Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jack Taylor fliegt raus

Jack Taylor fliegt raus

Titel: Jack Taylor fliegt raus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
Vom Netzwerk:
verteilte Handzettel. Ließ hastig, ohne Blickkontakt, einen auf meinen fallen. Zweifellos hatte Shona ihr einen Tipp gegeben. Ich las:
    Bis heute haben sie und ihre Vorfahren sich gegen mich aufgelehnt. Die Söhne sind aufsässig und widerspensti g …
    Das reichte.
    Mein Blick enthüllte ein Telefon in der Ecke und ich musste ein schmerzhaft wildes Verlangen unterdrücken, Ann anzurufen. Biss hart auf das Eis und wartete, dass der Impuls versickerte. Ein Mantra spulte sich in meinem Kopf ab und das ging so:
    Ich habe Geld, richtig viel Geld. Solang ich das habe, spiele ich mit.
    Egal, schnurzpiepegal, dass ich nicht weiß, wie man es spielt.
    Bargeld lacht, Bargeld sagt: Solang’s mich gibt, spielst du mit.
    Immer und immer wieder, bis das Eis im Glas schmolz.
    Als ich an dem Abend im Krankenhaus ankam, hatte ich eine Flasche Jack Daniel’s für Padraig dabei. Sein Bett war leer. Ich schnappte mir eine vorüberhuschende Krankenschwester und fragte:
    »Ist er weg?«
    »Leider. Um 16:30 Uhr, ganz friedlich.«
    »Was?«
    »Er hat nicht gelitten.«
    »Sie meinen, er ist tot?«
    »Leide r … Sind Sie ein Angehöriger?«
    Ich versuchte, meinen Kopf in Gang zu kriegen, und fragte:
    »Was geschieht jetzt mit ihm?«
    Sie erklärte, wenn niemand ihn »beanspruchte«, würde das Gesundheitsamt der Westprovinzen die Beerdigung übernehmen. Ich sagte:
    »Ein Armengrab?«
    »Also, so nennen wir das schon lange nicht mehr. Auf dem Friedhof gibt es reservierte Grabstellen.«
    »Ich werde ihn beanspruchen.«
    Benommen ging ich durch das ganze Gedöns mit Formularen und Bescheinigungen. Rief sogar bei einem Bestatter an, der sagte, er kümmert sich um alles. Ich fragte:
    »Nehmen Sie Bargeld?«
    »Allerdings.«
    An Padraigs Trauerfeier und Beerdigung kann ich mich nur vage erinnern. Ich war in jedem Moment dabei, aber bis zu den Augäpfeln vollgepumpt. Natürlich waren keine Trauergäste da. Ich hatte den ganzen Gig für mich alleine.
    Und jetzt kommt’s. Er ist ganz in der Nähe von Sean beerdigt. Ich hätte es nicht besser planen können. Ich glaube, Sutton könnte sich während der Feierlichkeiten dazugesellt haben, aber vielleicht hätte ich das auch nur gern.
    Ann war auf jeden Fall nicht da.
    Als es vorbei war, musste ich mich bei Mrs Bailey entschuldigen, weil ich unseren Schlummertrunk verpasst hatte. Sie sah mich aber so was von merkwürdig an und sagte:
    »Aber wir hatten unseren Schlummertrunk.«
    Totalmattscheibe. Ich versuchte mich herauszureden, sagte:
    »Ich meine, ich war keine große Hilfe.«
    »Aber Sie waren mir doch eine Riesenhilfe.«
    »War ich das?«
    »Gewiss. Nach Ihrem leidenschaftlichen Appell, wie könnte ich da wohl noch verkaufen.«
    Manche Geheimnisse überlässt man am besten sich selber. Da hatte Padraig ganz recht gehabt. Endlich kam ich dazu, mir die Seiten anzusehen, die er mir gegeben hatte.
    Dies hatte er geschrieben:
    Ein irischer Penner sieht seinen Tod voraus
    (mit einer Bitte um Verzeihung an W. B.)
    Vielleicht war eine Eingebung schuld
    dass ich nicht handelte
    und gewisslich
    fast gewisslich
    glaubte
    ich würde ein Leben auf der Straße
    zumindest für länger
    nicht überleben.
    Die Sabotage
    der Hoffnung
    viel zu lang
    hatte ich gelebt
    ein Getränk oberhalb der Verzweiflung
    eine Schankwirtschaft
    ein Leichenwagen
    bevor
    ich sah wie ein Penner
    Hand aufs Herz
    machte.
    Hätte er
    das weiß ich
    eine Mütze gehabt
    hätte er sie langsam
    ganz langsam
    abgenommen
    zitternd
    so zittri g … trotz der
    … Schweigeminute.
    Der Leichenzug passier t … weiter drücke n … ihm
    die Hand drücke n … den Tag hinüber
    diesen Moment neu
    passiert fast jenseits
    der ältesten Erwartung
    eine Hand zur
    Versöhnun g … nicht erneuert.
    Der Sarg passiert nicht
    die reichen Hotels
    ihre Hände zur
    Flasche mit dem restlichen Methan
    sind ungeformt.

 
     
     
    ES GEHT LOS

D anach ging es ziemlich schnell los. Ich kann nicht sagen, dass Padraigs Tod ein Wendepunkt war, aber so sieht es aus. Einmal abends bei Nestor’s nahm mich der Barmann beiseite und sagte:
    »Keine Vorlesung, schon klar, aber ich habe auch so gesoffen wie Sie. Was in Ordnung ist, aber Sie haben noch etwas zu erledigen.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Sie haben das Gesicht eines Mannes, der dringend woanders sein muss. Also, hier.«
    Er gab mir eine Schachtel. Ich war so streitlustig wie möglich und knurrte:
    »Was zum Teufel ist das?«
    »Betablocker. Holen einen sofort runter. Wie Kokain ohne den

Weitere Kostenlose Bücher