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Jacob beschließt zu lieben - Roman

Jacob beschließt zu lieben - Roman

Titel: Jacob beschließt zu lieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.H.Beck
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horten. Ich dachte sogar, dass meine Neigung zu den Grüften von Triebswetter, die mich immer empfangen und beschützt hatten, ein erstes, frühes Zeichen für meine Bestimmung gewesen war.
    Doch eine zuerst stumpfe, dann brennende Sehnsucht nach Triebswetter packte mich, obwohl ich wusste, dassdort nichts mehr so sein konnte wie früher. Der Wochenmarkt wurde vielleicht noch gehalten, die Tiere morgens um fünf aufs Feld getrieben, und Großvater beendete vielleicht wie immer jeden Tag bei seinen Pferden, aber alle würden sie das Geräusch der Lastwagenmotoren und die fremden, bedrohlichen Stimmen in den Ohren haben. Und das Warten hätte eingesetzt, jenes entsetzlich lange Warten auf einen Brief, ein Lebenszeichen, auf die Rückkehr der Verschleppten.
    Ich sehnte mich nach dem Zigeunerhügel und den bekannten Gassen und Gärten, nach den Lautsprechern im Baum, welche die Stimme des Gröfaz verbreiteten, und dem Geläut der Glocke. Das war kein Widerspruch für mich, die Stimme und das Geläut, es war ein untrennbares Ganzes, die Melodie meiner Kindheit.
    Mit der Sehnsucht kam auch die Wut auf jenen, der mich um all das gebracht hatte. Der aus mir, seinem Sohn, einen Flüchtling gemacht und mich von meiner Erde getrennt hatte. Erst jetzt, aus solch einer Entfernung, wurde sie zu meiner Erde. Doch ich konnte mich nicht davon abhalten, auch ihn herbeizusehnen.
    Ich vermisste Vater wie ein zum eigenen Leben dazugehörendes Stück, das man nicht ungestraft entfernen kann. Ich vermisste nicht seine unberechenbare Art, die mir mehr Angst gemacht hatte als seine Schläge. Aber ich vermisste seine Stärke, jene selbstbezogene Selbstsicherheit, die auch ich gern gehabt hätte. Die ihn sogar in der ausweglosesten Situation dazu gebracht hatte, doch einen Ausweg zu finden. Zum Beispiel, mich auszuliefern.
    Gleichzeitig schlich sich ein weiteres Gefühl ein, zunächst unbemerkt und nur von den Veränderungen des Körpers vermittelt. Ich war inzwischen dreiundzwanzigJahre alt, und zwischen mir und jenem schwachen, kränklichen Wesen, das Vater abgelehnt hatte und das von ihm für unfähig gehalten worden war, bestand kaum noch eine Ähnlichkeit. Meine Muskeln und Adern traten deutlich hervor, und es gab kaum eine Last, die mich aus dem Tritt gebracht hätte.
    Mein Brustkorb hatte sich geweitet, mein Kinn war hervorgetreten, und meine Hände, voller Schürfungen und Schwielen, waren so groß wie Spaten. Obwohl ich alle Gründe gehabt hätte, mich für schmutzig und übel riechend zu halten, war mir jener Satz, mit dem ich damals Katicas Umarmung verhindert hatte, nicht mehr in den Sinn gekommen.
    Ich zeigte mich wenig im Dorf und noch weniger in der Kneipe und auf dem Wochenmarkt, obwohl uns der Gendarm, der sich inzwischen Milizmann nannte, offensichtlich geglaubt oder sich aus anderen Gründen dafür entschieden hatte, mich in Ruhe zu lassen. Doch war es auch mir nicht entgangen, dass es im Dorf hübsche Mädchen gab. Fast so hübsch wie früher Katica.
    Sie verwirrten mich, wenn sie sonntags aus der Kirche kamen und mich herausfordernd anschauten, bevor sie dann die Blicke senkten. Es sagte mir, dass ich ein ansehnlicher junger Mann geworden war. Sie verwirrten mich, wenn sie die Röcke hoben, um den Fluss zu durchqueren, und ihre Waden, manchmal sogar ihre Schenkel weißlich schimmerten. So weiß wie die Knochen im Sack.
    Ich begegnete ihnen, wenn sie über den Fluss kamen, um zu heiraten, oder wenn sie Popa Pamfilie stolz und mit prallen Brüsten ihre Säuglinge übergaben, auf dass er sie taufte. Von der Veranda aus sah ich sie abends von der Feldarbeit heimkehren und ein letztes Mal zum Brunnengehen, um sich zu erfrischen. Manchmal erinnerten sie mich an Katica, was mich beschwerte. Ihr Lachen und ihre Stimmen, die mir der Wind zutrug, weckten auch eine Neugierde, die ich auch bei ihr gespürt hatte.
    Unter ihnen fiel mir das Gesicht des Mädchens auf, das den Blick nicht gesenkt hatte. Manchmal schaute sie sogar über den Fluss, als ob sie mich suchte. Unsere Wege kreuzten sich bei den Hochzeiten und Begräbnissen, zu denen ich den Popen begleitete. Sie kreuzten sich bei meinen wenigen Besuchen im Dorf und manchmal unten am Fluss, wo sie einmal die Woche Wäsche wusch.
    Etwa fünf Jahre nach meiner Ankunft auf dem Knochenberg kam sie zum ersten Mal zu uns hoch. Als sie an mir vorbeigehen und an die Tür klopfen wollte, stellte ich mich vor sie.
    «Wieso ignorierst du mich? Bin ich nicht da?» Erneut sah sie mir tief in

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