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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Wax’ Mantel und verfehlte seine Rippen nur knapp.
    Er versuchte, das Feuer zu erwidern, aber dieses Jammern …
    O Einträchtiger, dachte er und war über sich selbst entsetzt. Er ließ die Waffe sinken, schoss auf den Boden, drückte sich von der Kugel ab und schleuderte sich nach hinten aus der Gasse.
    Kugeln durchschlugen den Nebel überall um ihn herum. Trotz seiner Stahlblase hätte eine von ihnen eigentlich ihr Ziel finden müssen. Es war das reine Glück, das ihm das Leben rettete, als er auf einem Dach landete, herumrollte und schließlich auf dem Bauch zum Stillstand kam, während ihn eine Brüstung vor dem Feuer abschirmte.
    Wax rang nach Luft und legte die Hand auf seinen Revolver. Du Idiot, dachte er. Du Narr. Nie zuvor war er in einem Kampf erstarrt, nicht einmal damals, als er noch ein Grünschnabel gewesen war. Niemals. Doch dies war das erste Mal, dass er nach der Katastrophe in der verfallenen Kirche versucht hatte auf jemanden zu schießen.
    Am liebsten hätte er sich vor Scham zusammengerollt, aber er biss die Zähne zusammen und robbte zum Rand des Daches. Die Männer waren noch immer dort unten. Jetzt hatte er einen besseren Blick auf sie und erkannte, dass sie sich zum Aufbruch bereitmachten. Vermutlich wollten sie nichts mit einem Allomanten zu tun haben.
    Er zielte auf denjenigen, den er für den Anführer hielt. Doch bevor Wax schießen konnte, brach der Mann unter einem plötzlichen Kugelhagel, der von den Polizisten kam, zusammen. Wenige Augenblicke später war die Gasse mit Männern in Uniformen übersät. Wax hob seinen Sterrion in Kopfhöhe und atmete tief ein.
    Ich hätte schießen können, dachte er. Ich bin nur einen Moment lang erstarrt. Es wäre nicht schon wieder passiert. Er sagte es sich mehrmals, als die Polizisten einen Übeltäter nach dem anderen aus der Gasse schleppten.
    Da war gar keine Frau. Das Jammern, das er gehört hatte, stammte von einem Bandenmitglied, das sich schon vor Wax’ Eintreffen eine Kugel eingefangen hatte. Der Mann stöhnte noch immer vor Schmerz, während er weggetragen wurde.
    Die Polizisten hatten Wax nicht gesehen. Er drehte sich um und verschwand in der Nacht.
    Kurze Zeit später traf Wax im Haus Ladrian ein. Es war seine Stadtresidenz – sein Stammhaus. Er hatte zwar nicht den Eindruck, dass er hierher gehörte, aber er nahm es trotzdem in Anspruch.
    Das stattliche Haus stand auf keinem großen Grundstück, aber es war vier elegante Stockwerke hoch, hatte viele Balkone und einen schönen Garten mit einer Veranda an der Rückseite. Wax warf eine Münze zu Boden, sprang über den Zaun an der Front und landete auf dem Torhaus. Meine Kutsche ist wieder hier, bemerkte er. Das war nicht überraschend. Allmählich gewöhnte man sich an ihn. Er wusste nicht recht, ob er sich darüber freuen oder sich vielmehr schämen sollte.
    Er stieß sich vom Tor ab – das unter seinem Gewicht ein wenig klapperte – und landete auf einem Balkon im vierten Stock. Münzwerfer mussten sehr zielgenau sein – im Gegensatz zu ihren allomantischen Verwandten, den Eisenziehern, die auch als Taumler bekannt waren. Sie suchten sich einfach ein Ziel aus und zogen sich mit ihrer besonderen Kraft darauf zu. Für gewöhnlich prallten sie gegen ein Gebäude und verursachten dadurch eine Menge Lärm. Münzwerfer hingegen mussten sanft, vorsichtig und präzise sein.
    Das Fenster war nicht verriegelt; er hatte es offen gelassen. Im Augenblick hatte er keine Lust, Menschen gegenüberzutreten; seine erfolglose Begegnung mit den Verbrechern hatte ihn erschüttert. Er huschte in das abgedunkelte Zimmer hinein, durchquerte es und lauschte an der Tür. Aus dem Korridor drang nicht das leiseste Geräusch. Behutsam öffnete er die Tür und schlüpfte hinaus.
    Der Korridor war dunkel, und er war kein Zinnauge, das in der Lage gewesen wäre, seine Sinne zu verstärken. Er musste sich jeden Schritt ertasten, damit er nicht über die Kante eines Teppichs stolperte oder gegen eine Säule stieß.
    Seine eigenen Gemächer befanden sich am Ende des Flures. Mit seinen behandschuhten Fingern griff er nach der Messingklinke der Tür. Ausgezeichnet. Vorsichtig drückte er sie auf und betrat sein Schlafzimmer. Jetzt musste er nur noch …
    Auf der anderen Seite des Zimmers wurde eine Tür geöffnet und ließ gelbliches Licht herein. Wax erstarrte zwar, doch seine Hand tastete im Mantel sofort nach einem seiner Sterrions.
    Ein ältlicher Mann stand in der Tür und hielt einen großen Kerzenleuchter. Er

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