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Jacks Briefe

Jacks Briefe

Titel: Jacks Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Romes
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wir versuchen seither uns gegenseitig im Kampf zu unterstützen so gut es eben geht. Sie gestehen jedem Soldaten einen Tag Ruhe des Kampfes in der Woche zu. Diesen verbringe ich meist mit Adam in einer der Wirtschaften, abseits von Ramillies. Es ist die einzige Abwechslung, welche uns hier vergönnt ist und ich bin froh, jene Stunden mit einem guten Freund teilen zu können. Es tut mir so leid, dass ich dir nichts Erfreulicheres mitteilen kann. Ich hoffe, dass sich die Franzosen alsbald zurückziehen werden, damit ich endlich zu dir zurückkehren kann. Meine Liebste, mein Herz sehnt sich so nach dir. Ach, läge ich doch jetzt mit dir so da, wie wir es an unserem letzten gemeinsamen Abend getan haben. Ich sehe dich vor mir. Deine Augen in sinnlichem Blick verschmolzen mit den meinen.
    Ich sehe die Kameraden, welche im dauernden Angesicht des Todes nach den Verlockungen streben, welche sie in den leichten Mädchen suchen. Man kann es ihnen nicht verdenken. Doch sie wissen nicht, was Liebe ist. Mein ganzes Wesen verlangt ausschließlich nach dir, liebste Katelyn. Ich hoffe, dass du wohlauf bist und das du bereits Nachricht von deinem Vater erhalten hast. Ich selbst hoffte ebenfalls von ihm zu hören, doch bislang blieben Neuigkeiten dergleichen leider aus. Ich wünsche mir sehr, dass auch er wohlauf ist. Ist er doch immer wie ein Vater zu mir gewesen. Ich werde dir wieder schreiben, meine Liebste, mein Herz
    In ewiger Liebe
     
    Jack
     
    Inverness 2012
     
    „War diese Schlacht bedeutend?“, fragt Jane. Beide sind noch nicht lange zurück von Glencoe, doch irgendetwas hat sich seither verändert. Jedoch will es keinem von beiden so recht gelingen, zu sagen, was es ist. „Die Engländer haben gewonnen!“, antwortet James grinsend. „Wie so oft!“, erwidert Jane. Wieder trifft ihr Blick auf seinen. „Sollen wir was essen gehen?“, fragt James unsicher, „ich meine, wir haben doch für heute genug gearbeitet, oder? Was denkst du?“ Jane lächelt. „Vermutlich hast du recht.“
     
    1710
     
    Elisabeth verstaute Jacks Brief in der Kiste und schob diese zurück in die Mauer. Sie war froh von ihm zu hören und glücklich darüber, dass er auch über Adam geschrieben hatte und sie wünschte sich, Katelyn hätte diesen Brief gelesen. Denn nun, als sie all diese schrecklichen Dinge über jenen Ort wusste, machte sie sich Vorwürfe darüber, dass sie ihrer Freundin dorthin verholfen hatte. Dort, wo der Tod scheinbar allgegenwärtig war.
    Katelyns Füße brannten. Sie wusste nicht, wie viele Kilometer sie bereits hinter sich gelassen hatte, aber ihr Gefühl sagte, dass sie bereits eine gute Strecke geschafft hatte. Kutschen kamen ihr entgegen und Menschen, die ihr Hab und Gut auf einem Wagen hinter sich herzogen. Tiere waren dahinter angebunden. Sie vermutete das Schlimmste, als sie jene Menschen sah. Sie flohen vor dem Krieg. Katelyn war die Einzige, die die andere Richtung eingeschlagen hatte. Die hineinlief, in die Gefahr. Sie ging bis zur Erschöpfung, und wenn es dunkelte, suchte sie Schutz in den Wäldern. Drei Mal wechselten sich Tag und Nacht ab, ehe sie völlig entkräftet, in der Ferne, eine Stadt erblickte, aus der dunkle Rauchwolken emporstiegen. Sie hörte die dumpfen Laute von Kanonenkugeln, den Lärm vieler Menschen, und wusste, dass sie angekommen war, in Ramillies. Doch wo sollte sie nun nach Jack suchen? Als sie sich der Stadt näherte, kamen ihr erneut fliehende Menschen entgegen. Einige wollten sie zur Umkehr drängen, anderen war sie völlig gleichgültig. Jetzt, da sie dem Krieg, so nah war, konnte sie ihn förmlich riechen. Er lag in der Luft. Eine unglückliche Vermischung von Tod, Verzweiflung und Vernichtung durchströmte dieses Land. Sie kam an Feldern vorbei, welche karg und braun dalagen. Reste von Weizen waren niedergetrampelt am Boden. Der Krieg hatte die sonst so strohgelben Ähren verkommen lassen, da niemand geblieben war, sie zu ernten. Der Himmel war grau und es ging ein solch kühler Wind, dass es sie am ganzen Leibe fröstelte. Sie erkannte von Weitem die englische Flagge, darunter hatten sich die Hauptmänner der Brigade versammelt. Sie beschloss kurzerhand Jack dort zu suchen, auch wenn das für eine Frau überaus gefährlich war. Einige der Männer, denen sie hier begegnete, hatten mitunter, seit Monaten keine Frau mehr gesehen und es war bei Weitem nicht jeder so tadellos wie ihr Jack. Sie bahnte sich tapfer ihren Weg bis zu dem Zelt des Colonels. Sie hatte ein solches Lager

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