Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
Vom Netzwerk:
ergänzte sie, als sie seine Verwirrung bemerkte. »Elftes Jahrhundert. Sein Name war Omar Chajjam.«
    »Und diese Philosophie gilt auch für dich?«
    »Oh, das weiß ich nicht«, sagte sie und wandte sich ungeduldig ab. »Welchen Sinn hat dieses Gerede überhaupt?«
    »Wenn du das nicht weißt, dann werde ich es nicht sagen«, bemerkte er, und energisch überdeckte er Schmerz mit Ärger. »Du solltest besser in den Bungalow zurückgehen. Ich habe noch andere Verpflichtungen.«
    Sie bot ihm einen islamischen Gruß, worauf er erbittert nach ihren Händen griff und sie von ihrer Stirn fortzog. »Warum mußt du mich so wütend machen, Annabel? Ich könnte dich schütteln, bis dir die Zähne klappern!«
    »Du wehrst dich nur gegen die Wahrheit, wie ich sie sehe«, antwortete sie. »Aber wenn ich sie dir vorenthalte, wirst du glauben, daß ich die Welt mit deinen Augen sehe, was falsch wäre.«
    Er seufzte und ließ sie los. »Geh heute nachmittag mit Harley zu der Händlerin. Es erleichtert mich zu wissen, daß du wenigstens angemessen gekleidet bist bei allen Wechselfällen des Schicksals.«
    Er beobachtete, wie anmutig sie aus der Halle glitt, scheinbar ohne Eile, so anders als die jungen Frauen, die er kannte. Er wußte von niemandem, der sich so bewegte wie Annabel, der zu solcher Ruhe fähig war. Aber, erinnerte er sich mit einiger Zuversicht, daß sie auch fähig war zu wütenden Ausbrüchen, die jedem schlechterzogenen Balg Ehre gemacht hätten … Schatten aus der Vergangenheit, hatte sie zugegeben, wiedererweckt durch die gegenwärtigen Umstände. Vielleicht war sie also doch nicht ganz verloren.
    Mit diesem ermutigenden Gedanken schwang er sich auf Charlies Rücken und ritt in den Stall.
    Am frühen Abend kehrte Kit in den Bungalow zurück, nachdem er den Rest des Nachmittags über Plänen gebrütet hatte, wie am besten ein Gegenangriff gegen die beiden Forts einzuleiten war. Harley kam gerade aus der Küche, als Kit in die Eingangshalle trat.
    »Oh, da sind Sie ja, Sir. Was für ’nen Nachmittag ich gehabt hab’«, sagte er und folgte Kit ins Wohnzimmer.
    »Bist du mit Miss Spencer zum Einkaufen gegangen?« Kits neues Alkoholsystem erlaubte ihm den ersten Drink ab sechs Uhr abends, daher goß er sich ein Glas Brandy ein.
    »Das hab ich, Sir. Herrje, so was haben Sie noch nich’ geseh’n! Die beiden sind an die Sache wie ein Schmied mit Hammer und Zange herangegangen, Hauptmann, und die ganze Zeit hab’n sie in dieser heidnischen Sprache geplappert. Ich hab’ nich’ ein Wort verstanden, aber die Miss hat den Preis von sechshundert auf zweihundert Rupien runtergehandelt.« Der verblüffte Ausdruck auf Harleys im allgemeinen stoischem Gesicht verbunden mit seinem ungewöhnlichen Bedürfnis, diese Erschütterungen zu beschreiben, spiegelte die ehrfürchtige Bestürzung über die Einkaufsgewohnheiten von Frauen in fremden Ländern akkurat wieder.
    Kit grinste verständnisvoll. »Hat sie viel gekauft?«
    »Ich weiß nich’, Sir, klang aber ganz so. Das Mädchen bringt die Sachen morgen früh. Die Miss meinte, das Mädchen hätte nich’ alles im Kantonnement und müßte manches erst aus der Stadt beschaff’n.«
    Das Grinsen auf dem Gesicht des Hauptmanns erlosch. »Die Wachen werden sie niemals durchlassen. Oder jedenfalls sollten sie das nicht.«
    Harley nickte weise. »Die Miss hat gesagt, das Mädchen wüßte ’nen anderen Weg, wie man raus und rein kann.«
    Kit runzelte die Stirn und trank einen Schluck. Es wunderte ihn nicht, denn ihre Verteidigung war voller Löcher, und sie konnten sie nicht alle stopfen. »Wo ist Miss Spencer jetzt?«
    »Macht, glaub’ ich, ein Schläfchen, Sir. Schien ’n bißchen müde, nach all dem Reitn und Einkauf’n.« Er wischte sich vielsagend die Stirn. »Das hätte jeden erledigt.«
    »Kann ich mir vorstellen. Was gibt es zum Abendbrot? Ich bin hungrig, habe seit dem Frühstück nichts gegessen.«
    »Die Magazine sin’ heute leer, Sir. Sie haben nichts rausgegeben, aber die Henne legt noch, obwohl sie schon ein alter Vogel is’«, fügte er ahnungsvoll hinzu. »Wir haben noch einen Sack Mehl, ein paar Kartoffeln und Porree. Und ’n bißchen Schinkenspeck –«
    »Ja, aber was gibt es zum Abendbrot?« unterbrach ihn Kit, in dessen Mund schon das Wasser zusammenlief.
    Harley war geknickt. »Ich habe ein bißchen Geschmortes gemacht mit Kartoffeln und Lauch, Sir, in ausgelassenem Fett. Den Schinken wollte ich für’s Frühstück aufheb’n, wenn’s recht ist.«
    »Du

Weitere Kostenlose Bücher