Jackpot - wer traeumt, verliert
im Gefrierfach sah sie nach.
Erfolglos. Natürlich. Mist.
Als Sabrina die Küche verließ, um sich als Nächstes das Zimmer der Brüder vorzunehmen, sagte Phil: »Also entweder hast du einen Bärenhunger und findest nichts Passendes. Oder –?«
Sabrina blieb mitten im Wohnzimmer stehen.
»Oder glaubst du wirklich, dass die Kohle hier irgendwo rumliegt?« Phil stützte sich verschlafen auf die Ellbogen.
»Irgendwo muss sie sein.«
»Die Bullen wären dann aber ziemliche Idioten.«
»Oder dein Bruder ein Genie.«
»Chris? Wenn der ein Genie wäre, wüsste ich das, glaub mir.«
Sabrina hockte sich auf den Couchtisch. Sie spürte den Anflug eines schlechten Gewissens. Sie musste aufpassen, dass sie nicht weich wurde. »Bist du sauer?«, fragte sie.
Phil richtete sich auf und rieb sich das Gesicht. »Weil du dich an meinem Handy vergriffen hast?« Er hob es auf und steckte es beiläufig in seine Hosentasche.
»Weil ich hier rumgeschnüffelt habe.«
»Trinkst du einen Kaffee mit mir?«, fragte Phil.
Sabrina nickte.
»Dann verzeih ich dir noch mal.« Phil stand auf und ging in die Küche. Sabrina folgte ihm und beobachtete an den Türrahmen gelehnt, wie er Wasser in den Wasserkocher laufen ließ.
Als sie durch das Fenster die bunten Lichterketten am Nachbarhaus sah, fiel ihr erst auf, dass in der Wohnung der Brüder nichts auf Weihnachten hindeutete. »Was meinst du, wo das Geld ist?«, fragte sie.
Phil stellte den Wasserkocher auf die Andockstation. »Was hättest du denn damit vor? Wenn du es finden würdest.« Er drückte auf einen Knopf am Griff des Wasserkochers und ein Lämpchen leuchtete rot auf.
Als Kind hatte sie Weihnachten geliebt. Jetzt vermisste sie es nicht mal. Sie fragte sich, ob sie sich irgendwann mal wieder darauf freuen würde. »Das weiß ich noch nicht.«
Phil grinste. »Da musst du dich schon mehr reinhängen, wenn du willst, dass ich dir das abkaufe. Weißt du, was ich glaube?« Er verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich so hin, dass er ihr direkt in die Augen schauen konnte. Er hatte seinen Spaß. »Du wolltest den Typ vielleicht wirklich nur loswerden«, sagte er. »Anfangs. Aber dann – plant er tatsächlich diesen Raub. Und du denkst dir: Okay, jetzt werd ich ihn garantiert los, das klappt nie, der landet im Knast. Aber die Sache ist noch nicht vorbei. Auf einmal liegen vier Millionen Euro neben dir im Kofferraum. Und jetzt denkst du dir, hm, wie wär’s denn mit der Variante: Er wandert in den Knast, aber die Kohle bleibt bei mir.«
Phil hatte schöne Augen, das musste sie zugeben. »Wow«, sagte sie. »Wo hast du denn die Menschenkenntnis her – warst du mal in Indien oder so?«
»Auf krumme Gedanken kann man auch hier kommen.«
»Vergiss nicht, dass ich k. o. im Kofferraum lag. Und dass Matthias anscheinend das Geld versteckt hat. Aber – nur mal angenommen – was würdest du denn damit machen? Greenpeace spenden?«
Phil lachte. Dann sagte er: »Die Polizistin will, dass ich es ihr auf den Schreibtisch lege. Spätestens am Montag, acht Uhr früh. Sie denkt, mein Bruder könnte es noch haben. Deswegen droht sie uns ein bisschen. Um auf Nummer sicher zu gehen, schätz ich.«
Der Wasserkocher gab knackende Geräusche von sich, als er heiß wurde. »Und?«, fragte Sabrina. »Würdest du ihr das Geld bringen? Wenn du die Wahl hättest.«
»Sonst macht sie Chris fertig. Hat sie gesagt.«
»Das wär natürlich ein Grund.«
»Oder ein Grund, es gerade nicht zu tun. Wahrscheinlich würde ich versuchen, mit der Kohle so schnell wie möglich von hier wegzukommen.« Phil stellte eine Thermoskanne neben den Wasserkocher, in dem es zu brodeln anfing, und nahm einen Kaffeefilter vom Regal.
»Und dein Bruder?«
»Den nehm ich natürlich mit. Den kann ich ja schlecht hier alleine zurücklassen, oder? Die Frage wär nur, wie hauen wir ab?« Er schraubte den Deckel von einer silbernen Kaffeedose und zog die Stirn in Falten.
»Da bin ich auch noch am Brainstormen«, sagte Sabrina.
»Trinkst du zur Not auch Tee?«, fragte Phil. »Kaffee ist aus.«
»Schwarz«, sagte Sabrina. Sie lächelte. »Vielleicht fällt uns ja zusammen was ein?«
Phil nahm zwei Teebeutel aus einem Karton und aus dem Regal zwei Tassen und goss dampfendes Wasser auf. »Wieso, willst du dich an meiner Greenpeace-Spende beteiligen?«
»Die Frage ist wohl eher, ob ich dich beteilige. Wir reden hier immerhin von vier Millionen Euro.«
Phil reichte ihr eine Tasse. »Na ja. Alleine kann man die
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