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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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scharfen Gegensätze und aufreibenden Wortwechsel vertrieb.
    »Ich nehme an, du bist hungrig«, sagte sie schließlich. »Harley wirkt in der Küche, seit wir zurückgekehrt sind. Komm ins Eßzimmer, und ich werde dich bedienen.«
    Er fügte sich Ayeshas weichem Schmeicheln, spürte, wie Anspannung und Befürchtungen von ihm abglitten, während sie sich um seine Bedürfnisse kümmerte, ihn bediente, ihm Wein eingoß, das Feuer versorgte, über viele Dinge sprach, die jedoch nichts mit Schicksal, Kampf, Verrat oder gefährlicher Unterschätzung zu tun hatten. Er bekam das wunderbare, zauberhafte Gefühl, daß er das Zentrum der Welt war, daß sie nur existierte, um seinen Frieden und seine Behaglichkeit zu schaffen, und das Gefühl, durch ein unerlaubtes, doch verlockendes Wunderland zu wandern, überfiel ihn wie in der ersten Nacht ihres Beisammenseins. Später, im weichen Licht der Öllampe, schenkte sie seinem Körper das gleiche Maß an Frieden und Behagen, so daß der Schlaf über ihn kam wie ein lautloses Licht.
    Annabel strich ihm das Haar aus der Stirn, als er eingeschlafen war, und lächelnd zog sie mit ihrer zarten Fingerspitze die Linien seines Kinns und seiner Lippen nach. Im Schlaf zeigte er nicht diese mitunter entstellende Selbstverachtung, und unsichtbar war der kalte Glanz des Wissens in seinen grauen Augen. Sie fragte sich, was für eine Art Kind er wohl gewesen war: auf jeden Fall ein bißchen wie ein Engel, mit diesem Schopf goldenen Haars und dem entwaffnenden Lächeln, das sich noch immer auf seine Lippen stahl, wenn er vergaß zynisch oder gelangweilt zu sein. Es mußte schwerfallen, den Schmeicheleien eines solchen Kindes zu widerstehen.
    Selber lächelnd blies sie die Lampe aus und kuschelte sich an seine Seite, die Decke bis an die Nase hochgezogen. Ein Bett zu teilen war wirklich sehr angenehm, überlegte sie, als der Schlaf sich schon ankündigte. Das hatte sie niemals zuvor erfahren, daß die Anwesenheit eines anderen Körpers, vor allem eines so liebevollen, beruhigend und tröstlich war … so lange, wie das Schicksal die Figuren dort auf seinem Schachbrett ließ, wo sie standen. Warum war sie nur davon überzeugt, daß das Schicksal weiblich war …
    Zunächst drangen die Geräusche vor dem Fenster kaum in ihre Traumwelt unter den Bettdecken ein, dann aber setzte sie sich auf in dem Moment, in dem auch Kit zu vollem Bewußtsein erwachte.
    »Was, zum Teufel, …?« Er sprang nackt aus dem Bett und zum Fenster. »Verdammt, ich kann nichts sehen!« Er zog sich Hose und Hemd über. »Ich höre keine Schüsse, also kann es kein Angriff sein. Wie spät ist es?«
    »Nach Mitternacht«, sagte Annabel mit gedämpfter Stimme, da sie sich gerade die Jacke über den Kopf zog. »Wo ist mein Schleier?«
    Kit öffnete den Mund, um ihr zu sagen, sie solle im Haus bleiben, dann schloß er ihn wieder und warf ihr den Schleier zu. »Versprich mir, daß du mit niemandem redest oder der Welt im allgemeinen eine deiner unbequemen Meinungen zum Thema Fehler der Feringhees mitteilst.«
    »Ich hebe mir das auf, bis wir zurück sind«, versprach sie, befestigte den Schleier über ihrem Ohr und nahm den Mantel auf. »Gehen wir?«
    Kit nickte und ging zur Tür. Harley war bereits in der Eingangshalle und öffnete die Tür. »Was jetzt?« wollte er verdrießlich wissen, während er auf die Straße und die Häuser hinausblickte, wo in dieser dunklen Morgenstunde die Lichter angezündet wurden.
    »Deine Vermutungen sehen so aus wie meine«, antwortete Kit. »Nicht gut, zweifellos.« Er ging hinaus. »Ayesha, bleib bei mir. Ich möchte dich nicht aus dem Blick verlieren, verstanden?«
    »Ich verstehe, Ralston, Huzoor« ,sagte sie und senkte den Kopf. »Ich werde zwei Schritte hinter dir gehen, wie es sich gehört.«
    Trotz der düsteren Stunde und seiner Überzeugung, daß soeben ein weiterer Nagel in den britischen Sarg geschlagen worden war, zuckten Kits Lippen. Er knuffte sie spielerisch. »Denke daran.«
    Sie eilten auf den Exerzierplatz, mitten in eine Szene allgemeiner Verwirrung. Kit hielt abrupt inne. »Großer Gott! Das ist Warren mit seiner Garnison. Er hat seinen Posten verlassen.«
    »Welchen Posten?« Sie stellte sich neben ihn und starrte umher, wo Pferde und Soldaten in einem wilden Getümmel durcheinanderliefen, wo Stimmen sich über den allgemeinen Lärm erhoben und Befehle brüllten.
    »Ich kann es nicht glauben, Kit.« Bob Markham trat aus dem Gedränge und kam zu ihnen herüber. »Warren sagt, er

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