Jack West 03 - Der fünfte Krieger
waren, flankiert von vier von Iolanthes Royal Marines, die Zwillinge, Pooh Bear und Stretch.
In einem Beutel auf Pooh Bears Brust war die Vierte Säule, die sich lange im Besitz der englischen Königsfamilie befunden hatte. Sie war im vergangenen Jahr auf Mortimer Island mit dem Stein des Philosophen und dem Feuerstein gereinigt worden.
Am Vorabend war sie in einem Hangar des Flughafens Stan-sted einer zweiten rituellen Reinigung unterzogen worden: Zuerst war die Schale des Ramses mit dem allgewaltigen Feuerstein kombiniert worden - wie im Fall von Stonehenge und dem Stein des Philosophen benötigte die Schale die Kraft des Feuersteins, um ihre besonderen Eigenschaften zur Geltung zu bringen. Der pyramidenförmige Feuerstein hatte perfekt in die entsprechende Vertiefung im massiven Sockel der Schale gepasst. Anschließend war die Schale mit dem Wasser aus der Quelle der Schwarzpappel gefüllt und die Säule darin eingetaucht worden...
... worauf die zweite Reinigung stattfand.
Das Wasser blitzte kurz auf, als reflektierte es einen vorbeihuschenden Lichtstrahl, und plötzlich bekam die Vierte Säule einen hellen gläsernen Glanz. Sie sah jetzt, wenn das überhaupt möglich war, noch kristalliner und noch schöner aus als zuvor.
Jetzt konnte sie in ihren Eckpunkt eingesetzt werden.
Nach dieser zweiten Reinigung war Iolanthe unverzüglich mit einem bereits wartenden Privatjet abgeflogen - und hatte die Schale, etwas Quellwasser und den Feuerstein mitgenommen. Pooh Bear wurde dagegen mit seinem Team in den Militärhubschrauber verfrachtet und erhielt Anweisung, den Vierten Eckpunkt zu finden und die Säule dort einzusetzen.
So kam es, dass sie jetzt mitten in der Nacht über den sturmgepeitschten Bristolkanal flogen.
Nach einer Weile erreichten sie den Küstenabschnitt, in dem sich die unter dem Namen »Der Brunnen« bekannte Felsformation befand. Weil Ebbe herrschte, war sie deutlich sichtbar, und sie sah genauso aus wie auf Dschingis Khans Schild abgebildet.
Inzwischen schwebte der Hubschrauber direkt über dem »Brunnen«, und Pooh Bear wurde mit einer Winde abgeseilt.
Die Felsformation sah auf jeden Fall seltsam aus, fand Pooh Bear, als er im strömenden Regen aus dem Hubschrauber auf sie hinabgelassen wurde. Der zylindrische Fels war - von den Naturgewalten oder von den Menschen einer uralten Zivilisation -in die Form eines gemauerten Brunnens gebracht worden. Die Wellen des Bristolkanals schwappten unaufhörlich über das ungewöhnliche Gebilde und liefen durch die Fugen zwischen den »Ziegeln« ab. Mit der gereinigten Vierten Säule in seinem Brustbeutel setzte Pooh Bear auf dem »Brunnen« auf und spähte hinein.
Er war nicht sehr tief. Der Schacht endete schon nach ein bis zwei Metern auf einem Grund aus massivem Fels. Das legte den Schluss nahe, dass die seltsame Formation einer Laune der Natur entsprungen war.
Doch als sich Pooh weiter vorbeugte und so die Säule näher an das Gestein heranführte, geschah etwas Eigenartiges.
Der felsige Boden des Brunnens begann sich plötzlich zu drehen und in das umgebende Gestein zurückzuziehen, so dass sich darunter ein gähnendes dunkles Loch auftat. Pooh Bear machte große Augen.
»Sesam öffne dich«, hauchte er. »Die Zwillinge haben sich nicht getäuscht. Wir haben ihn gefunden ...«
DIEGO GARCIA, INDISCHER OZEAN
18. MÄRZ 2008, 05:00 UHR
2 STUNDEN VOR DEM VIERTEN UND FÜNFTEN STICHTAG
Zur gleichen Zeit trafen Jack und Lily auf der abgelegenen Insel Diego Garda im Indischen Ozean ein.
Während es im Vereinigten Königreich kurz nach Mitternacht war, zeigte hier die Uhr fünf Uhr morgens an; im Osten kündigte der in tiefem Violett erglühende Himmel den nahenden Tag an.
Als sie zum Landeanflug ansetzten, saß Jack an seinem Notebook und studierte eins der Digitalfotos von Stonehenge, das während des Lichtspektakels aufgenommen worden war. Sein besonderes Interesse galt dem mit »5« markierten Lichtstrahl:
Inzwischen war für Jack die Sache klar. Wie im Fall Hokkaidos hatte sich die Küstenlinie im Lauf der Jahrtausende erheblich verändert - Sri Lanka hatte sich vollständig vom indischen Subkontinent abgetrennt -, und deshalb hatte Jack zunächst nicht feststellen können, wo sich der Fünfte Eckpunkt befand. Wolf dagegen war das gelungen, sei es nun dank gründlicher Recherchen, guter Beziehungen oder geheimer Kenntnisse aus früheren Zeiten.
Und da war es, mitten im Indischen Ozean: Diego Garcia. Auf dem Flug zu dem
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