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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gutes Zeug aus Sagins Destillerie. Verdammt, das werde ich vermissen, wenn meine Vorräte erschöpft sind, dachte er und steckte die Phiole wieder ein.
    Die meisten Allomanten verwendeten keinen Whisky in ihren Metallphiolen. Die meisten Allomanten verpassten dadurch eine einmalige Gelegenheit. Er lächelte, als sich seine inneren Stahlreserven erneuerten; dann fachte er das Metall an und stieß sich ab.
    Er flog in den Nachthimmel hinauf. Leider war der Eisendorn in immer weiter zurückweichenden Schichten erbaut, so dass die oberen Stockwerke beständig schmaler wurden, je höher man kam. Das bedeutete, dass er bald in der offenen Finsternis schwebte, auch wenn er sich geradewegs nach oben abdrückte. Der Nebel umgab ihn, und die Seite des Gebäudes war plötzlich zehn Fuß von ihm entfernt.
    Wax griff in seinen Mantel und holte den kurzläufigen Revolver aus der langen, ärmelartigen Innentasche. Er drehte sich, richtete die Waffe von dem Gebäude weg und feuerte.
    Er war so leicht, dass ihn der Rückstoß gegen das Haus trieb. Der Schuss hallte laut unter ihm. In den Patronen steckte Schrot, der so fein war, dass er niemanden verletzen konnte, wenn er aus dieser Höhe herunterfiel.
    Weitere fünf Stockwerke höher rammte Wax die Wand des Gebäudes und hielt sich an einem stachelartigen Vorsprung fest. Die Verzierungen hier oben waren wirklich verblüffend. Wer sollte sie sich je ansehen? Er schüttelte den Kopf. Architekten waren sonderbare Leute. Sie waren so unpraktisch, ganz im Gegensatz zu einem guten Waffenschmied. Wax kletterte eine weitere Etage hinauf und sprang wieder nach oben.
    Nun erreichte er die unverkleideten Stahlträger der unfertigen obersten Stockwerke. Er schlenderte über einen Tragbalken, tänzelte einen senkrechten Träger hoch – sein verringertes Gewicht erleichterte dies – und kletterte auf den höchsten Schaft, der aus der Spitze des Bauwerks hervorragte.
    Die Höhe war schwindelerregend. Obwohl der Nebel die Landschaft bedeckte, erkannte er die Doppelreihe der Laternen, die die Straße unter ihm beleuchteten. Andere, sanftere Lichtquellen schimmerten überall in der Stadt; sie waren wie schwimmende Kerzen während der Beerdigung eines Seemannes. Die verschiedenen Parks und die Bucht weit im Westen erkannte er nur deshalb, weil dort jegliche Beleuchtung fehlte.
    Früher war diese Stadt einmal seine Heimat gewesen. Sie war es gewesen, bevor er zwanzig Jahre im Staub gelebt hatte, wo Recht und Ordnung bisweilen kaum mehr als eine ferne Erinnerung waren und die Menschen Kutschen als Frivolität betrachteten. Was würde Lessie wohl von diesen pferdelosen Kutschen mit ihren dünnen Rädern gehalten haben, die nur zum Fahren auf den fein gepflasterten Straßen der Stadt geeignet waren? Diese Gefährte fuhren mit Öl und Schmiere statt mit Heu und auf Pferdehufen.
    Er drehte sich auf seinem Aussichtspunkt um. Es war schwierig, in der Dunkelheit und im Nebel Einzelheiten zu erkennen. Aber er hatte schließlich seine ganze Jugend in diesem Teil der Stadt verbracht. Die Dinge hatten sich verändert, aber doch nicht so sehr. Er schätzte die Entfernung für seinen nächsten Sprung ab, überprüfte seine Stahlreserven und stürzte sich in die Dunkelheit hinaus.
    Er flog in einem großen Bogen über die Stadt und drückte sich eine halbe Minute lang von diesen gewaltigen Stahlträgern ab. Der Wolkenkratzer wurde hinter ihm zu einem dunklen Umriss und verschwand schließlich ganz. Nun nahm sein Schwung ab, und er sackte durch den Nebel nach unten. Still ließ er sich fallen. Als die Lichter näher kamen – und er sah, dass sich niemand unter ihm befand –, richtete er den Lauf seiner Waffe auf den Boden und betätigte den Abzug.
    Der Rückstoß schleuderte ihn für einen Augenblick wieder nach oben und verlangsamte so seinen Abstieg. Er drückte sich von der Kugel im Pflaster ab und landete sanft in gebückter Haltung. Unzufrieden bemerkte er, dass er mit seinem Schuss einige gute Pflastersteine ruiniert hatte.
    Einträchtiger, dachte er. Er musste sich erst wieder an diesen Ort gewöhnen. Ich bin wie ein Pferd, das durch einen dicht bevölkerten Markt prescht, dachte er und steckte den Revolver wieder in die Innentasche zurück. Ich muss gewandter werden. Draußen im Rauland hatte er als Mann von Welt gegolten. Wenn er nicht aufpasste, würde er jedoch bald zu dem unkultivierten Rohling werden, den der größte Teil des Adels schon jetzt in ihm sah. Es …
    Schüsse.
    Wax reagierte sofort. Er

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