was für eine fabelhafte Frau sie doch gewesen war, fast eine Heilige und den gesamten anderen Scheiß. Ich nickte, dachte: Bringen wir die Seligsprechung hinter uns.
    Sie sagte: »Harte Frau, Ihre Mutter, aber ich nehme nicht an, dass ich Ihnen das sagen muss.«
    Ich erwärmte mich augenblicklich für die Dame, fragte: »Haben Sie ein Brigittenkreuz?«
    Sie lächelte, ein Lächeln echter Wärme.
    »Ja, beim Heiligen, die werden kaum noch verlangt.«
    Sagte aber, sie würde im Lager nachsehen.
    Ich las eine Plakette mit den Desiderata, während ich wartete, und überlegte, dass man damit und mit der Glock für die Wechselfälle des Lebens gerüstet war.
    Die Frau fand ein Kreuz, pustete den Staub ab und sagte: »Da ist kein Preis dran.«
    Ich überreichte ihr einen Zwanzigeuroschein, und sie sagte, das sei viel zu viel. Ich sagte ihr, sie solle ihn an die Armen weiterleiten. Sie erlaubte sich ein weiteres Lächeln.
    »So nennen wir sie schon lange nicht mehr. Wir nennen sie benachteiligt. «
    Darauf hatte ich keine Erwiderung, dankte ihr für ihre Zeit.
    Als ich ging, sagte sie: »Möge Gott gut auf Sie aufpassen.«
    Oder wer auch immer, das hoffte ich, Hölle auch, ebenfalls. Selbst wollte es mir ja nicht gelingen.
    Als Stewart die Tür öffnete, erkannte ich ihn zuerst nicht wieder, dann wurde mir klar, dass er sich den Schädel rasiert hatte.
    Ich sagte: »Sie gehen mit der Zen-Kiste ja wirklich bis zum Äußersten.«
    Er bedeutete mir

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