Jäger der Dämmerung
wächst wieder nach«, sagte Jude gelassen.
Die Vampirin stemmte sich gegen ihn, hatte jedoch keine Chance. Erin schaute sich in der Gasse um, ob auch niemand hier war.
»Aber bei deinem Kopf ist es etwas anderes.« Bei seinem Lächeln jagte Erin ein Kälteschauer über den Rücken. »Der wächst nicht nach, wenn er erstmal abgetrennt ist. Und wenn du meine Fragen nicht beantwortest, schnell, könnte ich versucht sein, meine Krallen zu benutzen.«
Er könnte. Der sicherste Weg, einen Vampir zu töten, war, ihn zu köpfen. Und Tigerkrallen durchschnitten mühelos Knochen und Muskeln.
Nein. Sie waren nicht hergekommen, um zu töten. Sie wollten lediglich Informationen.
Ich verletze keine Unschuldigen . Seine Worte gingen ihr durch den Kopf. Allerdings konnte man die Vampirin absolut nicht als Unschuldige bezeichnen.
Wie lange war sie schon in der Stadt? Wie lange schon suchte sie sich Spender – freiwillige und unfreiwillige?
Und ich wusste von nichts.
Nein, sie wollte es gar nicht wissen. Sie hatte ihre Fälle bearbeitet, Menschen angeklagt, die das Gesetz brachen, und sich sicher in ihrer kleinen Stadt geglaubt. Weit weg von Anderen.
Was für ein tödlicher Irrtum!
»Ich suche nach einem Wolfswandler.«
Die Vampirin war wie versteinert.
Ihr Blick verriet sie sofort.
»Du weißt, wo der Wolf ist, nicht?« Seine Krallen schnitten ein klein wenig in ihre Haut, und Blut quoll heraus.
»Den … willst du … nicht … finden.« Die Vampirin versuchte, ihren Kopf zurückzubeugen, um seinen Krallen auszuweichen. »Er … bringt … dich … um.«
»Tja, deine Sorge um mich ist rührend, aber überflüssig. Ich komme schon klar.« Er beugte sich weiter zu ihr. »Wohingegen du es ziemlich schwierig finden dürftest, ohne Kopf weiter Leute auszusaugen.«
Keine Frage. Erin räusperte sich. »Jude …« Sie würde ihn das nicht tun lassen. Das durfte sie nicht.
»Meine Regeln, Erin, weißt du noch?« Er sah nicht einmal in ihre Richtung. In der Gasse stand die stinkende Luft, so dass ihr Schweiß den Rücken hinunterlief.
»Morts Bar! H-hab ihn da … gesehen … letzten Sonnabend.«
Morts Bar. Erin hielt den Atem an. Sie kannte die Bar. Der Besitzer, Jacques, war ein Cajun der alten Schule, und Mort bedeutete Tod.
»Wie es aussieht, behältst du deinen Kopf fürs Erste.« Jude richtete sich langsam auf, ohne die Frau aus den Augen zu lassen.
»Arschloch!« Sie rappelte sich hoch und tastete nach dem Loch in ihrem Mund, wo ihr rechter Reißzahn gewesen war. »Schlampe!«
Erin sah sie wütend an. Die Blutnutte hatte versucht, sie anzugreifen. Da musste sie sich verteidigen.
»Ich hoffe, der Wolf reißt euch in Stücke!«, schrie sie die beiden an, ehe sie die dunkle Gasse hinunterstapfte und im dunklen Schatten verschwand.
Erin holte endlich wieder Luft und schmeckte Exkremente.
Sie würgte.
»Komm, weg hier«, befahl Jude.
Ja, das klang nach einem prima Plan.
Jude knallte die Tür zum Motelzimmer zu, drehte den Schlüssel im Schloss und wartete, dass Erin auf ihn losging.
Aber das tat sie nicht. Sie sah nicht mal zu ihm. Sprach kein Wort.
Genau wie im Wagen.
Verflucht, ich hab die Vampirin am Leben gelassen. Zählt das etwa gar nicht?
»Erin.«
Sie zuckte zusammen. Gott! Sie war diejenige, die der Blutsaugerin einen Zahn ausgeschlagen hatte, und er war ziemlich sicher, dass sie ihr auch den Kiefer brach.
Die Frau hatte einen mörderischen rechten Haken.
Das sollte er sich merken.
»Ich … es ist spät«, stammelte sie, ohne ihn anzusehen. Ja, es war spät.
Fast drei-Uhr-nachts-spät. Er hatte ewig gebraucht, bis er ein Mädchen vom horizontalen Gewerbe fand, das ein Vampir sein könnte.
Dieselben Regeln, andere Stadt. Vampire beschafften sich ihre Beute gern auf dem bequemsten Weg.
Und Sex funktionierte. Hatte er immer und würde er auch immer.
Während die Männer sich bereit machten, losfantasierten und ihre Schwänze rieben, gruben die Vampirinnen ihre Zähne in sie und tranken.
Manche Menschen mochten den Biss.
Andere litten eine Todesangst.
Einige wehrten sich. Und wieder andere starben.
Vampiren war es im Allgemeinen egal, was das Opfer machte.
Erin fingerte an ihren Blusenknöpfen.
Jude schluckte. Okay, sie zog sich aus. Vor seinen Augen. Er konnte den Rand ihres BHs sehen: dunkelblau. Wenn sie sich also hier entkleidete statt ins Bad zu laufen, wollte sie, dass er ihr zusah, und das wiederum bedeutete …
Ihre Finger verharrten, und sie schaute zu ihm auf. Allein mit ihrem
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