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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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Räumlichkeiten, ohne eine Menschenseele hineinzulassen. Sie nutzte diese Zeit für ein persönliches Schreiben an den Colonel, der als Jacks Mentor diente und gleichzeitig über jene Soldaten entschied, welche an die Front geschickt wurden.
     
    An den Oberbefehlshaber der zweiten Brigade Colonel Perry
     
    Sehr geehrter Colonel Perry
    Ich schreibe ihnen in tiefster Dankbarkeit darüber, dass sie sich so hingebungsvoll meinem geliebten Ziehsohn Jack Hamilton annehmen. Der Junge spricht nur in den höchsten Tönen von ihnen. Sicher haben sie bereits vernommen, dass es seinem sehnlichsten Wunsch entspricht, dem Vaterland und eurer Majestät zu dienen, so gut, wie es ihm eben nur möglich erscheint. Nun möchte ich ihnen vertraulich mitteilen, wie viel es ihm bedeuten würde, einen entscheidenden Teil des Sieges über das französische Heer beitragen zu können. Ich gehe davon aus, dass er sich in dem sicheren Schoß des baldigen Sieges der britischen Armee, in keiner Weise in Gefahr begibt. Selbstredend, sende ich ihnen diese Bitte unter dem strikten Siegel der Vertrautheit und hoffe, dass sie Verständnis dafür haben werden, wenn ich sie ebenso förmlich, wie dringlich bitte, ihm nichts von meinem Anliegen zu berichten. Ich möchte es nur ungern sehen, dass er der Meinung ist, dass es nicht Sie waren, die ihn als fronttauglich erachteten, sondern dass sie sich lediglich von der Bitte einer besorgten Mutter dazu genötigt sahen, seinem Wunsch nach zu kommen.
    Ich bin sicher, sie werden eine für alle Seiten dienliche Lösung finden.
    Ich verbleibe.
     
    Lady Amalia Campbell
     
    Inverness 2012
     
    „Da müsste es sein“, sagt James und zeigt in die Richtung eines kleinen Hochtals, das nun im Sonnenlicht so friedlich daliegt, dass es schwer vorstellbar ist, dass sich hier einmal eine der blutigsten und grausamsten Geschichten Schottlands abgespielt hat.
    „Dieses Land gehört dem national Trust“, erklärt James, „ein Naturschutzgebiet. Für uns Schotten ist dieses Tal eine heilige Stätte.“
    Jane blickt sich aufmerksam um. Nichts Sichtbares, das an diese vielen, unschuldigen Leben erinnert und doch hat sie das Gefühl, als würde sie jene Seelen spüren. Als wäre etwas von ihnen immer noch hier an diesem Ort. Er hat eine ganz besondere Ausstrahlung, als würde er von damals erzählen. Jeder Stein, das Moos, welches in rauen Mengen, die grünen Hänge bewächst und selbst die braune Erde, in die das Blut der Opfer einst versickert war. Sie holt tief Luft, um all das, was sie hier umgibt, in sich aufzunehmen. James steht neben ihr. Auch er fühlt die Aura dieses Ortes, und als sich unwillkürlich seine Hand zu ihrer bewegt und diese flüchtig berührt, spüren sie, dass Glencoe sie beide miteinander verbindet. Nur kurz dauert der Blick an, den sie sich zuwerfen, doch er ist so intensiv, dass beide wissen, dass ihre Begegnung kein Zufall gewesen ist. Schnell zieht Jane ihre Hand zurück, versteckt sie hinter ihrem Rücken, während sich ihre Wangen röten. Weder sie noch James sprechen den Vorfall an. Noch nicht. Die Zeit ist noch nicht gekommen, sich zu erinnern.
     
    1710
     
    Katelyn ritt auf Belle, ihrer Lieblingsstute. Sie war damit um einiges schneller als Jack. Belle war das beste Pferd im Stall von Haimsborrow und Katelyn liebte sie über alles. Sie ließen den kleinen Wald mit der Ruine hinter sich und waren unterwegs in Richtung Hochtal. Katelyn dachte nicht daran, dass Jack diesen Weg nicht gewählt hätte. Seit dem Tag, an dem er auf Haimsborrow aufgenommen wurde, war er nicht mehr in diese Täler zurückgekehrt. Jene Täler, in denen er geboren wurde, hatte er gemieden, aus Angst, das Erlebte könnte ihn wieder einholen und sein Glück, welches er mit Katelyn teilte, verringern. Belle scheute, als sie auf der Ebene von Glencoe angekommen waren. Der Schnee war fast vollständig geschmolzen, aber gerade die unbefestigten Wege machte das recht unsicher. „Ruhig, Belle, ruhig“, sagte Katelyn und streichelte ihr über die Mähne. Die Stute entspannte sich daraufhin rasch. Nun war auch Jack mit seinem Pferd, neben ihr aufgetaucht. Stumm und starr blickte er ins Tal, sah sich um und Katelyn merkte ihm an, dass just irgendeine Erinnerung in ihm hochschoss. Etwas, das er tief in sich vergraben hatte. Etwas, das seinen Weg in sein Bewusstsein nicht zurückfinden sollte. Erschrocken stieg er ab, wandte sich um, schlug die Hand, gefesselt von einer grauenhaften Erkenntnis, vor den Mund. Katelyn ging zu

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