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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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Kurz darauf hatte ich meinen besten Freund umgebracht. Ich sage gar nicht, dass eins mit dem anderen zu tun hatte.
    Janet war’s, die mich auf die Samstagabendtanzveranstaltungen hingewiesen hatte. Klang sicherer als ein Klub, und die Band spielte live. Wenn man den Umstand, dass die Bandmitglieder Blazer tragen und über fünfzig sind, als »live« werten kann. Ich ging leger: schwarze Jeans, weißes Hemd, tiefe Besorgnis. Verabredete mich mit Laura im Great Southern. Sie fragte:
    »Warum da?«
    »Wegen des Vorgeschmacks.«
    Sie hatte wie üblich keine Ahnung, wovon ich sprach, war aber einverstanden. Als ich durch die Drehtür geschubst wurde, sagte der Portier:
    »Jack Taylor, ja, da soll doch!«
    »Wie geht’s?«
    Ich wusste nicht mehr, wie er hieß, und legte alles in die Begrüßung. Schien zu funktionieren, denn er sagte:
    »Großartig. Ich habe gehört, Sie sind nach London gegangen.«
    »Bin wieder da.«
    »Das ist großartig, Jack.«
    Setzte mich auf einen Sessel im Empfang, einfach in diesen Mistkerlen versinken, sich wichtig vorkommen.
    Laura erschien, kurzer schwarzer Mantel, Beine, für die man sterben wollte. Ich registrierte, wie der Portier ihr einen Blick ungeteilter Anerkennung zuteilwerden ließ. Ich stand auf, sie küsste mich und sagte:
    »Ich hab dich ja seit einer Ewigkeit nicht gesehen.«
    Half ihr aus dem Mantel. Sie trug einen schwarzen Pulli über dem schwarzen Rock. Ich sagte:
    »Heiland, du siehst phä-no-me-nal aus.«
    »Für dich, Jack.«
    Der Portier kam herüber, fragte:
    »Ihre Tochter, Jack?«
    »Ja, Sommerferien.«
    Laura bestellte Sherry und ich einen Jameson; den Abend in die Gänge kriegen. Der Portier, bestrebt, sich neu zu sortieren, fragte:
    »Wäre es Ihnen an der Bar lieber?«
    »Nö.«
    Ich berichtete Laura von Bailey’s. Sie sagte:
    »Ja, der Samstagabendtanz. Mein Dad ist da immer hingegangen.«
    Hoppla.
    Wir nahmen beide noch ein Getränk und standen auf, um zu gehen. Der Portier nahm mich beiseite und sagte:
    »Jack, das vorhin habe ich nicht so gemeint.«
    »Schon gut.«
    »Ich wollte mich auf gar keinen Fall mit der Polizei anlegen.«
    Ich berichtigte ihn nicht. Der Vorfall bewie s – wenn schon sonst nicht vie l – , dass Portiers nicht, wie man allgemein annimmt, alles wissen.
    Mrs Bailey machte mir eine große Willkommensszene und fragte:
    »Und wer ist das?«
    »Laura Nealon.«
    »Ah, ich kenne Ihre ganze Familie.«
    Laura ging für Damen, und Mrs Bailey sagte:
    »Ich hörte, Sie haben geheiratet.«
    »Aber nicht Laura.«
    »Dachte ich mir. Sie mag Sie viel zu sehr, um Ihre Frau zu sein.«
    Das ist irische Schmeichelei in ihrer feinsten Ausprägung. Da ist was drin, was man mögen muss, aber gleichzeitig hat man den Verdacht, dass man zur Schnecke gemacht wird. Zumindest bleibt man hellwach. Jetzt sagte sie:
    »Ich hätte Sie gar nicht als Tänzer eingeschätzt.«
    »Ich bin auch keiner.«
    DieBandenttäuschtenicht.SietrugdieblauenPflichtblazerunddieweißenPflichthosen.KeinerderJungswürdejewiederfünfzigwerden.Nicht,dasssiesichdenwunderbarenAbendleichtgemachthätten.Nein,obesToupetswarenoder»Grecian2000«-Pomade,sietrugensämtlicheineUniformausdunklem,unbeweglichemHaar.UndZähne?Mann,beimAnblickihrerBackenzähnekonntemanschwachwerden.WiesichdasbeiderSchauorchester-Vermächtnispflegegehört,spieltensie,alswäreesihnenbitterernstdamit.AmmeistenSchaumachtendieBlechbläser,mitpassendenEins-zwei-Tanzschrittchen.NatürlicheinmassivesRepertoire;irgendwogehört,undgleichmalgespiel t … undzwarenergisch.VonRoyOrbisonüberdieShadows(miteinemKopfnickeninRichtungEagles)biszuDanielO’Donnell.EswarWunschkonzert fürs Krankenhauslive.AuchnachderdurchdieZeitläuftebewährtenFormel:EinschnellerSet,Damenwahl,zurückauf»schnell«.FürzwischendurchgabesimmermalwiedereineneinsamenVortragskünstler.DieBühnewurdeschwarz,eineinzelnesSpotlightaufdenSänger.Dastand er dann, den Kopf gesenkt, und eine Stimme intonierte:
    »Damen und Herren, Elvis Presley«, oder Chris de Burgh oder sogar Buddy Holly.
    Natürlich derselbe Sänger. Er hatte die Art Stimme, die bei Irland sucht den Superstar durchgefallen war. Auf halbem Wege durch den Abend legte die Band eine Pause ein; wie alle anderen strebten die Musiker an die Bar. Das Schicksal wollte es, dass ich neben dem Leadsänger stand. Schweiß floss an ihm herunter. Er keuchte:
    »Wiegehts?«
    »Kann ich Ihnen einen ausgeben?«
    »Nein, wir kriegen aufs Haus.«
    »Haben Sie auch verdient, tolle Show.«
    »Danke, ist unsere letzte

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