Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
Vom Netzwerk:
Versorgungsbrücke. Den Schiffsnamen hatte Elisabeth schon so oft erwähnt. Jedes Mal, wenn sie von den Reisen ihres Bruders Seamus erzählt hatte, war er gefallen. Ein prächtiges Segelschiff, keine Frage, auf dem er der erste Offizier war. Katelyn fragte einen Matrosen, der gerade Fässer an Bord rollte nach ihm. Sie war Seamus persönlich noch nie begegnet, und weil er nicht wusste, dass sein Schiff sie nach Antwerpen mitnehmen sollte, erwartete er sie auch nicht. Eine Tatsache, welche Katelyn ein wenig Kopfschmerzen bereitete. Was, wenn sie ihn nicht finden konnte? Der Matrose besah sich Katelyn und grinste. „Zu Seamus willst du, he?“, fragte er hämisch und ließ seine schwarzen Zähne aufblitzen. „Was willst du denn von ihm? Hat er dich bestellt? Siehst gar nicht aus wie eine Dirne.“ Katelyn wich ein paar Schritte zurück. Der Matrose, mit seiner respektlosen Äußerung, machte ihr Angst. Plötzlich tauchte eine riesige Gestalt hinter ihm auf. Ein gut gebauter Mann, mittleren Alters trat aus dem Schatten heraus. Im spärlichen Licht des Mondes erkannte Katelyn, seine feinen Gesichtszüge. Der Matrose, der eben noch schroff zu ihr war, sprach nun höflicher. „Ah, Seamus! Die Kleine da hat nach dir gefragt.“ Katelyn war erleichtert. Das war also Elisabeths Bruder. Sie stellte fest, dass er tatsächlich Ähnlichkeit mit seiner Schwester hatte.
    „Elisabeth schickt mich. Ihr habt ihr in eurem Brief von dieser Fahrt berichtet. Sie sagte, Ihr würdet mich nach Antwerpen mitnehmen.“ Seamus blickte sie verstohlen an. „Das hat sie gesagt? Was willst du denn dort? Du bist doch nicht viel älter als sie. Das ist im Moment ein gefährliches Gebiet und du reist allein, wie ich sehe.“ Doch Katelyn ließ nicht nach. „Bitte. Ich muss nach Ramillies.“
    „Nach Ramillies? Weißt du denn nicht, dass dort Krieg ist?“, sagte er völlig verständnislos für ihren Wunsch. Katelyn ging auf ihn zu. „Bitte, ich muss dorthin. Elisabeth sagte Ihr würdet mich nicht abweisen.“ Seamus, der bereits im Begriff war, sich von ihr abzuwenden, machte kehrt. Er grübelte kurz. „Hast du vor den Gaul mit zu nehmen?“, fragte er mit einem kurzen Blick auf ihre Stute. Katelyn lächelte vor Erleichterung. „Wenn es mir möglich ist!?“ Seamus gab dem Matrosen, der ihre Unterhaltung aufmerksam mit angehört hatte, ein Handzeichen, woraufhin er Belle auf das Schiff führte. Sie wurde neben den anderen Pferden untergebracht, die für die Artillerie bestimmt waren. „Nun komm schon rauf. Wir legen bald ab. Nur, dass mir keiner irgendwelche Vorwürfe macht, weil ich dich mitgenommen habe“, stellte er klar und brachte Katelyn an Bord.
    Als das Schiff ablegte und Schottland hinter sich ließ, überkamen Katelyn Zweifel darüber, ob sie das Richtige tat. Doch nun war es zu spät umzukehren. Sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Es gab keinen Mittelweg, den sie hätte wählen können. Morgen wäre die Hochzeit mit Duncan gewesen, aber jetzt gab es keine Katelyn Campbell mehr auf Haimsborrow. Es gab sie nicht einmal mehr in Schottland, denn die Monroe näherte sich mit hoher Geschwindigkeit den Grenzen der spanischen Niederlande. Der Himmel war sternenklar, als sie an der Reling stand und auf das offene Meer hinaus starrte. Seamus kam zu ihr. „Verrätst du mir, was dich dazu verleitet, an so einen gefährlichen Ort zu reisen?“, fragte er neugierig, jedoch höflich. Katelyn zögerte mit ihrer Antwort. „Ich muss zu Jack Hamilton.“ Seamus verzog das Gesicht. „Der Name sagt mir gar nichts“, gab er zu, jedoch bemerkte er an ihrem Blick, der stetig auf das Meer gerichtet war, das ihr , jener Name von großer Bedeutung war. „Und, wer ist dieser Jack Hamilton?“, fragte er vorsichtig, ohne aufdringlich zu erscheinen. Katelyn blickte Seamus an. „Er ist mein Verlobter.“ Seamus begann zu verstehen. „Ich hörte von Elisabeth, dass sie auch Adam, mit dem ich das Vergnügen vor einigen Monaten, bei ihrer Verlobungsfeier hatte, eingezogen haben. Das tut mir leid. Aber, ganz ehrlich, weiß ich nicht, wie du ihn dort finden willst. Ich habe gehört die Stadt liegt in Schutt und Asche und die Kämpfe sind noch lange nicht vorbei. Auch der Weg von Antwerpen bis nach Ramillies wird nicht gerade ein Spaziergang.“ Katelyn beunruhigten seine Worte, dennoch war sie fest entschlossen. Sie würde Jack finden. „Versuch ein bisschen zu schlafen“, sagte Seamus, „wir werden nicht vor morgen früh in Antwerpen eintreffen.“

Weitere Kostenlose Bücher