Jackpot - wer traeumt, verliert
hätten, wär ich bestimmt schon eher dazu gekommen! Also noch mal: Ich hab was getrunken und danach kann ich mich an nichts mehr erinnern. Nur dass ich auf einmal wahnsinnig müde geworden bin. Jetzt wollen Sie wahrscheinlich wissen, ob mir das nicht komisch vorgekommen ist? Ja, ist es.«
Katrin atmete tief durch – ganz ruhig, Schätzchen. »Er hat dir K. o.-Tropfen gegeben. Damit hat er auch seinen Kollegen ausgeschaltet.«
Kriebl lag mit ein paar Kissen im Rücken halb aufrecht im Bett. Wie ein Boxer nach einer ordentlichen Tracht Prügel: zugeschwollenes Auge, aufgeplatzte Unterlippe, die Nase bandagiert. Afrim lehnte an der Wand und beobachtete ihn. Er hielt sich im Hintergrund, wie ausgemacht. Sein Job war es, sich kein Augenzwinkern, keine noch so zufällig wirkende Handbewegung entgehen zu lassen. Und auf sein Bauchgefühl zu hören: Log Kriebl oder nicht? Wenn das irgendwer aus ihm herauskitzeln konnte, dann die Menschick.
»Sie haben Glück«, sagte sie und hockte sich am Fußende halb auf den Rand des Bettes, als wäre sie eine alte Bekannte. »Die Ärzte wollen Sie noch zwei Tage hierbehalten, genießen Sie die Zeit! Sie wissen bestimmt, was im Gefängnis mit Vergewaltigern passiert?«
»Was?«, sagte Kriebl, irritiert, aber nicht beunruhigt.
»Jetzt tun Sie nicht so, wir sind doch hier unter uns. Aber vielleicht finden wir ja eine Einigung: Sie sagen mir, wo das Geld ist, und ich passe auf, dass Ihr Darmausgang im Knast nicht ungewöhnlich strapaziert wird.«
Kriebl ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Wahrscheinlich hatten sie ihm Schmerzmittel gegeben. Als er endlich sprach, hatte er ein Lispeln in der Stimme, und er redete langsam, als wäre ihm die Zunge zu schwer. »Von was für einer Vergewaltigung reden Sie?«
»Waren es denn mehrere? Sie haben Sabrina K. o.-Tropfen verabreicht.«
Seine Chefin war jetzt wieder ganz in ihrem Element. Sie hatte Afrim auch anvertraut, dass sie daran dachte, diesen Job hinzuschmeißen. Doch Afrim konnte sie sich in keinem anderen vorstellen.
»Ja«, sagte Kriebl. »Das stimmt.«
Katrin Menschick lachte. »Sehr schön. Kinderschänder sind meine Favoriten. Da kann ich meine feministische Seite ausleben. Rein dienstlich, versteht sich. Wissen Sie, Beweise spielen da keine Rolle – nur was Ihre Mithäftlinge von Ihnen denken. Und das kontrollieren nicht Sie.«
Eines musste man Kriebl lassen. Er war nicht aus der Ruhe zu bringen. Aber vielleicht waren das auch nur die Schmerzmittel. »Drohen Sie mir?«, sagte er fast gleichgültig.
»So würde ich das nicht nennen«, sagte die Menschick. »Ich lege nur alle Karten auf den Tisch. Sagen Sie mir, wo das Geld ist, und ich schiebe Ihnen den einen oder anderen Trumpf rüber.«
Kriebl stützte sich mit den Armen ab, um sich aufrecht hinzusetzen. »Zum Beispiel?« Er verzog das Gesicht.
»Zum Beispiel wird es dann keine Anklage wegen Vergewaltigung geben. Nicht zu vergessen: einer Minderjährigen. Das hört kein Richter gern. Schon gar nicht die mit Kindern.«
Kriebl lächelte, erstaunlich gelassen. Das konnten nicht nur die Schmerzmittel sein. Er hatte einfach nichts mehr zu verlieren, das war’s. »Sie ermitteln doch nur«, sagte er. »Anklagen wird mich jemand anderes. Außerdem ist Sabrina schon sechzehn. Sie bluffen nur.« Kriebl streckte die Hand aus und verzog wieder das Gesicht.
»Das sehen Sie dann im Gerichtssaal.« Katrin Menschick stand auf und gab ihm das Wasserglas, das für ihn außer Reichweite auf dem Nachttisch stand. »Aber anklagen kann Sie nur, wer was in der Hand hat gegen Sie – und das wiederum kriegt er von mir. Oder eben nicht.«
»Und dafür soll ich Ihnen sagen, wo das Geld ist? Da muss schon ein bisschen mehr hergehen.« Er trank das Glas aus und wollte es Katrin zurückgeben.
Doch sie machte keine Anstalten, es ihm abzunehmen. »Ich könnte Sie auch zwingen«, sagte sie. »Was meinen Sie? Ich muss natürlich schauen, dass das nicht zu sehr auffällt. Aber so wie Sie gerade aussehen, wäre das nicht allzu schwer.«
»Haben Sie deswegen den Kollegen mitgebracht?«, sagte Kriebl spöttisch und behielt das Glas in der Hand, die er jetzt wieder auf dem Bett ablegte.
»Nein. Das würde ich schon selber übernehmen. Möchten Sie nicht doch lieber einen Anwalt?«
Kriebl schüttelte wie in Zeitlupe den Kopf.
»Reden wir also über das Mädchen«, sagte Katrin.
Afrim hatte keine Sympathien für den Kerl. Aber er glaubte nicht, dass er log. Kriebl sagte: »Ich hab sie entführt.
Weitere Kostenlose Bücher