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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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so fröhlich, als ob die Augenblicke und Schatten der Angst durch reine Willenskraft zu vertreiben wären. »Und ich freue mich über frische Kleider. Ich glaube, ich werde Harley bitten, mir ein Bad zu richten.« Sie streckte sich, um ihn zu küssen. »Solltest du dich nicht zum Dienst melden? Es wäre nützlich, wenn man wüßte, wie lange die Vorräte noch ausreichen und was unternommen werden kann, um sie wieder aufzufüllen. Welch ein Jammer, daß ich meinen Falken nicht habe«, sagte sie, und in ihren Augen blitzte plötzlich der alte Mutwille auf. »Vielleicht sollte ich mir von Akbar Khan meinen Turmfalken schicken lassen? Er würde uns ausreichend mit Sperlingen und Feldmäusen versorgen.«
    »Ich weiß nicht, ob Harleys kulinarische Begabung ausreicht, um solche Kreaturen eßbar zu machen«, gab Kit in dem gleichen Ton zu bedenken. »Aber die Idee ist gut. Ich kann heute abend mein Gewehr mitnehmen und vielleicht was erbeuten.« Er umfaßte ihre Hüften; trotz des leichten Tons, den er anschlug, waren seinen Augen ernst, als er in ihrem zu ihm gekehrten Gesicht forschte. »Bist du dir sicher?« Als sie ohne ein Lächeln nickte, küßte er sie in einen Mundwinkel. »Du hast recht, ich sollte gehen, aber ich werde dich heute nachmittag in die Reitschule hinüberbringen, damit du mit Rissaldar ein wenig übst.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, sagte sie dramatisch seufzend. »Ich bin sicher, er ist nicht so höflich wie du.«
    »Nein, er wird dich anblaffen«, bestätigte Kit. »Aber du wirst viel lernen, das verspreche ich dir.«
    Er machte sich auf den Weg ins Hauptquartier und bemerkte, daß die Stimmung im Kantonnement sogar noch gedrückter war als bisher. Ein kleiner Junge rannte einem Ball nach auf die verlassene Straße. Kit hob den Ball auf und warf ihn dem Jungen zu, der ihn fing und an die Brust preßte, den Offizier mit weit aufgerissenen Augen anstarrend, bis seine wütende Aya über ihn herfiel, ihn auf Hindi ausschimpfte und zurück in den Garten trieb. Das Kind brüllte sein Kindermädchen empört an, und Kit setzte seinen Weg nachdenklich fort, ob die kleine Annabel Spencer diesselbe Überlegenheit den Dienern gegenüber an den Tag gelegt hatte. Sie wäre ein außergewöhnliches Kind gewesen, wenn dies nicht zugetroffen hätte, dachte er und bog zum Hauptquartier ein. Sie waren alle gleich, die Herrschaftsbälger. Aber was würde mit diesen armen Dingern jetzt geschehen? Die ungebetene Frage ließ ihn erschaudern, und er schob sie fort, als er die Adjutantur betrat.
    »Gibt es Neuigkeiten?« fragte er in den Raum hinein.
    »Morgen, Ralston.« Der Major wandte sich von den Plänen. »Ich habe Sie erwartet. Haben Sie Lust auf ein Scharmützel?«
    Kit war sich keineswegs sicher, ob er das hatte, aber es gab nur eine Antwort. »Natürlich, Sir. Wo soll es stattfinden?«
    »Bei dem Fort von Mahomed Shereef. Wenn wir sie von dort vertreiben, dann können wir vielleicht die Intendantur zurückgewinnen«, erklärte Major Griffith. »Irgendeiner muß den Kampf aufnehmen. Warum suchen Sie sich nicht ein Dutzend Männer aus, die mitkommen? Wir treffen uns in der Abenddämmerung auf dem Exerzierplatz.«
    »Einverstanden.« Kit salutierte und machte sich auf die Suche nach Havildar Abdul Ali. Der Sergeant war seine zweite Hälfte!
    »Wird meinem Herzen guttun, Hand an sie zu legen, Sir«, sagte dieser. »Ich werde Ihnen die richtigen Männer aussuchen.«
    »Meinen Dank, Havildar.« Kit kehrte ins Hauptquartier zurück, wo, ausgelöst durch Griffiths Entschlossenheit und die Idee, daß Widerstand sowohl möglich als auch wünschenswert war, zur Abwechslung einmal Begeisterung in der Luft lag.
    »Glücksteufel!« rief Bob Markham. »Wünschte, ich könnte mitkommen.«
    Kit schenkte ihm ein schiefes Lächeln. »Wenn irgend etwas geschehen sollte, hab ein Auge auf Annabel für mich.«
    Bob nickte, augenblicklich im Bilde. »Hoffe, du hast ihr diesmal gesagt, daß du gehst.«
    »Noch nicht, aber ich werde es.«
    Gegen Mittag kam er zurück und fand Annabel in dem kleinen Hinterhof im Zwiegespräch mit Harleys wohlbehüteter Henne. »Es heißt, sie legen besser, wenn man mit ihnen redet«, erklärte sie und richtete sich auf. »Aber ich fürchte, Harley hat recht. Dieser dürre alte Vogel taugt nur noch für den Kochtopf.«
    »Ich bin nicht sicher, ob Harley das wirklich ernst gemeint hat«, wandte Kit ein und lehnte sich gegen die Hauswand, im Augenblick alle Sorgen vertreibend und sich nur der Freude ihres

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