Jacks Briefe
hier weilt und seine Rückkehr vermutlich noch auf sich warten lässt, kann er sich auch nicht mehr an unserer Entscheidung beteiligen, was wahrlich auch besser für dich ist. Mir scheint, ihm liegt nicht viel an der Zukunft seiner Tochter. Erfreulich zu wissen, dass es da deiner Mutter anders ergeht.“
Lady Amalia machte ein überaus zufriedenes Gesicht. Dann hielt sie ihre Tochter zurück, die nun völlig erschrocken, über die Entscheidung, welche erneut über ihren Kopf hinweg ausgetragen wurde, den Salon zu verlassen versuchte.
„Es ist beschlossene Sache, Katelyn“, sagte ihre Mutter und ließ vorsichtig von ihr ab. Katelyn drehte ihr und der Herzogin den Rücken zu. Bevor sie jedoch den Flur betrat, fügte ihre Mutter hinzu: „Die Hochzeit findet in zwei Wochen statt!“ Katelyn wandte sich schockiert um. „Ihr könnt das nicht tun, ohne Vaters Zustimmung!“ Lady Amalia blickte ihre Tochter ernst an. „Oh doch, das kann ich sehr wohl, denn wie du siehst, ist dein Vater nicht hier!“ Katelyn hatte ihrer Mutter nichts mehr zu sagen. Sie verließ den Salon und musste jenen, vollendeten Tatsachen ins Auge blicken. Elisabeth versuchte, ihre Freundin zu trösten.
Die Vorbereitungen für die Hochzeit nahmen Lady Amalias ganze Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch. Es sollten außerordentliche Feierlichkeiten werden. Schließlich hatte sie solange und so ausgiebig auf deren Eintreffen hingearbeitet. Als Datum wurde Katelyns siebzehnter Geburtstag festgelegt. Die Hochzeit sollte auf dem Familienbesitz der Fryburys stattfinden. Indes erhielt Elisabeth, die von ihr so befürchtete Nachricht von Adam, in der er ihr mitteilte, dass er ebenfalls nach Ramillies geschickt wurde. Elisabeth war zutiefst betrübt darüber. Katelyn wartete immer noch ungeduldig auf einen Brief von Jack und auch ihr Vater hatte noch keine Nachricht über sein Befinden gesandt. Katelyn hatte die Sorge, dass beiden möglicherweise etwas zugestoßen war. Sie hoffte, dass Adam, Jack in Ramillies begegnen würde und beide sich so, in dieser gefährlichen Stadt, eines Freundes gewiss sein konnten. Der Tag der Vermählung zwischen ihr und Duncan kam rasch herbei, und es bot sich ihr keine Möglichkeit ihren zukünftigen Mann vorher noch einmal zu sprechen. Sie dachte, wenn sie ihm berichten würde, dass sie ihn nicht wollte, dann würde er vielleicht von einer Ehe mit ihr absehen. Sie hatte ihn kennengelernt, als zuvorkommend und höflich. Vielleicht würde er sie ja verstehen. In Anbetracht dessen wollte sie noch einmal eine Unterredung mit ihrer Mutter, über alles führen. Katelyn war schließlich ihre Tochter, ihr einziges Kind, und sie hoffte, dass sie ihr im tiefsten Herzen vielleicht doch nicht so gleichgültig war, wie es ihr immer vorkam.
Es war der Tag vor der Trauung, als Katelyn mit ihrer Mutter beim Abendessen war. Elisabeth speiste auf ihrem Zimmer, da sie es bevorzugte die Beiden bei jenem wichtigen Gespräch alleine zu lassen.
Katelyn zitterte, sie war sichtlich angespannt. So ging es ihr immer, wenn sie mit ihrer Mutter etwas besprechen wollte. Sie hatte Respekt vor ihr, aber es ließe sich durchaus auch als Angst bezeichnen. Sie beschloss ihre Sicht der Dinge, in einem besonders ruhigen Ton darzubringen. „Mutter, ich werde Duncan nicht heiraten. Du kannst das nicht zulassen. Ich liebe ihn nicht“, erklärte sie, auf Verständnis hoffend. Ihre Mutter legte wenig erregt ihre Serviette neben den Teller. „Du wirst in den besten Kutschen fahren und die imposantesten Bälle besuchen. Ach mein Kind, wie ich mich für dich freue. Drum, nimm dein Glück an und hör gefälligst auf dich zu beschweren.“ Genüsslich löffelte sie weiter in ihrer Suppe.
Doch Katelyn versuchte es erneut. „Mutter, das alles, ist mir völlig gleichgültig.“ Nun ließ Lady Amalia geräuschvoll ihren Löffel auf das weiße Tischtuch fallen. „Katelyn“, begann sie streng, „weißt du eigentlich, was für ein Glück du hast? Was denkst du, was ich alles für so eine Chance getan hätte?“
Katelyn versuchte ruhig zu bleiben. „Das ist genau der Punkt, Mutter. Das ist es doch, was du wolltest. Ich bin aber nicht du!“
„Ganz genau“, warf Lady Amalia ein, „denn du bist genauso starrsinnig wie dein Vater. Aber diese Entscheidung treffe ich für dich! Du wirst es mir irgendwann danken.“
„Das kannst du nicht“, entgegnete Katelyn, „du kannst nicht darüber bestimmen, wen ich lieben soll. Ich liebe Jack und er ist es, den ich
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