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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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nicht«, sagte Sabrina – vielleicht eine Nummer zu schnell. Sie fragte sich inzwischen tatsächlich, ob es eine so gute Idee gewesen war, mit den Jungs mitzufahren. »Aber der mit der Gelfrisur ist ein bisschen unheimlich.«
    »David?« Elom lächelte. »Das musst du ihm unbedingt mal sagen, dann freut er sich.«
    »Ach ja?« Ihr war nichts anderes übrig geblieben. Sie hatte vor dem Einkaufszentrum mehrmals versucht, die Adresse von Chris aus Elom herauszukitzeln. Aber Elom war jeder Frage geschmeidig ausgewichen, und irgendwann hatte sie es aufgegeben, um ihn nicht misstrauisch zu machen. Beziehungsweise: nicht noch misstrauischer.
    Jetzt sagte er: »Er steht auf Gangsterrap und so, La Vida Loca , weißt schon. Du müsstest ihn mal im Sommer sehen: beige Chinos, Rippenunterhemd, Kopftuch – wenn er könnte, würde der sofort nach L.A. auswandern.«
    Das spöttische Grinsen, das Elom mit sich herumtrug, schien ihr immer mehr wie eine Fassade, hinter der er seine wahren Gedanken verbarg.
    »Und dein Bruder?«, fragte sie. Yannick hätte man sofort für ein Hip-Hop-Video casten können, zumindest als Komparsen.
    »Der zieht sich nur so an«, sagte Elom. »Hört natürlich auch gern die harten Sachen. Aber sonst ist der zahm wie ein Hamster, Marvin auch.«
    Marvin mit seinen dicken Backen hatte tatsächlich etwas Hamsterhaftes.
    »Weißt du, was ich nicht ganz verstehe?«, sagte Elom, und Sabrina spürte sofort, dass der Small Talk jetzt vorbei war. »Wieso du ein Foto von Chris gemacht hast.«
    Der Bus hielt an, die Türen gingen auf und sofort war es wieder kalt. »Wieso nicht?«, fragte Sabrina.
    »Weiß nicht. Ich find’s irgendwie – ungewöhnlich.« Elom warf einen Blick auf die alte Frau, die hustend einstieg, ein quengelndes Kind an der Hand.
    Angriff war die beste Verteidigung, oder? Sabrina nahm ihr iPhone aus der Tasche.
    »Kann ich von dir eins machen – oder wär dir das auch zu ungewöhnlich?«, fragte sie.
    »Eben nicht. Weil wir uns ja gerade über Fotos unterhalten, da passt das dann natürlich.«
    Das musste sie ihm lassen – er hatte immer eine Antwort auf Lager.
    »Elom«, sagte sie und legte eine gute Portion Geduld in ihre Stimme – oder zumindest das, was in ihren Ohren danach klang. »Ich komme aus der Schule, rutsche aus – er geht zufällig gerade vorbei und hält mich fest. Ich bedanke mich, wir quatschen ein bisschen – er ist witzig, er gefällt mir. Dann sagt er, dass er’s leider eilig hat, er muss weiter. Also hab ich ihn gefragt, ob ich ein Foto von ihm machen darf – von meinem Retter. Nur zum Spaß, ich wollt ihn aus der Reserve locken, du hast doch auch mit mir geflirtet im Mira.«
    Elom ließ sich Zeit, darauf zu reagieren. Nichts drängte ihn. Er bestimmte das Tempo. Das war ungewöhnlich, dieses Selbstbewusstsein, das er an den Tag legte, ganz ohne Show. Zum Beispiel, wie er in den Bus gestiegen war: als würde der Bus jetzt ihm gehören.
    »Klingt wie ein Liebesfilm«, sagte er. »Die Szene, wo sich das Paar das erste Mal über den Weg läuft. Schade, dass mir so was nie passiert.«
    Sie versuchte es wieder mit ihrem Aussehen: drehte sich so, dass sie mit dem Rücken zum hüfthohen Geländer im Mittelscharnier stand, beugte sich leicht nach hinten – Brust raus, Bauch rein – und sagte: »Wie wir uns vorhin kennengelernt haben, hätte auch aus einem Film sein können.«
    »Ja. Bloß bin ich in dem Film nur der Kumpeltyp, der dir hilft, deinen Angebeteten wiederzufinden. Und am Ende steh ich mit leeren Taschen da. Oder vielleicht – wenn ich Glück hab – mit deiner pummeligen Freundin!«
    »Mir kommen gleich die Tränen.«
    »Mir auch.« Elom musterte sie, Pokerface. Dann lachte er und sie stimmte erleichtert mit ein. Bis er sagte: »Hast du ihn gefragt? Ob er sich mit dir treffen will.«
    Er ließ nicht locker, der Junge. »Ja«, antwortete sie knapp.
    »Wie hat er reagiert?« Elom fragte sie schon aus wie ein Polizist.
    »Erst mal gar nicht«, sagte sie. »Dann hat er mich gefragt, ob ich das ernst meine. Und ich hab gesagt, klar mein ich das ernst.«
    »Warum kommt er dann nicht?«
    »Werden wir gleich erfahren, wenn alles gut geht. Oder? Ist es noch weit?«
    Elom warf einen Blick auf die elektronische Anzeigetafel an der Decke. »Wir sind gleich da.« Er nahm die Handschuhe, die er ausgezogen hatte, aus der Jackentasche. »Weißt du, was ich mich noch frage – was so wichtig ist, dass er dich gestern einfach stehen lässt? Ich mein, ein Mädchen wie du –

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