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Jackpot - wer traeumt, verliert

Jackpot - wer traeumt, verliert

Titel: Jackpot - wer traeumt, verliert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Knoesel
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noch mal zum Mitschreiben: Wir haben kein Geld und bald auch keine Wohnung mehr! Unser Vater ist fertig mit der Welt. Weil unsere Mutter tot ist, Scheiße noch mal! Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber momentan ist echt kein guter Zeitpunkt, um einen auf sensibel zu machen. Vielleicht könnten du und deine Seele das eventuell berücksichtigen!«
    Phil merkte, dass seine Hände sich wieder zu Fäusten geballt hatten. Er streckte die Finger aus und sagte ruhig: »Chris. Wir wollten um vier Uhr los. Lass uns bis vier Uhr warten. Wenn sie bis dahin nicht zurück ist, dann …«
    »... fangen wir wieder an zu diskutieren, oder?« Chris trat gegen den Stuhl, der scheppernd gegen den Küchentisch knallte.
    Phil schüttelte den Kopf. »Bis dahin ist mir was eingefallen.«
    Sabrinas Zeigefinger näherte sich der Klingel. Matthias drückte sich neben der Wohnungstür an die Wand, damit er durch den Türspion nicht gesehen wurde: die Knie leicht angewinkelt, Pistole locker in der Hand, bereit zum Sprung. Sie würden völlig ohne Vorwarnung kommen. Sie hatten Glück gehabt, falls man das so nennen konnte: Sie hatten es auch ohne Klingeln ins Haus geschafft. Die Eingangstür unten war offen gewesen beziehungsweise nicht ganz ins Schloss gefallen. Kleine Steine vom Streugut hatten sich am Boden vor der Türleiste gesammelt.
    Matthias neben ihr schaute sie mit flackernden Augen an: Worauf wartest du?, schien sein Blick zu sagen. Sie legte den Zeigefinger auf die Klingel. Und drückte dagegen.
    Auf der Fahrt hierher hatte sie Matthias von den Brüdern erzählt. Sie hatte sich dabei an die Wahrheit gehalten, wenigstens was die Fakten betraf, und es tatsächlich geschafft, nicht zu lügen. Sie hatte nur vieles ausgelassen. Vor allem, was mit Phil gelaufen war, hatte sie für sich behalten.
    Trotzdem war Matthias misstrauisch geworden. Er war es immer noch, sie spürte es. Vielleicht hätte sie nicht darauf beharren sollen, dass den Brüdern nichts passieren dürfe. Auch wenn sie es Matthias damit erklärt hatte, dass ohne die beiden die Beute längst bei der Polizei gelandet wäre.
    Als Sabrina Schritte hörte im Inneren der Wohnung, warf sie Matthias einen letzten Blick zu. Er machte auf sie den Eindruck, als hätte er keine Angst mehr. Alles oder nichts, nur darum schien es ihm noch zu gehen. Er würde auch die Waffe gegen sich selber richten, in einer aussichtslosen Situation. Aber erst mit der letzten Kugel, da war sie sich sicher.
    Sabrina schaute direkt auf den Türspion und wahrscheinlich hätte sie genau das nicht tun sollen. Ihr Blick musste Phil verraten haben, dass irgendetwas nicht stimmte.
    Die Tür ging viel zu schnell auf. Als Matthias sie zur Seite stieß, rechnete Sabrina damit, dass er Phil so ausschalten würde wie die Polizistin vorhin. Aber stattdessen zog er mit der Pistole voll durch, als hätte er einen Tennisschläger in der Hand.
    Er traf Phil in einer Aufwärtsbewegung am Kinn. Es gab ein Geräusch, als würde jemand mit einer Hacke in einen Eisblock hauen. Phil stürzte mit einer solchen Wucht zu Boden, als hätte er versucht, rückwärts einen Kopfsprung zu machen.
    Als er auf dem Rücken aufkam, rührte er sich nicht mehr. Seine untere Gesichtshälfte hing schlaff zur Seite. Sein Mund stand offen; Blut triefte daraus auf den Teppichvorleger.
    Sabrina holte Luft, als hätte man ihr in den Bauch geschlagen. Ihre Knie gaben nach. Sie sackte einfach in sich zusammen. Sie hörte sich selber schluchzen: »Warum hast du das getan?«
    Matthias zog sie in die Wohnung. »Erklär ich dir später!« Er machte die Tür zu und verpasste ihr eine Ohrfeige, als sie nicht aufhörte, zu schluchzen. Als das keine Wirkung zeigte, schlug er noch mal zu.
    Sie riss sich zusammen. Sie nickte.
    »Keine Angst«, sagte Matthias jetzt fast zärtlich. »Er ist nicht tot.« Dann verschwand er.
    Sabrina konnte Besteck klirren hören in der Küche, wie wenn eine Schublade nach der anderen aufgemacht wurde. Das konnte nur Chris sein – der vermutlich die Pistole suchte, die er Phil überlassen hatte.
    Oder irgendetwas anderes, um sich zu wehren.
    Kurz darauf kam Matthias mit ihm in den kleinen Flur. Matthias hatte die Pistole auf Chris gerichtet, aber in dessen Gesicht machte sich der Schrecken erst breit, als er seinen Bruder leblos am Boden sah. Dann schaute er Sabrina an, und Sabrina konnte sehen, wie der Hass in seinem Gesicht den Schrecken verdrängte.
    Sie wollte etwas sagen, aber sie durfte nicht. Sie war froh, dass sie

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