Jaeger
Hundemörder.«
Mickey richtete sich auf und ließ den Blick durch die Küche schweifen. Das glänzende Silber und Schwarz der Elektronik wollte nicht recht zu der verlotterten Umgebung passen. Spülbecken und Schränke sahen aus, als seien sie mindestens vierzig Jahre alt, und offenbar waren jegliche Versuche, den Raum instand zu halten oder auch nur zu putzen, schon vor langer Zeit aufgegeben worden. Das Linoleum war rissig, von Flecken übersät und voller Löcher, durch die man die verfärbten und verdreckten Bodendielen sehen konnte. Die Möbel waren wahllos zusammengewürfelt und abgenutzt. Die Fensterscheiben starrten vor Dreck, die Wände waren von vielem Nikotin schmierig orange. Benutztes Geschirr neben der Spüle deutete darauf hin, dass drei Personen hier gewesen waren; es gab zwei große Teller und einen kleinen.
Anheimelnd , dachte er und wandte seine Aufmerksamkeit wieder den elektronischen Geräten auf dem Küchentisch zu. »Also, und wozu dient dieser ganze Kram?«
»Na, wenn es wirklich ein GPS -System ist, wovon ich stark ausgehe, dann wurde es dazu benutzt, jemanden zu überwachen. Oder festzustellen, ob man selbst überwacht wird. Eins von beidem.«
Mickey runzelte die Stirn. »Und kann man rausfinden, wer überwacht wurde? Oder warum?«
»Nicht ohne den dazugehörigen Computer. Aber falls – oder sollte ich lieber sagen wenn – wir rausfinden, wer überwacht wurde, dürfte es nicht allzu schwer sein, auch die Frage nach dem Warum zu beantworten.«
»Ah«, erwiderte Mickey. »Da ist wohl gute, alte Polizeiarbeit gefragt.«
»Genau.« Adrian bedachte ihn mit einem grimmigen Lächeln. »Finden Sie den Laptop, Sergeant.«
»Wird gemacht.«
Adrian öffnete den Mund. Mickey wusste, was er fragen wollte, aber er konnte nicht schon wieder über Phil reden. Also bedankte er sich hastig und wandte sich dann zur Tür, die zu den übrigen Zimmern führte.
»Die Spurensicherung ist fertig da drinnen, oder?«
Adrian zuckte die Achseln. Er hatte sich bereits wieder seiner Elektronik gewidmet. »Keine Ahnung. Mich haben sie jedenfalls reingelassen, insofern ist das Haus wohl freigegeben.«
Mickey verließ die Küche. Der Rest des Hauses war ähnlich verwahrlost. Er musste herausfinden, wer die Bewohner waren und was ihnen zugestoßen war.
Er ging durch den Flur, wo sich die Blümchentapete von den Wänden löste und sich in den Ecken Schimmel ausbreitete. Auf sämtlichen Oberflächen lagen mehrere Schichten Schmiere und Staub. Dann die Treppe hinauf. Im ersten Zimmer lagen Schlafsäcke und Matratzen auf dem Fußboden. Kleidungsstücke, ein paar persönliche Gegenstände, Abfall. Offenbar hatten sich zwei Personen den Raum geteilt. Im Bad erwartete ihn dasselbe Bild. Eine Handvoll Kosmetikprodukte, ein fast unbenutztes Stück Seife – das eingeprägte Herstellerlogo war noch zu erkennen und die Verpackung lag zusammengeknüllt auf den Fliesen –, eine halbleere Flasche Shampoo. Als hätte jemand hier nur vorübergehend gehaust. Oder das Haus illegal besetzt. Ein Fest für die Spurensicherung.
Er kehrte nach unten zurück und betrat das Wohnzimmer. Durch die fast blinden Scheiben konnte er die Leute von der Spurensicherung sehen, die sich wie Gespenster durch den Nebel bewegten. Er sah sich um. In einer Ecke stand ein tragbares Fernsehgerät mit einer billigen Antenne. Das Sofa war riesig, aus den Rissen im Polster quoll Rosshaar. Eine alte Decke hatte als Überwurf gedient. Am Türgriff hing ein Strick.
Er ging hin, um ihn sich genauer anzusehen. Er reichte bis zu einer mit einem dünnen Laken bezogenen Matratze. Neben der Matratze stand eine kleine Schüssel. Hier muss die dritte Person geschlafen haben. Erneut betrachtete er den Strick. Angebunden? War jemand gegen seinen Willen hier festgehalten worden? Das durfte doch nicht …
Er stürzte zurück in die Küche. Adrian brütete immer noch über dem GPS -System. »Adrian, kannst du das Team zusammentrommeln? Ich muss etwas mitteilen.«
Kurz darauf hatten sich alle außerhalb der Sichtweite der Fernsehkameras vor dem Haus versammelt. Sie standen da und sahen Mickey erwartungsvoll an.
Ich muss ein paar motivierende Worte sagen , dachte Mickey. So wie Phil, wenn er jetzt hier wäre. Muss sie anspornen, ihr Bestes zu geben. Die Fahndung nach Marina würden sie hintanstellen müssen. Dieser Fall hatte jetzt Vorrang. So wollten es die Vorschriften.
»Also gut, hört zu«, sagte er, unbewusst die Worte wiederholend, mit denen Phil jedes
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