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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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versuchten die Schnauzen durchs Gitter zu stecken. Rasch zog Tyrell den Kopf wieder zurück.
    Dann riskierte er erneut einen Blick durchs Küchenfenster. Die Frau am Tisch beschimpfte die Hunde und brüllte, sie sollten sofort mit dem Krach aufhören. Die Hunde kümmerten sich gar nicht darum, das kleine Mädchen jedoch fing noch lauter an zu weinen. Die Frau stand auf und verließ wütend den Raum.
    Tyrell war außer Atem wie nach großer körperlicher Anstrengung. An der Hauswand sah er einen Stapel Feuerholz liegen. Er lief geduckt unter dem Fenster entlang und suchte sich ein Scheit aus. Es war klein genug, so dass es gut in der Hand lag, lang genug, dass man es schwingen konnte, und schwer genug, um damit ernsthaften Schaden anzurichten. Er holte einige Male probehalber aus, um ein Gefühl dafür zu bekommen. Dann kroch er zurück an seinen Platz neben dem Fenster. Er atmete tief. Einmal. Zweimal. Machte sich bereit, falls nötig zur Hintertür zu stürzen.
    »Willst du irgendwohin, Malcolm?«
    Tyrell erschrak so sehr, dass ihm beinahe das Holzscheit aus der Hand gefallen wäre. Er fuhr herum. Vor ihm stand Jiminy Grille, die freundliche Stimme seines Gewissens.
    Jetzt gerade allerdings sah er nicht besonders freundlich aus.
    »Ich hab dich gefragt, ob du irgendwohin willst, Malcolm Tyrell?« Er sprach den Namen sehr bestimmt aus, als wolle er ihn mit der Faust in einen Stein hämmern.
    Tyrell schluckte. Mit einem Mal war seine Kehle trocken, und ihm schlotterten die Knie. Trotz der frischen Nachtluft kam er sich genauso vor wie im Gefängnis, wenn er sich gegen irgendeinen brutalen Mithäftling hatte verteidigen müssen.
    »Ich … ich … Da drinnen weint ein Mädchen. Ein kleines Kind. Es weint.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Sie … sie weint aber …«
    »Ihr geht’s gut.«
    »Die Frau am Tisch hat gesagt, sie würde sie den Hunden zum Fraß vorwerfen …«
    Jiminy Grille versuchte zu lachen, ließ es dann aber sein. Stattdessen rief er mit schriller Stimme und amerikanischem Akzent: »Geh hinein und lass dich hier nicht blicken, solange du kein kleines Kind dabeihast!« Gleich darauf war der Akzent wieder verschwunden, und Jiminys Augen funkelten, als er in normaler Stimme hinzufügte: »Na los, zurück in den Wohnwagen.«
    Tyrells Zittern wurde heftiger, doch jetzt empfand er keine Angst mehr, sondern nur noch Wut. Er fühlte das Holzscheit in seiner Hand. Das hier war anders, als im Knast einem Angreifer gegenüberzustehen. Er hatte eine Waffe.
    »Willst du dich mit mir anlegen? Ja?« Der amerikanische Akzent war zurück, diesmal klang er nach alberner Gangster-Parodie. Jiminy Grille breitete feixend die Arme aus. »Na, dann zeig mal, was du draufhast.«
    Tyrell wollte mit dem Scheit ausholen.
    »Wag es ja nicht, sonst mach ich dich fertig.« Jiminys Stimme, leise und dunkel, verriet Tyrell, dass er seine Drohung ernst meinte. Und dass er Spaß daran haben würde, sie wahrzumachen.
    Tyrell sah zwischen dem Fenster und Jiminy Grille hin und her. Betrachtete dann das Scheit in seiner Hand. Sein Arm zitterte. Ein Blick zu Jiminy Grille. Der lächelte. »Aus«, sagte er wie zu einem seiner Hunde.
    Tyrell, dem klarwurde, dass ihm keine andere Wahl blieb, ließ das Scheit fallen.
    »Gut. Und jetzt geh zurück in deinen Wohnwagen. Du hast morgen einen großen Tag vor dir.«
    Tyrell gehorchte, als folge er dem Befehl eines Staffelkommandanten bei der Royal Air Force.
    Im Wohnwagen war es ein klein wenig wärmer als draußen. Tyrell setzte sich aufs Bett. Hinter ihm ging die Tür zu, dann hörte er, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde.
    Seine erste Nacht in Freiheit, und er war schon wieder eingesperrt.
    23 Jeff Hibbert saß im Bett und starrte an die Zimmerdecke. Er konnte nicht schlafen. Er dachte die ganze Zeit über den Besuch der Polizistin nach, doch das war es nicht, was ihn wach hielt.
    Nur im Sitzen waren die Schmerzen einigermaßen erträglich. Es war die einzige Position, in der er überhaupt schlafen konnte. Wie der Elefantenmensch, hatte seine Frau gesagt, kurz bevor sie ihn verlassen hatte.
    Helen war eine Schlampe. Das hatte er von Anfang an gewusst, deswegen hatte er sie ja geheiratet. Ständig versuchte sie, alle anderen Frauen in ihrem Bekanntenkreis zu übertrumpfen. Sie flirtete mit deren Männern, wickelte sie um den Finger, bumste sogar ein paar von ihnen. All dies mit Jeffs Wissen und Zustimmung. Es hatte ihn scharf gemacht. Manchmal hatte sie ihn sogar zuschauen lassen.

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