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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Ausführungen.
    Ich bin schandbar pflichtvergessen. Geh selten nur und selt’ner noch dorthin. Kann nicht geltend machen, ich hätte es vorgehabt, denn ich hatte es nie vor, damals nicht und jetzt nicht. Deshalb versuche ich es heimlich gutzumachen. Daher die Kerzen, wie vorgefertigte Reparationen. Einer meiner Lieblingskrimiautoren, Lawrence Block, hat vierzehn Matt-Scudder-Romane geschrieben. Der Held, in den ersten Büchern ein hoffnungsloser Suffkopp, wird in den späteren zum genesenden Alkoholiker, der Augustinus zitiert. Die frühen mag ich am liebsten. Matt gibt, sobald er zu Bargeld kommt, sofort den Zehnten aus. Jede Kirche kriegt einen ausgegeben, die Katholiken bekommen allerdings den Löwenanteil.
    Ich hatte etwas Geld in den Opferstock gestopft und stand vor der Kirche, als der Mönch sich näherte. Ein beißend frostiger Tag. Ich bemerkte seine roten Zehen in den offenen Sandalen. Er sagte:
    »Gut für den Kreislauf.«
    Dann starrte er mich intensiv an. Ähnliches hatte ich bei der Polizei gelernt. Es ist nicht schiere Einschüchterung, aber ein naher Verwandter. Er sagte:
    »Sie sind nicht aus dieser Gemeinde.«
    »Nein, St. Patrick.«
    Er runzelte die Stirn, St. Patrick war eindeutig Ramsch, fragte:
    »Und was verschafft uns heute den Segen Ihrer Anwesenheit?«
    Am liebsten hätte ich gesagt:
    »Verpiss dich«,
    aber er hatte keine Socken an, also sagte ich:
    »Hatte in der Nähe zu tun.«
    Zu meiner Zeit hatte ich mir in den besten Kneipen Lokalverbot eingehandelt. Konnte nur hoffen, dass das nicht auf Kirchen ausgedehnt wurde. Der Trick bei der Konversation mit Priestern ist einfach. Nie überrascht sein. Sie folgen nicht den üblichen Regeln. Dieser Typ war keine Ausnahme, sagte:
    »Wissen Sie, welche beiden Männer ich am meisten bewundere?«
    Ich dachte kurz, gleich stimmt er Don McLeans Song mit »The Father, Son and Holy Ghost« an. Ich versuchte, interessiert zu wirken, fragte:
    »Wen?«
    »Charles Haughey und Eamonn Dunphy.«
    »Merkwürdiges Gespann. Ich hätte gedacht, dass der hl. Franziskus wenigstens eine kleine Chance kriegt.«
    Ein Auto hielt, und er sagte:
    »Da ist mein Taxi.«
    Und weg war er.
    All dies ging mir durch den Kopf, als ich bei Rita Monroe auf die Klingel drückte. Das Haus war sauber, ordentlich, ehrbar. Zwei Stockwerke mit duftigen Tüllgardinen. Noch aus ihrer Zeit in der Wäscherei, dachte ich. Die Tür ging auf. Eine große dünne Frau mit stahlgrauem Haar, zu einem strengen Dutt gebunden. Ich schätzte sie auf siebzig, aber sie war sehr gut erhalten. Ein Gesicht fast ohne Falten. Sie hatte sich Spuren einer eindrucksvollen Schönheit bewahrt. Sie hätte Stationsoberschwester sein können. Sie fragte:
    »Ja?«
    »Rita Monroe?«
    »Ja.«
    »Ich bin Jack Taylor, äh, ic h … «
    »Sind Sie Polizist?«
    »Ja.«
    »Treten Sie ein.«
    Führte mich in ein karges Wohnzimmer. Nüchtern, bis auf die Bücher, Tausende, überall, wo nur möglich, sauber aufgereiht. Sie sagte:
    »Ich lese gern.«
    »Ich auch.«
    Sah mich seltsam an, und ich sagte:
    »Polizisten lesen durchaus auch.«
    Sie sah rasch auf meine braune Papiertüte, verwirrt, fragte:
    »Sie haben Ihr Mittagessen mitgebracht?«
    Was zum Teufel, dann log ich eben. Sagte:
    »Wir müssen uns was zu futtern suchen, wo wir können.«
    Ich habe nie einen leibhaftigen Feldwebel der Marineinfanterie kennengelernt, aber ich kann ihn mir lebhaft vorstellen. Sie hatte die richtigen Kommiss-Augen, sagte:
    »Ich dachte, sie schicken eine Uniform.«
    Ich musste aufpassen. Sie dachte, ich wäre ein Zivilbeamter. Beschloss, mich verstärkt auf Intuition zu verlassen, sagte:
    »Mrs Monroe.«
    »Ms.«
    »Entschuldigung?«
    »Die korrekte Anrede für eine Dame unbekannten Familienstands lautet ›Ms‹.«
    Während sie dies sagte, kam sie mir total schwachsinnig vor, und ich hätte fast gerufen:
    »Olle Jungfer!«
    Mit meinem interessiertesten, Korrektur: betroffensten Gesichtsausdruck fragte ich:
    »Ms Monroe, würden Sie mir bitt e … mit Ihren eigenen Worte n … sagen, warum Sie uns angerufen haben?«
    Tiefer Seufzer. Die einzige andere Frau auf Erden, die diese Scheiße so überzeugend durchziehen konnte, war meine Mutter. Tatsächlich fiel es mir schwer, diese Person als den »Engel vom Magdalenenstift« zu sehen. Immerhin hatte Bill hartnäckig darauf bestanden, wie viel Mitgefühl sie aufgebracht hatte. Sie sagte:
    »Bei mir ist jetzt zum dritten Mal eingebrochen worden.«
    Dann verstummte sie, und dann sagte

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