Jacks Briefe
durchbrach das Schweigen, welches die Situation für Katelyn und Jack nur noch verschlimmerte. „Ist etwas Wahres an dem, was sie gerade gesagt hat?“, er sah keinen von beiden direkt an, dennoch fühlten sie sich gleichermaßen angesprochen. Zurückhaltend blickte Jack vor sich hin, als er bestimmend antwortete. „Ja, das ist es.“ Williams Miene zeigte einen Anfall von Überforderung. Er hatte es geahnt, hatte vermutet, dass die Kinder sich ineinander verliebt hatten. Dennoch schien er jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt. Er hätte sich gewünscht, dass die Beiden zu ihm gekommen wären, ihm alles erzählt hätten, bevor seine Frau davon erfahren hat. Nun machte die Tatsache, dass sie es zuerst wusste und die Umstände, welche sie darauf aufmerksam gemacht hatten, eine Umsetzung deren Pläne besonders schwierig. „Ich werde mit ihr reden, aber ich kann euch nichts versprechen“, verkündete er und stand langsam auf. Ihm war anzusehen, dass ihn diese Wahrheit schwer beschäftigte. „Haben wir deinen Segen, Vater?“, fragte Katelyn und hoffte auf eine beruhigende Antwort, bevor er zu Bett ging. Sie musste es für sich geklärt wissen, und sein Segen wäre ihr das Wichtigste auf der Welt. Ohne ihn könnte sie sich eine glückliche Heirat nicht vorstellen. Sie brauchte ihren Vater, der hinter ihr stand und hinter ihrer Wahl. William blieb auf seinem Weg in Richtung Tür stehen. Er atmete schwerfällig aus und sagte dann, völlig regungslos: „Meinen Segen habt ihr.“ Ohne ein weiteres Wort oder einen letzten Blick auf die Beiden verließ er den Raum. Von Katelyn fiel in jenem Moment sämtlicher Ballast herab. Ihre größte Sorge, welche sie in letzter Zeit umgeben hatte, verflüchtigte sich. Dennoch nahm dieser Heilige Abend für Jack und sie, in gewisser Hinsicht, ein Ende mit gemischten Gefühlen. Was würde ihre Mutter jetzt tun? Sollte Katelyn darauf vertrauen, dass sie sich schon irgendwann damit abfinden könnte? Oder sollte sie von nun an vorsichtig sein, mit all dem, was die Umsetzung der Heiratspläne mit Jack beinhaltete? Sie behielt Letzteres als Lösung für sich. Auch wenn dies bedeutete, dass sie nun ständig aufpassen musste, was sie tat.
Es war spät in der Nacht als Jack, Katelyn, bis vor ihre Schlafzimmertüre begleitete.
„Leila hat in deinem Zimmer nichts verändert. Vater hat darauf bestanden“, sagte Katelyn. Jacks Augen lächelten. „Das freut mich“, antwortete er knapp und ergriff Katelyns Hand.
„Es ist schön wieder Zuhause zu sein“, stellte er fest, als er zärtlich seine Finger um ihre schloss. Doch Katelyn bemerkte, dass ihn etwas beschäftigte und sie ahnte bereits, was es war.
„Mach dir keine Gedanken wegen Mutter. Du weißt ja, wie sie ist. Aber, ich kann mir nicht vorstellen, dass sie mir mein Glück in diesem Fall gänzlich versagen möchte. Gleich morgen werde ich ihr alles noch mal genau erklären. Ich bin sicher, dass sie mich verstehen wird. Und wenn nicht, haben wir trotz alledem Vaters Segen. Sein Wohlwollen uns gegenüber und unserer Verbindung bedeutet mir mehr, als das ihre.“ Sie ahnte, dass sie Jack mit ihren Worten wenig Trost spenden konnte, dafür kannte sie ihn zu gut. Er war schon immer jemand gewesen, der nicht gerne Streit hatte, dem es stets nach Harmonie verlangte und die Gewissheit darüber, dass ihn jemand dermaßen ablehnte, in jeglicher Hinsicht, so wie es Lady Amalia tat, warf ihm einen dunklen Schatten aufs Gemüt. Er war so um Ordnung, Gleichheit und Toleranz bemüht, das man hätte meinen können, er wäre von einem wesentlichen nobleren Stammbaum, als es Katelyn war. Sie wusste, sollte es ihr nicht gelingen, ihn davon zu überzeugen, dass beide Eltern einer Heirat mit gutem Gewissen zustimmen, so würde er womöglich davon absehen. Er war einer der seltenen Menschen, die dazu neigten die Wirrnisse des Verstandes, vor die des Herzens zu stellen. Aus diesem Grunde hoffte sie inständig, dass sich ihre Mutter einsichtig zeigen würde.
Der Weihnachtstag verlief relativ unspektakulär. Katelyn hatte den Eindruck, dass sich ihre Mutter, aufgrund der Unterhaltungen des gestrigen Abends, von allen Augen fernhielt. Sie war weder bei dem gemeinsamen Frühstück noch am Mittagstisch anwesend. William ließ Leila immer wieder nach ihr schicken, doch auch diese wurde von ihr abgewiesen.
Ihren Zorn wandelte sie in ein geschicktes, jedoch boshaftes Manöver um. Auch den darauffolgenden Tag verbarrikadierte sie sich in ihren
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