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Jaeger

Jaeger

Titel: Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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zurück aufs Revier«, schlug Mickey vor. »Mal sehen, ob ihr Wagen in der Zwischenzeit gesichtet wurde.«
    » Mein Wagen, meinst du wohl.«
    »Sorry. Dein Wagen.«
    Sie fuhren los. Diesmal war Anni diejenige, die Mickey von der Seite anschaute.
    »Du findest also immer noch, dass ich gut aussehe, ja?«
    Mickey warf ihr einen Blick zu, runzelte kurz die Stirn und richtete seine Aufmerksamkeit dann wieder auf die Straße. »Klar. Wieso?«, fragte er voller Argwohn.
    »Hab mich nur gefragt. Angeblich hat diese DS aus Suffolk ja ein Auge auf dich geworfen.«
    »Was, du meinst Jessie?«
    »Aha, Jessie heißt sie.«
    »Ja, Jessie James.« Mickey grinste. »Und sie sagt, sie kennt die Witze schon.«
    »Darüber, dass die Polizei von Suffolk eine Cowboy-Truppe ist?«
    »Genau die. Aber ich wüsste nicht, dass sie ein Auge auf mich geworfen hätte.«
    »Okay. Wollte nur nachfragen.«
    »Wieso, bist du eifersüchtig?«
    Sie hob die Schultern. »Ach was, du kennst mich doch. Ich neige nicht zur Eifersucht.«
    Seit einigen Monaten führten Mickey und Anni eine Art Quasi-Beziehung. Sie waren ein paar Mal miteinander ausgegangen – Restaurant, Kino, Kneipe –, doch keiner der beiden hatte sich getraut, den nächsten Schritt zu machen. Sie waren gute Freunde und auf der Arbeit ein großartiges Team. All das wollten sie nicht aufs Spiel setzen.
    Annis Handy klingelte. Heilfroh über die Unterbrechung, nahm sie ab. Es war Milhouse, ihr hauseigenes Computergenie. Er hieß nicht wirklich Milhouse, aber mit seiner dicken Brille und streberhaften Art war er der gleichnamigen Figur aus den Simpsons dermaßen ähnlich, dass er von allen immer nur Milhouse genannt wurde. Wahrscheinlich sogar von seiner Freundin. Falls er eine hatte, was Anni bezweifelte.
    »Ich habe eine Spur für euch«, verkündete er.
    Anni zog ihr Notizbuch heraus. »Wann und wo?«
    »Shell-Tankstelle in Marks Tey. Marinas Scheckkarte ist dort benutzt worden.«
    »Sind schon auf dem Weg.«
    »Ich habe angerufen«, fügte Milhouse hinzu. »Damit sie schon mal die Videoaufnahmen raussuchen.«
    »Genial. Danke, Milhouse.« Sie legte auf.
    »Was gibt’s?«, wollte Mickey wissen.
    Anni berichtete ihm alles.
    »Na, dann los. Ist nicht weit von hier.«
    Der Radiosender spielte Top- 40 -Hits, nur gelegentlich unterbrochen von banalen Kommentaren des DJs.
    Den Rest der Fahrt schwiegen sie.
    38 Der Golem fuhr gern Auto. Er konnte die Türen verriegeln, und schon lag zwischen ihm und der Außenwelt eine Barriere aus Glas und Metall. Gleichzeitig bewegte man sich im Auto vorwärts. Auf ein Ziel hin.
    Selbst wenn dieses Ziel der Tod eines Menschen war.
    Wenn er im Auto saß, konnte er alles andere vergessen. Seine Mitte finden. Ruhe in der Bewegung.
    Er fuhr einen Prius, und es freute ihn, dass er damit den gängigen Klischees widersprach. Ein Prius war für Profikiller gewiss nicht das Auto erster Wahl, aber gerade deshalb gefiel es ihm so gut. Außerdem war es unauffällig und umweltfreundlich. Wenn er eines Tages starb, wollte er auf der Erde so wenig Spuren wie möglich hinterlassen. Nicht mehr als ein Fußabdruck im Sand, der weggespült wird, sobald die Flut kommt. So stellte er es sich vor.
    Ganz ähnlich ging er auch mit seinen Opfern um. In einer Sekunde waren sie noch quicklebendig, in der nächsten ausgelöscht. Ein schneller, sauberer Vorgang, als wenn man ein Licht ausschaltet.
    Früher oder später würde ihn dasselbe Schicksal ereilen, doch dem sah er gelassen entgegen. Er bereitete sich jeden Tag auf den Tod vor: darauf, ihn zu bringen oder ihn zu empfangen. Und für jeden Tag, an dem er den Tod brachte, statt ihn zu empfangen, bedankte er sich.
    Aber irgendwann würde es so weit sein.
    Irgendwann.
    Er war froh, von den Sloanes fortzukommen. Sie gehörten zu seinen Stammkunden, zahlten immer, was er verlangte, und die Jobs, die sie ihm gaben, waren ohne großen Aufwand zu erledigen. Er hätte sich keine besseren Auftraggeber wünschen können – wenn die Schwester nicht gewesen wäre. Die machte ihm langsam wirklich zu schaffen. Ein solches Verhalten war inakzeptabel. Es durfte nicht so weitergehen, er würde sich etwas einfallen lassen müssen. Was auch immer.
    Vor ihm tauchte der Abzweig nach Jaywick auf, an dem er links abbog.
    Und er fuhr immer weiter. Er hatte seine Mitte gefunden. Er war bereit.
    Sollte kommen, was wollte.
    39 Marina fuhr so schnell sie konnte. Sie folgte den Anweisungen des Navigationssystems bis nach Jaywick. Dort würde sie ihre

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