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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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Überleg doch mal!«
    Danach Stille. Mehrere Sekunden. Katrin erinnerte sich an den Blick des Mädchens. Undeutbar. Diese Auseinandersetzung hätte in alle Richtungen weitergehen können. Es hätte auch jemand in Tränen ausbrechen können. Doch dann sagte das Mädchen nur – so ruhig, dass es schon unheimlich war: »Weißt du? Wenn du besoffen warst, fand ich dich immer unausstehlich. Früher hab ich gedacht, es war nur der Alkohol. Jetzt weiß ich, dass es daran nicht lag! Du bist einfach unausstehlich!«
    Auch die Mutter ließ sich nicht lumpen. »Und du bist meine Tochter! Du weißt ja, was man über Mütter und Töchter sagt!«
    »Nein, weiß ich nicht. Und ich weiß auch nicht, ob Papa dich wirklich betrogen hat. Aber wenn, dann hat er bestimmt seine Gründe dafür gehabt!«
    Wie zwei benachbarte Vulkane, die um die Wette Feuer spuckten. Die Mutter zischte: »Du machst mir alles kaputt! Ich hab endlich jemanden gefunden, mit dem ich glücklich bin, und du – du! Wenn du dich nicht so angestellt hättest, wären wir jetzt nicht hier! Dann wär das alles nicht passiert!«
    Katrin drückte auf Pause, dann hörte sie sich die Antwort des Mädchens dreimal hintereinander an. Die Fassungslosigkeit war nicht gespielt: »Was? Was willst du denn damit sagen? Hätt ich mich von dem Arschloch vielleicht ficken lassen sollen? Nimmst du ihn jetzt auch noch in Schutz!«
    Aber es wurde noch besser, die Mutter war unglaublich: »Du brauchst dich doch nicht wundern, wenn du ihm schöne Augen machst! So sind Männer nun mal. Die sehen ein hübsches Ding wie dich nackt durch die Wohnung laufen –«
    »Ich fass es nicht!«, sagte das Mädchen.
    »Aber du musst ihn ja hinhalten! Auch noch anstiften, dass er seinen Geldtransport ausraubt!«
    »Das war seine Idee!«
    »Du hast ihn doch erst darauf gebracht!«
    Katrin drückte auf Stopp . Sie klappte das Notebook zu und ging aus ihrem Büro rüber in den Besprechungsraum. Das Mädchen saß, Kopf im Nacken, Blick zur Decke, zurückgelehnt auf einem der unbequemen Holzstühle und drehte nur den Kopf leicht zur Tür. »Wo ist meine Mutter?«, fragte sie.
    »Gegangen. Hätt ich sie aufhalten sollen?« Katrin setzte sich dem Mädchen gegenüber.
    »Ich dachte, es muss ein Erziehungsberechtigter anwesend sein …«
    »Wenn einem die Formalitäten wichtig sind, dann schon.«
    Das Mädchen fixierte sie jetzt. Müde. Kein Wunder nach dem Kampf, den sie sich mit ihrer Mutter geliefert hatte. »Sind die Ihnen nicht wichtig?«, fragte sie.
    Katrin unterdrückte den Impuls, nach der Hand des Mädchens zu greifen. Sie durfte es nicht übertreiben. »Sabrina«, sagte sie sanft. »Glaubst du, ich will dich ins Gefängnis bringen? Was habe ich denn davon? Mir geht’s nur um eines: das Geld. Wenn das Geld wieder auftaucht, bin ich happy und die Sache hier ist erledigt. Ich meine, natürlich wandert der Freund deiner Mutter trotzdem ins Gefängnis. Und ob du und deine Mutter euch jemals wieder vertragen werdet, ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob dir das so wichtig ist. Oder sein sollte. Aber ich glaube dir. Ich habe mit der Kollegin gesprochen, bei der du Anzeige erstatten wolltest. Der Vorwurf der Anstiftung wird sich vor Gericht nicht halten lassen. Dafür sorge ich persönlich, Sabrina. Ich werde mich darum kümmern, dass dir nichts passiert. Das verspreche ich dir. Alles, was du dafür tun musst, ist mir sagen, wo das Geld ist.«
    Das Mädchen atmete seufzend aus. »Ich weiß es nicht.«
    Langsam verlor Katrin die Geduld. Sie sagte eine Spur schärfer, nur einen Hauch: »Sabrina, was soll das? Wir waren doch gerade dabei, uns anzufreunden.«
    »Ich weiß es wirklich nicht!« Das Mädchen stand so abrupt auf, dass der Stuhl hinter ihr umfiel. »Er hat mich vor der Schule abgefangen, wir sind in das Auto gestiegen, ich hab was getrunken, danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Bis dieser Junge, Chris, auf einmal über mir stand – als ich im Kofferraum aufgewacht bin.«
    Das darf doch nicht wahr sein. »Du hast was getrunken? Was?«
    »Wasser«, sagte das Mädchen. »Ich hab immer eine Wasserflasche dabei. In meinem Rucksack. Matthias ist extra noch mal ausgestiegen, um sie aus dem Kofferraum zu holen.«
    »Und das sagst du mir jetzt erst!« Katrin war froh, dass sie nicht die Hand des Mädchens ergriffen hatte. Sonst hätte sie ihr jetzt wahrscheinlich ihre Fingernägel ins Fleisch gebohrt.
    Aber auch das Mädchen kam wieder in Fahrt: »Wenn Sie meine Mutter nicht hergeholt

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