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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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nichts getan! Wenn ich irgendwas getan habe, dann nichts anderes, als diese zwei Vollidioten unter Kontrolle zu halten. Kommen da mit einer Knarre an!«
    Der Bulle deutete mit einem Nicken zur Pritsche. Nachdem Elom sich wieder hingesetzt hatte, hockte der Bulle sich neben ihn und sagte: »Die zwei haben ausgesagt, das Ganze hätte damit angefangen, dass du dieses Mädchen angesprochen hast.«
    Dieses verfluchte Mädchen! Der Bulle hatte recht, letztlich war er nur wegen ihr hier gelandet. So eine müsste man mit einem Hinweis ausstatten, wie eine Zigarettenschachtel: Die EU-Justizminister warnen – sieht heiß aus, aber bringt dich in den Knast. Vorsicht!
    »Richtig oder falsch?«, fragte der Bulle.
    »Ich hab sie angesprochen, ja. Das hätt ich mir wirklich sparen können.«
    »Hinterher ist man immer klüger. Hast du das Mädchen da zum ersten Mal gesehen?«
    »Im Mira?« Elom nickte. »Ich kannte nur Chris. Und seinen Bruder. Wir sind Nachbarn.«
    Der Bulle gab sich jetzt ganz kumpelhaft, als würden sie vor der Tankstelle rumhängen. »Weißt du, woher Chris das Mädchen kannte?«
    Elom schüttelte den Kopf. »Nur die Lügengeschichte, die sie mir aufgetischt hat.«
    Der Bulle, der nicht viel älter war als er selber, musterte ihn. »Dann interessiert dich vielleicht die wahre Geschichte?«
    In der Morgendämmerung gingen sie die Schillerstraße entlang, Richtung Kreuzung, Kopf eingezogen, Hände tief in die Jackentaschen vergraben, wegen der Kälte. Phil starrte stur geradeaus – Chris beobachtete ihn aus dem Augenwinkel: Schwer zu sagen, was gerade in Phils Kopf ablief. Ecke Bayerstraße stiegen sie die Treppe hinab in das labyrinthische Untergeschoss des Hauptbahnhofs.
    Letztendlich hatte er ein unglaubliches Glück gehabt in der Wohnung, dachte Chris. Er hatte eigentlich nur noch auf Zeit gespielt, aber dann rettete ihn die Klingel, gerade als sein Bruder die Tasche schon aufschneiden wollte. Ausgerechnet David war ihm zu Hilfe gekommen – wenn man das so sagen konnte: mit dieser Gangster-Rap-Nummer, die er da mit der Knarre in der Hand vor der Tür abgezogen hatte.
    Ein paar Obdachlose schliefen, in mehrere Kleidungsschichten gehüllt, am Boden, ansonsten war noch nicht allzu viel los auf dieser Ebene des Untergeschosses. Phil schaute Richtung Decke, auf der Suche nach dem Weg zur U 2. Dann sahen sie das rote Emblem auf einem der Hinweisschilder und folgten ihm. »Ich versteh nicht ganz, warum sie uns laufen lassen«, sagte Chris vorsichtig. »Wenn sie doch immer noch glauben, dass ich die Kohle hab.«
    Phil ging ihm eine Spur zu schnell, er wollte anscheinend nur noch weg hier. »Damit du sie ihnen bringen kannst«, sagte er. »Und damit ich dafür sorge, dass du das auch tust. Entweder das, oder sie glauben einen Scheißdreck.«
    Okay, sein Bruder war nicht gerade zum Scherzen aufgelegt. Dann sollte er vielleicht nicht mit der Tür ins Haus fallen, dachte Chris und sagte: »Aber wir könnten doch genauso gut abhauen. Angenommen, ich hätte die Kohle.«
    »Glaubst du, das geht so einfach? Die werden uns beobachten.«
    Chris drehte sich im Gehen einmal um die eigene Achse. Es war niemand zu sehen; ihm fiel nur eine Überwachungskamera auf, die über einem noch geschlossenen Kiosk installiert war. »Und wie?«, sagte er. »Wie im Fernsehen – mit Satellitenfotos, Handyabhören und dem ganzen Kram?«
    Im Nachhinein war es ja richtig gewesen, dass er Phil vor zwei Tagen noch nichts erzählt hatte. Nur, viel länger konnte er nicht mehr warten. Jetzt, wo die Polizei mit im Spiel war.
    »Ich weiß es nicht, Chris. Immerhin sind wir nicht al-Qaida und wir sind nicht in Amerika. Ich hab mal gehört, dass das gar nicht so leicht ist, das alles genehmigt zu kriegen. Aber wer weiß, es ist Weihnachten, vielleicht haben die Bullen ja einen Wunsch frei. Ich hab zum Glück nichts zu verbergen. Du?«
    Hm. Also ahnte er was. Oder? »Wie meinst du das?«, fragte Chris.
    »Ganz einfach: Hast du die Kohle noch irgendwo? Ich meine, wenn ja, kann uns das eine Menge Ärger ersparen. Ich weiß ja nicht, was der Bulle dir genau gesagt hat. Aber die Frau hat sich ziemlich klar ausgedrückt: dass du ins Heim kommst, wenn sie die Kohle am Montag nicht hat. Ich vielleicht auch. Vielleicht aber auch nicht, weil ich fast achtzehn bin«, sagte Phil.
    »Wenn die mich ins Heim stecken wollen, muss Papa eben zurückkommen.«
    Phil blieb stehen und musterte ihn. »Ich weiß nicht, ob er in seinem Zustand gerade unser bestes Argument

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