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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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wegschieben konnte, was in seinem Leben wirklich los war. Manche brauchten für so etwas Drogen oder sie betranken sich, ihm reichten dafür seine Freunde.
    Bisher jedenfalls. Seit ein paar Wochen funktionierte auch das nicht mehr. Die Wirklichkeit war einfach stärker.
    Adrian warf seine Zigarette weg und musste ihr hinterherrennen, um sie auszutreten – als würde sich der Wind einen Spaß mit ihm erlauben.
    »Fängst du sie halt nach der Schule ab«, sagte Nati, als Adrian wieder bei ihnen war.
    »Wahrscheinlich war’s ihr einfach zu kalt hier draußen.«
    »Auf jeden Fall kälter als Jamaika.«
    Worauf Lukas sagte: »Was habt ihr euch nur so mit den Frauen, echt?«
    Dann gingen die drei voraus zum Haupteingang, nur Phil blieb zurück. Wie um ein Erinnerungsfoto zu betrachten.
    Und Adrian drehte sich im Gehen noch mal um: »Kommst du?«
    Sabrina setzte sich mit ihrem dampfenden Pappbecher an den Brunnen im Untergeschoss des Einkaufszentrums, gleich neben den Rolltreppen. Sie hatte schon wieder die falschen Schuhe an – gestern die Wildlederstiefel, heute die Moonboots: beide ganz hübsch, um bei drei Grad plus durch die Fußgängerzone zu spazieren – aber Schrott, wenn man sich im knietiefen Schnee durch die Pampa kämpfen musste.
    Wie sie vorhin. Sie war von den Mietshäusern in der Grohmannstraße am Waldrand entlang bis zur Autobahn gelaufen, dann rechts in den Wald hinein. Laut Karten-App ihres iPhones musste sie dann irgendwann auf die Unfallstelle
stoßen.
    Aber so weit war sie nicht gekommen. Als sie in der Ferne die Polizisten sah, war sie umgekehrt. Es befanden sich mindestens ein Dutzend Leute innerhalb der Absperrbänder. Direkt an der Unfallstelle standen mehrere Feuerwehrmänner, von denen einer eine Motorsäge aufheulen ließ, die sich dann kreischend in einen Baum fraß. Wahrscheinlich machten sie den Weg frei, damit man das Autowrack die Böschung hoch und dann auf den Autobahnparkplatz ziehen konnte.
    Sabrina schlürfte ihren Teebeutel-Tee aus dem Backshop, der zwischen dem türkischen und dem italienischen Imbiss eingeklemmt war. Natürlich – das Geld war weg, also würden die Bullen es suchen. Darauf hätte sie auch vorhin schon kommen können. Warum war sie einfach dorthin gestiefelt, als wäre die Sache gestern nie passiert? War das wegen des Unfalls, konnte sie nicht mehr richtig denken? Die Kopfschmerzen waren auch wieder da. Scheiße. Hoffentlich war ihr niemand gefolgt. Das fehlte noch. Wie sollte sie erklären, dass sie sich vor drei Stunden durch ein halbes Wohngebiet geklingelt hatte? Sie ließ ihren Blick wandern: Rentner mit Einkaufstrolleys, gestresste Mütter, Kleinkinder in Buggys, Angestellte mit Namensschildern am Hemd bei der Mittagspause, ein paar Jungs auf der anderen Seite des Brunnens. Aber niemand, den sie kannte – oder schon mal gesehen hatte.
    Also kein Grund, paranoid zu werden. Sie musste ruhig bleiben. Okay, der Junge hatte sie gelinkt. Aber man trifft sich immer zweimal im Leben – hatte das ihr Vater nicht immer gesagt? Cool bleiben.
    Und wenn jemand sie fragte, warum sie in geschätzten zwanzig Hauseingängen Sturm geläutet hatte?
    Aus Liebe natürlich! Wie wär’s damit? Sie hatte da diesen Jungen kennengelernt, er hatte ihr aufgeholfen, als sie ausgerutscht war. Vor ihrer Schule, gestern, als es wieder so geschneit hatte. Sie wollten sich heute treffen, doch er war nicht gekommen. Sie wusste die Straße, wo er wohnte, und dass er Chris hieß, aber nicht die Hausnummer, auch nicht seinen Nachnamen. Blieb ihr was anderes übrig, als überall zu klingeln? Vielleicht war er ja ihre große Liebe, wer weiß, das musste sie doch herausfinden!
    Sie würde noch ein bisschen daran arbeiten müssen – aber sie hatte sich schon mit haarsträubenderen Lügen aus der Klemme geholfen, nicht nur ein Mal. Was den Jungen anging, würde ihr schon noch was einfallen. Irgendwas fiel ihr immer ein.
    Sabrina trank aus und stellte den Pappbecher neben sich, nahm ihr iPhone aus der Tasche, klickte auf Fotos. Dann betrachtete sie lange das Foto des Jungen. Sein Gesicht war im Schatten, der Bildhintergrund zu dunkel – wahrscheinlich musste man ihn kennen, um ihn zu erkennen.
    »Dein Freund?«
    »Was?« Sabrina schaute auf.
    »Also nicht.« Der Kerl schaute ihr über die Schulter, als wären sie alte Bekannte. Er hatte zwei Nullfünfer Flaschen Cola in der linken Hand – von denen er jetzt eine in die rechte nahm, dann »Hey!« rief und die Flasche quer über den Brunnen

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