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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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Mutter seinem Vater das Genick gebrochen hatte. Es war eine Katastrophe gewesen, klar. Aber jetzt erst konnte Phil sich vorstellen, dass ein Mann nach dem Verlust seiner Frau keinen Sinn mehr im Leben findet. Auch er wollte Sabrina nie mehr loslassen, nie mehr verlieren. Als er ansetzte, ihr das zu sagen, hämmerte es gegen die Wohnungstür.
    »Aufmachen, Polizei!« Es war die Stimme des jungen Polizisten. Dann rief seine Kollegin: »Kommt, macht die Tür auf – Sabrina, wir wissen, dass du da drin bist!«
    Phil schloss die Augen. »Scheiße.«
    Sabrina sagte: »Wenn wir nicht aufmachen, wissen die, dass wir was zu verbergen haben.«
    »Ich hab auf jeden Fall was zu verbergen.« Er deutete auf seine Erektion.
    Sabrina lächelte. »Das ist nichts, was wir später nicht nachholen können.«
    Phil nickte schließlich, obwohl es ihm schwerfiel, er stand auf, murmelte ein »Scheißbullen!« und ging zur Tür. »Ist ja gut, ist ja gut!« Er schaute durch den Türspion, während er sich die Jeans zuknöpfte. »Kann ich mich vielleicht erst mal anziehen?« Dann drehte er den Schlüssel im Schloss zweimal nach links.
    Katrin Menschick und ihr Kollege kamen ungefragt herein. Als sie Sabrina sahen – auf dem Schlafsofa, das zerwühlte Bettlaken um die Schultern –, sagte die Frau: »Oh, haben sich da zwei gefunden? Oder war ihr nur kalt und du hast sie vorm Erfrieren gerettet? Ich hoffe, ihr habt Kondome benutzt!«
    »Ja«, sagte Phil. »Was für ein Pech, dass Ihnen Ihre ausgegangen sind.«
    »Pass auf, was du sagst, mein Freund!«, kam es von ihrem jungen Kollegen.
    »Wieso, weil Sie sonst Ihre Pistole auspacken und den harten Mann markieren? Freund!«
    »Nicht schlecht, ein Typ mit Beschützerinstinkt, halt dir den warm, Kindchen«, sagte die Polizistin.
    »Was wollen Sie?«, fragte Sabrina.
    »Mit dir über die Eurokrise plaudern. Unsere ganz persönliche Eurokrise. Hier ist die Aussage deiner Mutter, unterschrieben und beglaubigt, sehr interessant. Bricht mir immer wieder das Herz, wenn so ein tiefer Riss durch eine Familie geht. Zieh dich lieber an, es ist wirklich kalt draußen.«
    Phil schnappte sich seine Schuhe und hockte sich auf den Couchtisch. »Ich komme mit!«
    »Wieso?«, sagte die Frau. »Ich dachte, du hast schon alles gesagt, was das Geld angeht. Oder etwa doch nicht?«
    »Sie können hier nicht einfach reinplatzen und –!«
    Sabrina kam an seine Seite. »Lass.« Sie drückte ihm einen Kuss auf den Mund. »Du weißt, wo ich bin. Ich ruf dich an, wenn es vorbei ist.«
    Keine fünf Minuten später waren die Polizisten mit Sabrina gegangen und die Tür zum hinteren Zimmer öffnete sich. Chris schaute ihn mit strubbeligen Haaren, aber hellwach an.
    »Warum haben die sie mitgenommen?«
    »Warum wohl!«, sagte Phil wütend.
    Chris ging ans Fenster, zog den Vorhang beiseite und Phil stellte sich zu ihm. Sie konnten noch sehen, wie ein dunkler VW Golf aus der Feuerwehreinfahrt fuhr. Dann verschwand der Wagen aus ihrem Blickfeld.
    »Wir müssen sofort los«, sagte Chris.
    »Und sie?«
    » Bevor sie was sagt!«
    »Wir können sie doch nicht einfach zurücklassen!«
    »Wir müssen! Verstehst du das nicht?«
    »Jetzt mal immer mit der Ruhe«, sagte Phil. »Darauf warten die doch nur! Dass wir irgendwas Unüberlegtes tun!«
    »Die sind gerade weggefahren!«
    Phil suchte nach Argumenten. Zum Glück fiel ihm was ein. »Glaubst du, die arbeiten alleine an dem Fall? Die beobachten uns. Wenn nicht die, dann irgendwelche anderen!«
    »Was sollen wir denn machen? Sabrina weiß, dass ich die Kohle hab!«
    »Das wird sie den Bullen nicht verraten!«
    »Und wenn die Druck machen? Ich meine, so richtig! Das kannst du doch nicht wissen!«
    »Chris! Wir müssen jetzt erst mal eins – cool bleiben! Da warst du doch bisher so ein Experte drin!«
    Sie bogen rechts ab, stadteinwärts in die Schleißheimer Straße, die wie eine Schlagader vom Herzen Münchens zum nördlichen Stadtrand verlief. Das Mädchen schaute aus dem Fenster: auf die Panzerwiese, die trotz Dunkelheit weiß schimmerte, auf das um diese Uhrzeit verlassene Einkaufszentrum, auf die kasernenartigen Mietshäuser, die kleinen Vorkriegsbauten, die Eckläden und Bierkneipen. Auf Höhe des BMW-Werks schaltete Afrim den Scheibenwischer ein, es fing wieder an zu schneien: dicke Flocken, die im orangen Licht der Straßenlaternen durch die diesige Nacht fielen.
    Katrin saß hinten, neben dem Mädchen. Sie sagte: »Und? Kannst du dir das vorstellen?«
    Das Mädchen ließ sich

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