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Jade-Augen

Jade-Augen

Titel: Jade-Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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bist ein Prinz unter den Burschen«, sagte Kit. »Ich wollte dich nicht kränken.« Er setzte ein entwaffnendes Lächeln auf, mit dem er schon vor fünf Jahren die seitdem nicht versiegende Treue Harleys gewonnen hatte.
    Der Bursche fühlte sich geschmeichelt und lockerte mit einem Finger seinen Kragen, als sei es ihm plötzlich zu eng geworden. »Also, dann mach ich mal wieder weiter, Sir.« Er ging zurück in die Küche, und Kit trug sein Glas in das dunkle Schlafzimmer.
    Annabel rollte sich zu ihm herüber, streckte sich und gähnte herzhaft. »Ich habe geschlafen.«
    »Aus gutem Grund, hat Harley mir erzählt«, amüsiert setzte er sich auf die Bettkante. »Wie wäre es mit einem Kuß?«
    Ihre Augen schimmerten in dem Dämmerlicht. »Du möchtest mich also nicht mehr schütteln?«
    »Im Augenblick nicht«, antwortete er trocken. »Aber ich bin sicher, daß es nicht allzulange dauern wird.« Er beugte sich über sie. »Küß mich, du verzogenes Balg.«
    Sie gehorchte mit einiger Gründlichkeit und setzte sich dann auf. »Wir sind einkaufen gegangen. Hat Harley es dir schon erzählt?«
    »Mit für ihn ungewöhnlicher Beredsamkeit.« Kit legte das Schwertgehänge ab und streckte sich. »Er hat gesagt, daß die Händlerin mit ihren Waren herein- und hinausgelangen kann.«
    »Selbstverständlich«, bestätigte sie sachlich. »Du erwartest doch nicht, daß es hier keine Spitzel gibt, oder?«
    »Ich denke schon, daß ich das erwartet habe.« Er knöpfte seinen Uniformrock auf. »Obwohl ich nicht weiß warum, da schließlich auch Macnaghten seine Spione in Kabul hat und sie für ruchlose Ränke einsetzt.«
    »Ränke gegen Akbar Khan?« Annabel schwang sich aus dem Bett und entzündete mit einem Streichholz die Öllampe auf dem Tisch. »Ich zweifle, ob das klug ist.«
    »Warum nicht?« Er begann, sich die Stiefel von den Füßen zu ziehen. »Es heißt doch Auge um Auge, nicht wahr?«
    »Das kommt darauf an. Welche Art von Ränken schmieden sie denn?«
    »Oh, Macnaghten hat einen seiner Agenten, ein Afghane namens Mohun Lal, der in der Stadtresidenz eines Kuzzilbash-Anführers wohnt, damit beauftragt, Blutgeld auf die Köpfe einiger unserer bösartigsten Gegner auszusetzen.«
    Annabel erschrak. »Aber das ist Verrat in seiner schlimmsten Form.«
    »Dein ehemaliger Khan hat es selbst vorgeschlagen«, ergänzte Kit.
    »Akbar Khan hat vorgeschlagen, daß Macnaghten, Huzoor, die Ermordung einiger der Anführer organisieren soll? Ich kann nicht glauben, daß er so etwas gesagt hat.«
    Kit massierte sich müde den Unterkiefer. »Nein, so hat er es nicht vorgeschlagen, und es ist äußerst widerwärtig, daß der Kronbevollmächtigte es in der Weise ausgelegt hat. Aber Akbar Khan hat vorgeschlagen, Zwietracht zwischen den einzelnen Stämmen zu säen, denn dann würden sie mehr damit beschäftigt sein, sich gegenseitig statt uns zu bekämpfen.«
    »Und darauf bist du eingegangen? Nach allem, was ich dir von Akbar Khan erzählt habe, und allem, was du in seiner Festung gesehen und gehört hast? Wie konntest du nur so dumm sein, Kit!« Sie begann erregt im Raum auf und ab zu trippeln.
    »Nein, ich bin nicht direkt darauf eingegangen«, erwiderte er unwirsch. »Aber ich war nur ein Unterhändler. Ich überbrachte die Botschaft und der Kronbevollmächtigte –«
    »Spielt geradewegs in Akbar Khans Hände«, unterbrach ihn Annabel. »Wenn die Briten Verrat und Treulosigkeit walten lassen, dann braucht Akbar Khan keine Gewissensbisse zu haben, wenn er willkürlich handelt.«
    »Aber er hat Macnaghten die Idee in den Kopf gesetzt«, machte Kit ihr klar.
    »Es war Macnaghtens Angelegenheit, selber zu entscheiden. Akbar Khan hat geprüft, ob man ihm vertrauen kann. Du weißt doch, wie unberechenbar Akbar Khan ist. Er bietet den Apfel an, lehnt aber jede Verantwortung ab, wenn er erst einmal gegessen ist.«
    »Was also schlägst du vor?« Kit zog einen Hausmantel aus Samt an und verknotete den Gurt mit einem Ruck, der seine Gereiztheit offenbarte.
    Annabel spürte seine Müdigkeit, seinen Unmut und seine Bitterkeit. Bei ihm angelangt, legte sie ihm die Arme um die Taille und bettete ihren Kopf an seine Brust. »Ich bin ratlos. Laß uns heute abend nicht mehr darüber sprechen. Du sollst dich lieber ausruhen als mit mir streiten.«
    Er streichelte ihr Haar, während sie ihn ohne Leidenschaft umfangen hielt, aber ihre Sanftmut und etwas von ihrer Gelassenheit an ihn weitergab, die ihr jederzeit zur Verfügung zu stehen schien und womit sie die

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