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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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mich setzte, fragte er:
    »Hast du was zu rauchen?«
    Natürlich wollte ich sagen: »Du rauchst ja wieder«, aber wie redundant war das denn? Gab ihm Feuer. Er sagte:
    »Bwoah, schmeckt ja echt scheiße.«
    »Warum machen wir so was? Doch bestimmt nicht, weil es schmeckt, oder?«
    Er versenkte seinen Doppelten, brauchte einen Moment, dann:
    »Willst du mir die Leviten lesen?«
    »Ich? Dir? Ich glaube nicht.«
    »Gut. Hast du schon mal was von Phil Ochs gehört?«
    »Äm m … Nein.«
    »Ein Folksänger in den frühen Sechzigern, wurde im Greenwich Village verehrt, größer als Dylan. Dann kam es ihm abhanden, und er ließ sich in den Alkoholismus absacken. Schlief zum Schluss im Kesselraum vom Chelsea Hotel, wo ein paar Etagen höher Leonard Cohen Janis Joplin anbaggerte. Ganz zum Schluss hat er sich bei seiner Schwester im Badezimmer erhängt.«
    Ich hatte keine Ahnung, worauf er damit hinauswollte, und fragte:
    »Und dies soll mir was genau sagen?«
    »Er hat drei tolle Songs geschrieben, ›An Evening with Salvador Allende‹, ›Crucifixion‹ und ›Change‹. Mann, da war alles drin: Humor, Politik, leidenschaftliches Mitgefühl. Weißt du, wie viele tolle Songs ich geschrieben habe?«
    »Nein.«
    »Keinen.«
    Das ließen wir über unseren Köpfen kreisen, dann sagte er:
    »Gestern hat mir eine Frau gesagt und dabei in Richtung Baby genickt: ›Sie lieben Musik‹, als wäre es ein gottverdammtes Scheiß-Haustier.«
    Jeff fluchte nie, und mit nie meine ich nie. Er sprach weiter:
    »Eine andere sagt: ›Sie bringen großen Segen über ein Haus‹, und mein absoluter Lieblingsspruch ist: ›Sie sind die reine Liebe.‹ Heiland, ich kriege ›mongoloid‹ nicht aus dem Kopf. Liegt das an mir, oder ist es ein hässliches Wort? Was passiert, wenn sie in die Schule kommt? Wird sie herumgeschubst, als zurückgeblieben gehänselt?«
    Er hielt inne, und ich sagte:
    »Wenn das passiert, fackeln wir die Schule ab.«
    »Es heißt, sie könne nie heiraten.«
    »Jeff, Alter, sie ist jetzt wie alt ist sie jetzt? Drei Wochen, und du machst dir Sorgen wegen ihrer Ehe. So was Besonderes ist die Ehe gar nicht, das kannst du mir glauben.«
    »Ich komm damit nicht zurecht, Jack.«
    »Okay.«
    Er starrte mich an, WUT in Großbuchstaben aufs Gesicht geschrieben, und sagte:
    »Ich meine das im Ernst, Jack. Ich kann kein behindertes Kind großziehen.«
    »Dann lass es.«
    »Was?«
    »Zieh sie so gut groß, wie du kannst, als Serena May.«
    »Meinst du?«
    »Klar. Verlauf dich nicht in der Welt der geistigen Behinderung. Die Richtung brauchst du gar nicht erst einzuschlagen. Glaubst du, Cathy und das Baby werden überleben, wenn du weg bist?«
    Das führte er sich zu Gemüte und fragte:
    »Was hast du mit mir vor?«
    »Ich kauf dir noch ein Getränk und bring dich dann nach Hause.«
    »Und wenn ich Widerstand leiste?«
    »Ich habe ein Elektroschock-Gerät.«
    »Das stimmt wahrscheinlich sogar.«
    Jetzt war das Schlimme, dass ich gern weitergetrunken hätte. Die Dämonen grölten in meiner Seele, und ich dachte, Jeff wäre genau der richtige Saufkumpan. Aber ich machte dicht und sagte:
    »Bist du so weit?«
    »Jack, das Saufen, wie hältst du das durch? Ich bin jetzt schon stramm wie Sau.«
    »Die Wahrheit lautet: Ich weiß es nicht.«
    Auf der Shop Street wankte er ein bisschen, war aber sonst nicht allzu ramponiert. Er sagte:
    »Weißt du, dass sie nicht Nonne werden kann?«
    »Serena May?«
    »Ja, Leute mit Down-Syndrom nehmen sie nicht.«
    »Mensch, das ist ja eine Tragödi e – , wo du dich doch bestimmt schon so darauf gefreut hattest, dass sie Nonne wird.«
    »Stimmt aber nachdenklich.«
    »Stimmt einen nachdenklich, Jeff, und dann denkt man, wo Kathole draufsteht, ist Kathole drin.«

DIE ROLLE DER POLIZEI
    Zurzeit widmen sich 11 300 Polizisten:
    1.) der Verbrechensverhinderung,
2.) dem Schutz von Leben und Besitz,
3.) der Bewahrung des Friedens,
4.) der Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit.

E ndlich ging ich mit Laura tanzen. Wie Jack Nicholson sagte:
    »Lieber hätte ich mir Nadeln in die Augen gesteckt.«
    Bevor ich nach London ging, hatte ich in Bailey’s Hotel gewohnt. Man muss zum alten Galway gehören, um es zu kennen. Na ja, zum alten Eisen reicht schon. Eyre Square abbiegen, in Richtung Tourist Information, eine kleine Straße links, und man ist da. Die Besitzerin war in den Achtzigern, ein streitbarer alter Teufel. Ein Zimmermädchen, Janet, war noch älter. Sie hatte mir mal einen Rosenkranz geschenkt.

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