Jackpot - wer traeumt, verliert
sein?«
David sagte zwar nichts, aber wie er sie anschaute, machte Sabrina klar, dass sie ihm besser nicht mehr allein über den Weg laufen sollte. Aber das hatte sie auch nicht vor.
Phil stutzte. »Warum ist er eigentlich so nass? Hat mein Bruder da auch seine Finger im Spiel?«
Sabrina nickte. Sie war froh, dass Phil neben ihr stand. Er war keiner, der Ärger unbedingt suchte – was ihn sympathisch machte. Aber auch keiner, der ihm aus dem Weg ging. Was ihn ihr momentan noch sympathischer machte.
Phil schaute David an. »Sag mal, der Lärm vorhin – warst das zufällig du?«
»Geht dich das irgendwas an?«
»Ich schätze schon – jetzt, wo ich dich gefragt hab.«
»Möglich.«
»Möglich? Was soll das heißen – kannst du dich nicht mehr erinnern? Ich sag dir jetzt mal, was ich gleich meinem Bruder sagen werde, von wegen Sarg bestellen und so. Ich werd ihm sagen, dass mir im Treppenhaus jemand begegnet ist – so ein Kotzbrocken, der David heißt. Hast du Probleme mit dem, Bruderherz? Wenn ja, morgen ist Weihnachten, darfst dir was wünschen. Das werd ich zu ihm sagen. Und weißt du, was du dir am besten zu Weihnachten wünschst? Dass Chris sagt, nee, den Typen kenn ich nicht. So. Jetzt verschwinde!«
Sabrina konnte sehen, wie David mit den Kiefern malmte. Er ging nicht sofort, so viel Würde musste sein. Dann hielt er sich mit einer Hand am Geländer fest, als er die Treppe runterkam. Er schritt haarscharf, aber ohne sie zu streifen, an ihnen vorbei. Keine Ahnung, wie Phil sonst reagiert hätte. Wäre interessant gewesen.
Chris aß ein Müsli auf der Klappcouch seines Vaters, immer noch halb in Alarmbereitschaft. Falls David doch noch mal zurückkehrte. Aber dann machte es dreimal Klack – als die Tür aufgesperrt wurde –, und Chris stellte erleichtert die Müslischüssel ab, sodass der Löffel darin sich einmal im Kreis drehte, wie in einem Miniaturkarussell. Endlich – Phil.
Sein Bruder unterdrückte ein Grinsen, als er hereinkam und sagte: »Ich hab jemand mitgebracht.«
Da ahnte Chris schon, dass dieser Tag so weitergehen würde wie bisher. Und tatsächlich stand dann das Mädchen lächelnd im Türrahmen.
»Überraschung«, sagte sie. Als würde sie Zahnpastawerbung machen.
Chris schaute auf die Skier an der Wand und den Brustbeutel, der an der Bindung hing. Scheiße.
Phil stand halb neben, halb hinter dem Mädchen. Amüsiert, neugierig. Interessiert. Nicht nur, wie es weitergehen würde. Auch an dem Mädchen selber, das fiel Chris sofort auf.
Na ja, war ihm nicht zu verdenken, so wie sie aussah. Sie hatte was. Das musste Chris zugeben. Geheuer war sie ihm trotzdem nicht. Aber welches Mädchen, das man in einem Kofferraum findet, war das schon?
»Jetzt schau nicht so betreten«, sagte sie. »Sag bloß, du freust dich nicht.«
Als sie sich neben ihn auf die Couch setzte, wollte Chris schon wieder aufstehen. Aber er zwang sich dazu, sitzen zu bleiben. Um sich keine Blöße zu geben.
»Danke für den Eimer Wasser«, sagte sie weiter. »Ich weiß nicht, was sonst passiert wäre. Wir sind David eben noch mal begegnet, auf der Treppe. Er war nicht gerade auf’m Jesustrip.«
Chris nickte. »Hier hat er auch angeklopft.«
Sie rutschte etwas näher an ihn heran. »Das war wirklich schwer in Ordnung von dir, Chris. Aber jetzt sag mal – hast du Angst gehabt, du gehst leer aus? Hast du deswegen nicht aufgemacht heute früh? Ich hab doch gesagt, über die Belohnung reden wir noch. Oder hast du bloß die Klingel nicht gehört?«
Phil lehnte sich mit der Schulter gegen die Wand, wo die Skier standen. Noch so etwas, was er nicht verstand: Was machten die verdammten Skier im Wohnzimmer? Er sagte: »Ich bin übrigens auch noch da. Erzählt ihr mir vielleicht mal, was ich alles verpasst habe?«
Sabrina warf ihm nur einen kurzen Blick zu, dann wandte sie sich wieder an Chris: »Wo ist die Tasche mit dem Geld?«
Das wurde ja immer besser. »Die Tasche mit dem Geld?«
»Unter meinem Bett«, sagte Chris. Zerknirscht. Ertappt. Aber ansonsten: als wäre das eine ganz normale Antwort.
»Hört ihr zwei mich überhaupt? Welche Tasche? Was für Geld?«
Wieder bekam er diesen Blick von Sabrina. Als wäre sie jetzt lieber allein mit Chris. Gerade vorhin war das noch anders. Da war sie ziemlich froh, dass er bei ihr war. Als David ihnen im Treppenhaus gegenüberstand.
»Willst du anfangen?«, fragte Sabrina.
Chris atmete tief durch. Dann sagte er in Phils Richtung, endlich: »Ich bin gestern ein
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