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Jack Taylor liegt falsch

Jack Taylor liegt falsch

Titel: Jack Taylor liegt falsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Bruen
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nicht.«
    Am Ende des Abends standen wir vor Jury’s. Ich wollte ihn nicht weglassen. Er sagte:
    »Du siehst aus, Jack, als wolltest du mich gleich umarmen oder so was.«
    »Ich?«
    »Du bist Ire, da ist alles denkbar.«
    Ich wollte sagen: »Du wirst mir fehlen«, oder sonst was mit einem bisschen Gewicht. Ich beließ es bei: »Pass auf dich auf.« Er schien ebenfalls hart am Rande einer Gefühlsregung, aber dann puffte er mich und sagte:
    »Bleib vernetzt, Jack.«
    Und weg war er. Ich hatte ein tiefes Verlustempfinden, bog in die Quay Street ein und erging mich. Vier Uhr, und die Straße war schier wie Hölle. Eine afrikanische Combo drosch nach Strich und Faden auf Bongos ein, dann spielte ein Eso-Heini Luftgitarre. Er sah, dass ich ihn ansah. Ich sagte:
    »Guter Riff.«
    »Hab ich für Oasis entwickelt, Mann; denen fällt ja nichts mehr ein.«
    Ich war bis zu Kenny’s vorgedrungen, als sich zwei Polizisten näherten. Ich nickte, und einer sagte:
    »Leeren Sie Ihre Taschen aus.«
    »Was?«
    »Sie stellen eine Störung der öffentlichen Ordnung dar.«
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein. Sehen Sie mal, da hinten machen die Vereinten Nationen der Musik Rabatz, und mich belämmern Sie.«
    Der zweite machte einen Quickstepp, und sie hatten mich im Polizeigriff. Ich dachte an das Schockdings in meiner Tasche und fand:
    »Ich bin im Arsch.«
    Der erste beugte sich vertraulich nah an mich ran und sagte:
    »Kriminaldirektor Clancy sagt, Sie sollen aufpassen, wo Sie hintreten, Jack.«
    Dann haute er mir auf die Nieren, mit einem Schlag, den ich zu meiner Zeit auch oft angewandt hatte. Der Schlag ist eine echte Sauerei. Man fällt hin wie ein Stein; vor Schmerz kann man nicht atmen. Als sie davonschlenderten, wollte ich rufen:
    »Mehr habt ihr nicht drauf?«
    Aber die Worte wollten sich nicht formen.
    Am nächsten Morgen inspizierte ich den blauen Fleck im Spiegel. Als hätte mich ein Pferd getreten. Die letzte Nase Koks lag über eine Woche zurück, und meine Nerven lagen blank. Wenn man noch den Kater auf die Liste setzte, stand das Leichenschauhaus bereits bequem in Rufweite. Hörte, wie ein Paket durch den Briefschlitz fiel. Einer dieser gefütterten Umschläge. Mein Name war getippt, das sagte mir also nichts. Der Poststempel war Belfast. Ging zum Tisch und öffnete vorsichtig die Sendung. Hob sie am anderen Ende hoch und schüttelte sie. Eine Hand fiel auf den Tisch. Ich taumelte rückwärts gegen das Spülbecken, Galle im Magen. Versuchte, mich zu fokussieren, während mein Herz gegen den Brustkorb ramenterte. Sah noch mal hin, ging dann näher ran. Die Hand war aus Plastik. Auf einem Zettel in der Handfläche stand:
    Kleine Handreichung gefällig, Jack?
    Sweeper erschien zur Mittagessenszeit, sagte:
    »Was ist mit Ihnen passiert?«
    »Polizei.«
    »Jetzt wissen Sie, wie es ist.«
    Er hatte Klappstullen und eine Thermoskanne Tee mitgebracht. Ich sagte:
    »Hier gibt es auch Tee.«
    Er breitete die Klappstullen aus und sagte:
    »Rhabarber.«
    »Auf Brot? Das ist doch ein Witz, oder?«
    »Probieren Sie, Sie werden überrascht sein.«
    »Ich wäre sogar verdutzt. Danke nein.«
    Er aß zwei von der Sorte, schlang sie hinunter. Ich sagte:
    »Bryson ist weg.«
    »Sagen Sie mir, wie er aussieht.«
    Ich ratterte eine Personenbeschreibung herunter. Er sagte:
    »Wir werden ihn finden.«
    »Wie?«
    »Die Clans sind überall verstreut.«
    »Er könnte in England sein.«
    »Da gibt es mehr von uns als hier.«
    »Und wenn er die Morde nicht begangen hat?«
    »Warum ist er dann weggerannt?«
    »Guter Einwand.«
    Sweeper stand auf und fragte:
    »Wie geht es Ihrem englischen Freund?«
    »Er ist weg.«
    »Sie pflegen einen merkwürdigen Umgang, Jack Taylor.«
    Wenn das ein Tadel gewesen sein sollte, kapierte ich ihn nicht. Als er weg war, versuchte ich zu lesen:
    »Der Wind hatte die Sommerfliegen fortgeblasen. Gott hatte die Seinen vergessen.«
    Das war aus Der Mann mit dem goldenen Arm von Nelson Algren.
    Das Telefon klingelte.
    »Ja.«
    »Jack, hier ist Cathy.«
    »Hallo, Cathy.«
    »Jeff ist weg.«
    »Weg? Wo?«
    »Er säuft.«
    »Oh.«
    »Wusstest du, dass er seit zwanzig Jahren nicht getrunken hat?«
    »Nein.«
    »Wirst du ihn finden?«
    »Ja.«
    »Versprich es, Jack.«
    »Ich verspreche es.«
    In dem Essay »Die einfache Kunst des Mordens« schrieb Raymond Chandler:
    Der moderne Detektiv ist ein relativ armer Mann; sonst wäre er kein Detektiv. Er ist ein Normalbürger; sonst könnte er sich nicht unter Normalbürgern bewegen. Er

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