Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
der Nase zu. Was mich ärgerte, war, dass sie in beiden Punkten recht hatte.

»Ich liebte meine Freunde so sehr, dass ich wahrhaftig
in sie verliebt war und mir wünschte, sie wären in mich verliebt. Aber da es im Leben nun mal nicht so läuft,
vermasselte ich mir damit länger, als ich zurückzudenken wagen,
jede Chance auf eine richtige Beziehung.«
    John Ramster, Ihr bester Freund

A m folgenden Montag holte sich ein Student im vierten Semester einen Cappuccino aus dem Deli. Es war einer dieser frischen Tage, keine Wolke am Himmel. Die Hoffnung, die in der Luft lag, war fast mit Händen zu greifen. Den Menschen wurde leicht ums Herz, und Fremde bedachten einen mit einem Wiegehts, mit einem Lächeln.
    So ein Tag.
    Der Student saß auf einer Bank beim Square, nippte am Kaffee. Ein zielloser Penner näherte sich und bat um:
    »Eine kleine Spende für eine Tasse Tee, Sir.«
    Aber es war kein ernstes Gebettel, eher Gewohnheit als Notwendigkeit. Ohne Einschüchterung. Die Nicht-Europäer fragten nach dem Weg zum Sozialamt. Zu Mittag kam von den Glocken das Angelus-Läuten. Unten beim Great Southern Hotel unterbrachen zwei Arbeiter ihre Bemühungen und bekreuzigten sich. Das ist ein seltener Anblick. Nicht, dass sie ihre Arbeit unterbrachen, sondern dass sie sich beim Angelus-Läuten bekreuzigten.
    Gegen 12:15 Uhr näherte sich ein Mann, stand eine Sekunde lang hinter dem Studenten. Dann zog er eine Pistole, hielt sie gegen die Basis des Kopfs des Studenten und drückte ab. Dann machte er auf dem Absatz kehrt, ging ans Ende des Platze s … und verschwand.
    Im Fortgehen warf er das Einwickelpapier seines Juicy-Fruit-Kaugummis auf die Straße.
    Die Polizei appellierte nicht an etwaige Zeugen, sich bitte dringend zu melden. Sie hatte bereits viel zu viele.
    Alle mit widersprüchlichen Aussagen.
    Sie beschrieben den Mann als: groß, klein, dick, dünn.
    Er hatte: langes Haar, schwarzes Haar, eine Glatze.
    Trug: Anzug, Lederjacke, Wachsjacke, Regenmantel.
    War aber eindeutig: alt, jung, so etwa mittel.
    Ein Phantombild ähnelte der halben männlichen Bevölkerung sowie ein paar Frauen.
    Hauptkommissar Clancy tönte:
    »Dies ist ein abscheuliches, widerwärtiges Verbrechen. Die Polizei wird nicht ruhen, bis der kaltblütige Mörder dingfest gemacht ist.«
    Er ließ sich zusätzlich über Gesetzlosigkeit, eine Krise der gesamten Gesellschaft, Drogen und eine Anzahl vage verwandter Themen aus.
    Schloss mit den Worten:
    »Die Polizei verfolgt sehr konkrete Spuren.«
    Oder, mit anderen Worten, sie hatte nicht den leisesten Schimmer. Ich war mit einem Buch untergetaucht.
    Der vollständige Titel lautete:
    Movie Wars: How Hollywood and the Media Conspire to Limit What Films We Can See.
    Von Jonathan Rosenbaum.
    Ich war gut damit vorangekommen, hatte fast vergessen, wie dringend ich trinken wollte. Das Telefon klingelte. Ich nahm den Hörer ab, sagte:
    »Ja.«
    »Jack, hier ist Bill.«
    »Hallo, Bill.«
    »Ich möchte erfahren, welche Fortschritte die Ermittlungen machen.«
    »Oh.«
    »Also, welche Fortschritte?«
    »Die Ermittlungen laufen.«
    Bitteres Lachen, dann:
    »Klingt wie Polizist.«
    »Alte Gewohnheiten.«
    »Nur dass ich diesen Scheiß nicht hören will.«
    »Braucht seine Zeit, Bill.«
    »Und wer hat dir befohlen, diesen frommen Trottel, Flood, einzuschalten?«
    »Niemand. Wenn man jemanden finden will, ist er der Beste.«
    »Ich sage dir, zieh ihn verdammtescheißenochmal nicht in meine Angelegenheiten hinein.«
    Allmählich hatte ich es satt und sagte:
    »Und jetzt? Werde ich gefeuert?«
    Ich hörte, wie er einatmete, dann:
    »Werd nicht frech, Jack. Frech ist ganz bestimmt nicht das, was du werden möchtest.«
    »Ich steh nicht so auf Drohungen, Bill.«
    »Gewöhn dich dran.«
    Klick.
    Ich versuchte mich wieder in das Buch zu vertiefen, aber der Zauber war dahin. Am liebsten wäre ich zu Sweeney’s gegangen und hätte Bill unter die Füße genommen. Ich nahm mir meine Jacke und knallte mit aller Macht die Tür hinter mir zu. Kindisch, aber befriedigend.
    In der St. Anthony’s Lane ist ein Coffeeshop. Er wird von einem Basken geführt und ist für die meisten Fußgänger unsichtbar. Ich hatte immer vorgehabt, den Burschen zu fragen, was ihn nach Galway verschlagen hat, aber nie die Energie dazu aufgebracht. Außerdem schätzen es Basken, sagt man, nicht sehr, wenn man ihnen Fragen stellt. Der Laden brummte wie immer. Juristen vom Gericht, Lehrer von der Mercy School, ein verirrter Student und zwei spanische
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher