Jacks Briefe
bereits vielen jungen Männern das Leben gekostet hatte. Er wusste, wie es zuging in Oudenaarde und er ahnte, dass auf Jack in Ramillies ein einziger, gnadenloser Überlebenskampf warten würde. Er konnte sich nicht erklären, weshalb der Colonel gerade Jack für diese Mission ausgewählt hatte. Vielleicht gab es immer noch Feinde der Clans, welche ihre Macht auf diese Weise demonstrieren wollten. William beschloss, dass er, sobald er an seinem Zielort ankommen würde, der Sache auf den Grund gehen würde und von den Männern, welche für jenen Befehl verantwortlich waren, Rechenschaft verlangte.
Er stieg auf sein Pferd. „Wir sind bald wieder Zuhause“, sagte er, obwohl er durchaus an seinen eigenen Worten Zweifel hegte. Katelyn schmerzte es, Jacks Hand loszulassen. „Lass mich nicht zu lange warten“, bat sie ihn. Jack schüttelte entschlossen den Kopf. Dann stieg auch er auf sein Pferd. Katelyn blickte den beiden Reitern nach, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Die Wochen vergingen. Katelyn war ruhelos und zerrissen, war sie doch schon so lange ohne einen Brief von Jack und auch ihr Vater hatte sich bisher noch nicht gemeldet. Elisabeth hatte jedoch geschrieben, dass sie ein paar Tage auf Haimsborrow verbringen wollte, denn auch Adam wäre wieder zurück in Aberdeen und erwartete dort seinen Frontbefehl, welcher jeden Tag eintreffen konnte. Man hatte anscheinend, in diesem Krieg nun jeden Mann nötig, denn es wurden nun beinahe ausnahmslos alle eingezogen. Auch sie war deswegen sehr besorgt und empfand es als gut, würde sie, nun die Sorge ihrer Freundin mit der ihren teilen. So würde die Zeit sicher rascher vergehen, genau so schnell, wie der Krieg es hoffentlich tun würde.
Elisabeths Kutsche traf an einem warmen, beinahe frühlingshaften Mittag im Februar, auf Haimsborrow ein. Katelyn war so erfreut über ihren Besuch, dass sie ihre Sorgen fast für einen Augenblick vergaß. Elisabeth bezog das Gästezimmer im Westflügel und schlief damit ganz in Katelyns Nähe. Die Freundinnen nutzten dies, um sich ihre meist schlaflosen Nächte mit langen Gesprächen zu vertreiben. Wenn alles bereits längst still war, auf Haimsborrow, schlichen sie sich in das jeweilige Zimmer der anderen. Manchmal lachten sie über die schönen, vergangenen Zeiten, unterhielten sich über ihre Zukunft, tauschten sich darüber aus, wie sie sich ihr Leben als Ehefrauen vorstellten. Elisabeths Gesellschaft brachte Katelyn die Abwechslung, die sie so dringlich benötigte, kam sie in ihrer ständigen Sorge um Jacks Leben doch beinahe um. Sie zeigte ihrer Freundin bei einem ihrer vielen Spaziergänge, das Waldstück in dessen Herzen die Ruine lag, welche für sie und Jack der wichtigste Ort war. Indem sie ihrer Freundin dieses Wissen anvertraute, offenbarte sie, dass Elisabeth nunmehr, da Jack und ihr Vater für sie unerreichbar waren, die wichtigste Bezugsperson war. Katelyn hatte sich an das Loch in der Mauer erinnert, welches sie, bei ihrem letzten Aufenthalt hier bemerkt hatte. Sie beschloss von nun an, Jacks Briefe dort, in einer kleinen Metallkiste, zu verstecken. Vor ihrer Mutter und jeglichen Augen, die kein Recht darauf besaßen, diese zu lesen.
Das Schicksal
Lady Amalia nahm wie jeden Sonntag, mit den feinen Damen der Gesellschaft ihren Tee im Salon ein. Sie schickte nach Katelyn, die gerade mit Elisabeth von einem Reitausflug zurückkehrte, damit sie höflich den Besuch ihrer Mutter begrüßte und die Neuigkeit erfahren konnte, welche diese zu verkünden hatte. Katelyn betrat, begleitet von ihrer Freundin, ahnungslos den Salon. Beide erstarrten gegenüber der Überraschung, welche sich ihnen bot, als sie sahen, wer Haimsborrow besucht hatte. Katelyn verneigte sich förmlich vor der Herzogin von Frybury, und Elisabeth, die in ihrem Schatten stand, machte es ihr nach.
„Mein Kind, du wirst nicht glauben, wer dir erneut seine Aufwartung macht“, begann Lady Amalia und schob ihre Tochter näher an die Gesellschaft heran. Alle Augen waren auf Katelyn gerichtet, die nun, in Reitbekleidung vor ihnen stand und überaus beklommen drein blickte.
„Nun“, sagte die Herzogin ernst, „mein liebes Kind, es wird dich freuen zu hören, dass nachdem deine Mutter sich so überaus für dich und deine Werte eingesetzt hat, wir dich trotz des skandalösen Verhaltens von deinem Vater, nun doch wieder als Duncans Ehefrau in Betracht ziehen.“
Katelyn blickte schockiert. Die Herzogin fuhr fort. „Nun, da dein Vater ja zurzeit nicht
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