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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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sie:
    »Müssten Sie sich nicht Notizen machen?«
    Doch. Müsste ich.
    Ich patschte mir an die Stirn, sagte:
    »Geht alles hier rein.«
    Das kaufte sie mir nie im Leben ab, sicherheitshalber soufflierte ich: »Also dreimal?«
    »Ja, einmal am helllichten Tage.«
    Sie zog eine angewiderte Grimasse, sagte:
    »Beim dritten Ma l … haben sie sich auf die Auslegware erleichtert.«
    Die Pillchen trudelten munter vor sich hin, und am liebsten hätte ich gesagt:
    »Jetzt verscheißern Sie mich aber.«
    Stattdessen:
    »Sehr störend. Eine Ahnung, wer die Schuldigen sein könnten?«
    Sie schnalzte. Ein beunruhigendes Geräusch, fast wie ein »Hü-hott«. Sie sagte:
    »Zweifellos aus der Siedlung.«
    »Ms Monroe, es gibt so viele Siedlungen; könnten Sie sich etwas genauer äußern?«
    Jetzt war ihr die Ungeduld anzusehen, und sie schnappte:
    »Aber wirklich! Als könnte es noch eine geben.«
    »Verstehe.«
    Wenn sie sie nicht beim Namen nennen wollte, wollte ich es schon gar nicht. Ich versuchte, nachdenklich zu wirken. Als wöge ich das Gehörte ab.
    Ich wog es nicht ab.
    Ich sagte:
    »Ich werde einen ausführlichen Bericht abliefern.«
    Sie stützte die Hände auf die Hüften und spottete:
    »Sie werden, mit anderen Worten, nichts unternehmen.«
    Ich stand auf, dachte:
    »Das Angebot, ein Tässchen Tee zu machen, wäre hilfreich gewesen.«
    Sie legte die Hand an die Stirn und sagte:
    »Oh.«
    Und sah aus, als werde sie gleich ohnmächtig. Ich steuerte sie zu einem Stuhl, setzte sie hin. Sie roch nach Karbolseife, wie ein starkes Desinfektionsmittel. Ich fragte:
    »Kann ich Ihnen etwas bringen?«
    »Ein bisschen Sherry. Er steht in der Küche, in dem Wandschrank über dem Kessel.«
    Ich ging hin. Auch die Küche war makellos. Dämonisch antiseptisch. Fand den Sherry, nahm ein Wasserglas, schenkte tüchtig ein, trank einen Schluck, dachte:
    »Heiland, ist das süß.«
    Nahm noch einen Schluck. Aber hallo, fast wie Sirup.
    Brachte ihr das Glas. Sie nahm es mit beiden Händen entgegen, nippte zierlich, sagte:
    »Ich muss mich entschuldigen. Ich hatte vor Kurzem einen Trauerfall.«
    Wen n … Wenn ich aufgepasst hätte, wenn ich nicht von Chemikalien überspült gewesen wäre, wenn ich ein polizeilicherer Polizist gewesen wäre, wenn ich den Kopf nicht im Arsch getragen hätt e … ,
    … hätte ich nachgefragt. Vielleicht sogar den Namen gehört und, mein Gott, einen Riesenkummer abwenden können.
    Stattdessen fragte ich:
    »Kommen Sie zurecht?«
    Sie kriegte wieder etwas Farbe. Sie sagte:
    »Sie waren überaus freundlich.«
    Der Ton war ihr fremd. Dankbarkeit fiel ihr nicht leicht und war bei ihr bestimmt auch nicht vorgesehen.
    »Sind Sie wieder einigermaßen auf dem Damm? Soll ich jemanden anrufen?«
    »Nein, nein, es gibt niemanden zum Anrufen.«
    Wenn man so was hört, empfindet man normalerweise Mitgefühl. Aber für sie brachte ich das nicht auf. Alles, was sie bei mir auslöste, war Abscheu. Eigentlich wollte ich nur weg. Ich machte den Sherry dafür verantwortlich, weil er mir über die schönen Drogen geschwappt war, und das ist schlicht ein weiterer Punkt auf meiner Liste furchtbarer Fehlentscheidungen. Ich sagte:
    »Ich geh dann mal.«
    Klang wie eine irische Version von Dixon of Dock Green. Sie sprach nicht, als ich wegging, ohne von ihr an die Tür gebracht worden zu sein. Halb war ich versucht gewesen, ihr ein paar Bücher zu klauen, aber ich wollte nichts anfassen, was ihr gehörte. Als ich an der Universität vorbeiging, konnte ich sie mir vorstellen, krumm auf diesem Stuhl, den einsamen Sherry neben sich und kein einziges Geräusch im Haus. Ein Gefühl des Triumphs, zuallermindest der Erleichterung, weil ich jetzt Bill Cassell nicht mehr am Halse hatte, hätte sich einstellen sollen.
    Aber nichts geschah.
    Worauf ich mich am meisten fokussierte, war die pint Guinness, die ich mir in maximal fünf Minuten einpfeifen würde.

»Sollte ich Peter Mailer anrufen? Lieber nicht. Seitdem er vom Alkoholismus geheilt ist, hat er einen anderen Zwang entwickelt. Er starrt einem tief in die Augen, und bereits die trivialste Gesprächseröffnung provoziert ihn zu Orgien ernsthaften Nickens.
Ich führe das auf Gruppentherapie zurück.«
    Nigel Williams, Fortysomething

D er neue Tag, milde betäubt. Ich kroch zu Nestor’s. Jeff telefonierte, winkte. Was war das für ein Winken? Ein Winken des Abschied s … ? Des Lokalverbot s … ? Wa s … ? Der Wachposten ließ die Flüssigkeit in seinem halb leeren Glas rotieren, als

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