Jack vs Chris
Bedauern? Ich erwidere nichts, sehe ihm weiter zu, wie er sich ihre Wunden betrachtet.
Dann wandert er durch das Verlies, betrachtet die Fesseln, die an der Wand befestigt sind, wo er auch schon gehangen hat: „Du hättest Sie stehen lassen sollen, wäre sicher ein guter Anblick gewesen!“ Mein Lächeln ist mild, nicht wegen seiner Idee, es ist einfach schön, in seiner Nähe zu sein. Ein Kribbeln breitet sich in meinem Körper aus und ein Seufzen entweicht mir. Immer noch steht er vor den Fesseln, als ich hinter ihn trete, seine Hände nach oben führe, doch dieses Mal lässt er mich nicht walten, entzieht sich mir.
„So ansehnlich der Anblick da ist, um so schlimmer der Geruch!“ Er zwinkert und senkt seinen Blick. Er streicht über meine Brandmarkung an seinem Handgelenk, sieht mir dann fest in die Augen.
Chris
Einen letzten Blick kann ich nicht vermeiden, als Jack das Zimmer verlässt. Schnell wende ich mich zu Theo und streiche ihm die Haare aus dem Gesicht. „Was hat Benjamin denn? Er hat sich gar nicht von mir verabschiedet. Macht er sonst immer, wenn er geht. Er ist richtig toll“, meint der Kleine zu mir.
„Benjamin, wer ist denn das?“, frage ich Theo verwundert.
„Na, der Pfleger. Ich glaube, er mag dich.“
Überrascht blicke ich den Kleinen an: „Wie kommst du denn auf solche Gedanken?“
„Er hat es gesagt, als wir über dich gesprochen haben. Und eben, da hat er begonnen zu lächeln, kaum das du zur Tür herein bist. Ich glaub, der mag keine Frauen. Er schaut immer finster, wenn eine der Schwestern ihn anlacht“, erzählt Theo, nicht ahnend, was er in mir damit auslöst. Ich bleibe noch etwas bei ihm, doch da ich mich nicht auf den Jungen konzentrieren kann, verabschiede ich mich kurze Zeit später mit dem Versprechen, wieder zu kommen.
Ich muss meine Gedanken ordnen, kaum aus dem Krankenhaus wende ich mich dem Park zu. Das Glück scheint auf meiner Seite zu sein, und so kann ich eine Bank für mich allein beanspruchen. Meine Gedanken wandern zu Jack. Was ich von ihm weiß und alles, was ich von ihm gehört habe. Ja, Jack mag keine Frauen! Selbst Theo hat es gemerkt, nur ich war blind. Das wird mir Jack niemals verzeihen, wie konnte ich nur so bescheuert sein? Ob ich das je wieder gut machen kann?
Von Verzweiflung getrieben stehe ich auf und laufe einfach drauflos. Versuche Pläne zu machen, wie ich wieder an Jack herankommen könnte, aber verwerfe sie alle wieder und dann stehe ich vor dem Verlies. Ganz unbewusst haben meine Schritte mich hierhergeführt. Dem einzigen Ort, wo ich Jack wirklich nah war. Das Schloss ist weg? Langsam steige ich die Treppe hinunter und öffne leise die Türe. Das Erste was mich empfängt ist ein beißender Gestank. Schnell schließe ich die Tür und trete auf Jack zu, der seitlich steht und mich scheinbar nicht bemerkt hat. Ich kann meine Freude darüber, dass er da ist, kaum verbergen und dann sehe ich diese Frau auf dem Tisch. Erstaunt frage ich ihn, was er da macht, und doch wird mein Blick fasziniert von der Szene angezogen. Als Jack sich wegen Frau Huber verteidigen will, unterbreche ich ihn schnell und gebe ihm zu verstehen, dass ich schon selbst daraufgekommen bin. So nah bei ihm ist die Versuchung zu groß, um ihn nicht zu berühren. Sachte lasse ich meine Hand über seine Wange streichen mit der Angst in mir, ob er es überhaupt zulässt. Mein Herz überschlägt sich fast, als er nicht zurückschreckt. Vor Erleichterung, dass er es zulässt, wende ich mich ab, damit er mein Gefühlschaos nicht mitbekommt. Drehe mich zu der Person auf dem Tisch und bewundere Jacks Werk. Ich hätte gerne mitbekommen, wie er arbeitet, doch nach einer Kontrolle sehe ich seine Vermutung, dass sie bereits tot ist, bestätigt. Mein Blick gleitet durch den Raum, der mir mehr als vertraut erscheint. An den Ketten bleibe ich stehen, betaste sie zögernd, als ich Jack hinter mir spüre. Die Gedanken an unser erstes Zusammentreffen durchfahren meinen Geist, als seine Hände meine Handgelenke umschließen und nach oben ziehen. Ich wehre ihn ab, auch wenn mein Körper und Geist nach einer Wiederholung schreien, geht es nicht, nicht bei diesem Gestank. Dies teile ich ihm mit und schon findet sich mein Rücken an der Wand wieder.
Jack presst sich mit seinem Körper an meinen: „Wann ich was mache, bestimme immer noch ich und nicht du!“, flüstert er mit rauer Stimme: „Verstanden?“
„Ja“, hauche ich und mein Puls
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