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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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und das silberne Haar unter der Fellmütze. » Entschuldigung, Herrin«, sagte schließlich einer von ihnen und machte ihm Platz.
    Das ist aber ein netter Junge, dachte Wayne, klopfte ihm anerkennend auf den Arm und humpelte vor. Einer nach dem anderen wichen sie ihm aus. Manchmal bedurfte es eines kleinen Hustenanfalls, der sich so anhörte, als wäre er ansteckend. Wayne hatte sich bemüht, nicht wie eine Bettlerin auszusehen. Das hätte die Aufmerksamkeit der Polizisten geweckt, die wahrscheinlich vermutet hätten, dass er – sie – nach der Möglichkeit Ausschau hielt, Taschendiebstähle zu begehen.
    Nein, er stellte keine Bettlerin dar. Er war Abrigain, eine alte Frau, die nur hergekommen war, weil sie sehen wollte, was hier los sein mochte. Abrigain war nicht reich, aber auch nicht arm. Sie war lediglich sparsam und trug einen sauber geflickten Mantel sowie ihren Lieblingshut, der früher einmal sehr modern gewesen war. Und sie hatte eine Brille mit Gläsern aufgesetzt, die so dick wie Flaschenböden waren. Einige sehr junge Knaben ließen sie vorbei, und Abrigain gab ihnen ein Stück Zuckerwerk und tätschelte ihnen den Kopf. Nette Jungen. Sie erinnerten Abrigain an ihre eigenen Enkel.
    Schließlich hatte Wayne die erste Reihe erreicht. Dort stand der Unausraubbare in all seiner Pracht. Es war ein Eisenbahnwaggon wie eine Festung mit dicker Stahlpanzerung, glänzenden abgerundeten Ecken und einer riesigen Tür an der Seite. Diese Tür wirkte wie die zu einer gewaltigen Höhle und hatte ein drehbares Radschloss.
    Die Tür stand offen, und die Kammer dahinter war fast ganz leer. Eine große Stahlkiste war in der Mitte des Wagens am Boden festgeschweißt worden, und auch die Kiste wirkte so, als sei sie an allen Seiten verschweißt.
    » Meine Güte«, sagte Wayne. » Das ist wirklich beeindruckend.«
    Vor dem Waggon stand ein Wächter, der die Abzeichen eines Offiziers aus dem privaten Sicherheitsdienst des Hauses Tekiel trug. Er grinste und warf sich stolz in die Brust. » Dies hier markiert den Anbruch eines neuen Zeitalters«, sagte er. » Das ist das Ende der Überfälle und des Banditentums.«
    » Sehr beeindruckend, junger Mann«, sagte Wayne. » Aber Sie übertreiben ohne Zweifel. Ich habe schon viele Eisenbahnwagen gesehen, ich bin sogar mal in einem gefahren, verflucht sei der Tag. Mein Enkel Charetel wollte, dass ich ihn begleite und seine Braut in Covingtar besuche. Das war die einzige Möglichkeit, obwohl ich lieber in einer Kutsche gefahren wäre. Er hat es Fortschritt genannt. Der Fortschritt besteht wohl darin, in einer Kiste eingesperrt zu sein und dabei die Sonne nicht mehr sehen und die Reise nicht genießen zu können. Wie dem auch sei, dieser Wagen war jedenfalls ganz so wie der hier, bloß nicht so glänzend.«
    » Ich versichere Ihnen«, sagte der Wächter, » dass dieser hier ziemlich uneinnehmbar ist. Er wird alles verändern. Sehen Sie diese Tür?«
    » Sie hat ein Schloss«, sagte Wayne. » Das kann ich erkennen. Aber Schlösser können geknackt werden, junger Mann.«
    » Dieses nicht«, sagte er. » Die Banditen werden es nicht öffnen können, weil es nicht geöffnet werden kann – nicht von ihnen und nicht von uns. Sobald diese Tür geschlossen ist, wird ein Mechanismus in Gang gesetzt, der mit einer Zeituhr hinter der Tür verbunden ist. Die Türen können dann zwölf Stunden lang nicht mehr geöffnet werden, gleichgültig ob man den Code kennt oder nicht.«
    » Sprengstoff«, sagte Wayne. » Banditen sprengen immer alles in die Luft. Das weiß doch jeder.«
    » Dieser Stahl ist sechs Zoll dick«, sagte der Wächter. » Man würde dafür so viel Dynamit brauchen, dass man den Inhalt des Waggons gleich mit zerstört.«
    » Aber ein Allomant würde bestimmt hineinkommen«, wandte Wayne ein.
    » Wie denn? Sie können gegen so viel Metall drücken, wie sie wollen. Es ist dermaßen schwer, dass es sie zurückschleudern würde. Und selbst wenn es jemandem gelingen sollte, ins Innere zu gelangen, haben wir zusätzlich acht Wachen im Wagen aufgestellt.«
    » Meine Güte«, sagte Wayne und vergaß kurz seinen Akzent. » Das ist wirklich beeindruckend. Womit sind diese Wachen bewaffnet?«
    » Mit einem ganzen Quartett …«, begann der Mann, doch dann verstummte er und sah Wayne eingehender an. » Von …« Misstrauisch kniff er die Augen zusammen.
    » Oh, ich verpasse meinen Tee!«, rief Wayne, drehte sich um und humpelte durch die Menge zurück.
    » Haltet diese Frau auf!«, rief der

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