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Jack Taylor fährt zur Hölle

Jack Taylor fährt zur Hölle

Titel: Jack Taylor fährt zur Hölle
Autoren: Ken Bruen
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lose geknoteten Schlips. Er bot mir einen Stuhl an, fragte:
    »Tee, Kaffee, Pharmazeutika?«
    »Sie hätten nicht zufällig eine Zigarette?«
    Die alte Gier kam plötzlich wieder an die Oberfläche. Er lachte dosiert, sagte:
    »Da wäre der Laden an der Ecke wohl eher das Gegebene. In diesem Haus darf nicht geraucht werden.«
    Na klar, an der Wand war ein Abziehbild mit
    SMOKE FREE ZONE
    drauf.
    Ich sagte:
    »Nicht Ihr Ernst.«
    »Miese Angewohnheit.«
    »Stewart, Sie sind Drogendeale r … Ich mein e … «
    Er hob einen Finger, sagte:
    »Ich bin Geschäftsmann. Selbst gönne ich mir nichts.«
    »Sie haben da einen Satz reichlich flexibler Moralvorstellungen, Meister.«
    Er breitete die Handflächen aus, sagte:
    »Für mich funktioniert’s. Aber ich glaube nicht, dass Sie vorbeigeschaut haben, um eine Ethikdebatte zu führen, stimmt’s?«
    »Nein, Sie haben recht. Ich brauche ein paar härtere Beruhigungsmittel. Ich habe echte Schmerzen.«
    Er legte den Kopf schief, wie ein Arzt, fragte:
    »Was haben Sie eingenommen, beziehungsweise: was haben Sie eingenommen, was Sie gegen sich eingenommen hat?«
    »Sehr schön ausgedrückt. Ich bin sozusagen im Arsch.«
    »Ebenfalls sehr schön ausgedrückt. Ich werde mir den Fachausdruck merken. Bitte um Entschuldigung.«
    Er ging in den ersten Stock. Ich sah mich um. Hätte es eine Kredenz mit geistigen Getränken gegeben, hätte ich sie eingenommen. Im Sturme. Als er zurückkam, trug er eine Aktentasche und fragte:
    »Wie viel planen Sie auszugeben?«
    »So viel wie nötig.«
    Großes Lächeln, Geldlächeln, kein Gute-Laune-Lächeln. Er legte eine Reihe kleiner Plastikfläschchen auf den Tisch, sagte:
    »Sie werden rote, blaue, gelbe und schwarze Wirkstoffkapseln bemerken.«
    »Dem persönlichen Bedarf angepasst?«
    Sah mich irritiert an, sagte:
    »Sie täten gut daran, aufzupassen.«
    »Ich werd’s versuchen.«
    »Rot sind hochwirksame Schmerzkiller, die gelben sind mega-beruhigend, blau sind Quaaludes, und schwar z … «
    Ihm entfuhr ein tiefer Seufzer der Bewunderung, dann fuhr er fort:
    »… sind die Schwarzen Schönheiten!«
    Ich fragte:
    »Könnte ich ein bisschen Wasser kriegen?«
    »Jetzt?«
    »Nein, nächsten Diensta g … Kommen Sie schon.«
    Als er das Wasser holen ging, schnippte ich den Deckel von den roten Kapseln ab und schluckte zwei trocken runter. Er kam mit dem Wasser zurück, und ich stürzte es herunter, wobei mir die Hand zitterte wie ein Wimpel. Er sagte:
    »Ich rate jedenfalls bei allen zu extremer Vorsicht.«
    »Wie der Beipackzettel.«
    Er holte einen winzigen Taschenrechner heraus, addierte, hielt mir das Ergebnis hin. Ich sagte:
    »Heiland, da brauche ich die Mega-Beruhigungsmittel.«
    Ich legte ein hübsches Häufchen Scheine hin, und er sagte:
    »Für Barzahler gibt es von mir als Skonto eine kleine Überraschung.«
    »Ich bezweifle, dass es gute Laune ist.«
    Er zog eine kleine braune Flasche hervor, fragte:
    »Was wissen Sie über SKV ?«
    »Schwere Körperverletzung?«
    »Nicht in dem Sinne. Es wird auch ›E flüssig‹ genannt und ist ein Schmerzkiller. Innerhalb von zwanzig Minuten nach Einnahme werden Bewegungen, Feinmotorik, Sehvermögen und Gehirnleistung eingeschränkt. Hemmungen, Klamotten, Selbstkontrolle gehen flöten. Es stößt aber nicht so zu wie das eigentliche E. Wollen Sie wissen, wie bei den Chemikern die Entdeckung von ›E flüssig‹ abgelaufen ist, wenn Sie gütigst das Wortspiel entschuldigen?«
    Er hatte ein fieberhaftes Glitzern in den Augen. Jetzt wusste ich, in welcher Welt er lebt e … in der Pharmazeutik. Ich sagte:
    »Lassen Sie’s laufen, solang ich noch flüssig bin.«
    »Zuerst wurde es als experimentelles Anästhetikum und Geburtshilfemedikament hergestellt. Es entspannt die Muskeln. In Amerika wurde es leider verboten, weil es zu Schlaganfällen führte. Dann wurde es mit Rohypnol in Verbindung gebracht, der Vergewaltigerdroge. Sein großes Plus ist der Morgen danach. Munter und hellwach ist man dann.«
    »Es gefällt mir jetzt schon.«
    Er hielt das Fläschchen hoch, sagte:
    »Und nun zum Downer. Bei Überdosierung können Sie ins Koma fallen. Richtig genommen, verleiht er Ihnen Euphorie und Libido. Hören Sie gut z u … Hören Sie überhaupt zu?«
    Die zwei roten, die ich mir eingepfiffen hatte, konnten unmöglich bereits zugeschlagen haben, aber ich war definitiv auf dem Wege der Besserung, sagte:
    »Ich lausche gebannt.«
    »Okay, hier sind die Regeln. Nie zusammen mit Alkohol oder irgendwelchen
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