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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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nachweisen kann.« Er ging zu seinem Schreibtisch zurück und nahm den Revolver in die Hand, den ihm Wayne in der vergangenen Nacht gegeben hatte. Sie erkannte, dass er einige Späne vom Metall des Griffs abgeschabt hatte.
    » Kennen Sie sich in Metallurgie aus, Herrin Marasi?«
    » Ich fürchte nein«, sagte sie. » Aber ich sollte es wohl.«
    » Keineswegs. Wie ich schon sagte, das ist eines meiner Hobbys. Es gibt viele Metallurgen in der Stadt. Ich hätte diese Späne zu einem von ihnen schicken lassen und wesentlich schneller einen genaueren Bericht bekommen können.« Er seufzte und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. » Aber ich bin es einfach gewöhnt, alles selbst zu machen.«
    » Draußen im Rauland wird Ihnen oft nichts anderes übriggeblieben sein.«
    » Das stimmt.« Er klopfte mit der Waffe gegen den Tisch. » Legierungen sind etwas Bemerkenswertes, Herrin Marasi. Wussten Sie, dass man eine Legierung aus einem Metall herstellen kann, das magnetisch reagiert, und am Ende einen Stoff herausbekommt, der es nicht tut? Wenn man ihn zu gleichen Teilen mit etwas anderem mischt, erhalten Sie nicht etwa eine Legierung, die nur halb so magnetisch ist – Sie erhalten vielmehr etwas, das überhaupt nicht mehr magnetisch ist. Wenn man eine Legierung herstellt, mischt man nicht bloß zwei Metalle. Man bringt ein neues hervor.
    Das ist eine der Grundlagen der Allomantie. Stahl ist nichts anderes als Eisen mit einer Prise Kohlenstoff darin, aber genau darauf kommt es an. Diese Legierung hier hat ebenfalls etwas anderes in sich – zu weniger als einem Prozent. Ich glaube, es ist Ekaboron, aber das ist nur eine Vermutung. Eine winzige Prise. Beim Menschen funktioniert es seltsamerweise genauso. Eine winzige Veränderung kann eine völlig neue Person erschaffen. Wir sind den Metallen so ähnlich …« Er schüttelte den Kopf und bedeutete ihr mit einer Handbewegung, in einem Sessel an der Wand Platz zu nehmen. » Aber Sie sind sicherlich nicht hergekommen, um meinem Gefasel zuzuhören. Sagen Sie mir, was ich für Sie tun kann.«
    » Es geht eigentlich eher um die Frage, was ich für Sie tun könnte«, sagte sie und setzte sich. » Ich habe mit Großherrn Harms gesprochen. Ich dachte, weil Sie … weil es dem Haus Ladrian im Augenblick an Geld mangelt, haben Sie vielleicht nicht die geeigneten Mittel, die Sie für die Suche nach Herrin Steris benötigen. Großherr Harms ist einverstanden, Ihnen alles zu geben, was für Steris’ Rettung gebraucht wird.«
    Waxillium schien überrascht zu sein. » Das ist ja wunderbar. Vielen Dank.« Er hielt inne und betrachtete seinen Schreibtisch. » Glauben Sie, er würde auch dies hier bezahlen?«
    » Bestimmt«, sagte sie rasch.
    » Das ist eine Erleichterung für mich. Tillaume ist beinahe ohnmächtig geworden, als er gesehen hat, was ich dafür ausgegeben habe. Ich glaube, der alte Mann befürchtet, uns könnte der Tee ausgehen, wenn ich weiterhin so viel Geld verprasse. Es ist einfach unglaublich, dass ich einerseits der Arbeitgeber für etwa zwanzigtausend Menschen bin – das sind zwei oder drei Prozent der Stadtbevölkerung – und andererseits über so wenig Bargeld verfüge. Die Geschäftswelt ist wirklich sehr merkwürdig.« Waxillium beugte sich vor, faltete die Hände und sah nachdenklich drein. Im Licht des offenen Fensters erkannte sie, dass er Tränensäcke unter den Augen hatte.
    » Herr?«, fragte sie, » Haben Sie seit der Entführung überhaupt geschlafen?«
    Er gab keine Antwort.
    » Großherr Waxillium«, sagte sie streng. » Sie dürfen Ihr eigenes Wohlergehen nicht vernachlässigen. Es bringt niemandem etwas, wenn Sie sich in den Rost und Ruin treiben.«
    » Herrin Steris wurde unter meinen Augen entführt, Marasi«, sagte er leise. » Und ich habe keinen Finger für sie krummgemacht. Ich musste erst dazu gedrängt werden.« Er schüttelte den Kopf, als wollte er schlechte Gedanken vertreiben. » Aber Sie müssen sich keine Sorgen um mich machen. Ich hätte sowieso nicht schlafen können, also konnte ich durchaus etwas Vernünftiges tun.«
    » Sind Sie zu irgendwelchen Schlüssen gekommen?«, fragte sie mit ehrlicher Neugier.
    » Zu einigen«, sagte er. » Oft liegt die Schwierigkeit nicht darin, zu einem Ergebnis zu gelangen, sondern darin, zu entscheiden, welches Ergebnis der Wirklichkeit entspricht und welches reine Fantasie ist. Nehmen Sie zum Beispiel diese Banditen. Sie waren keine Berufsverbrecher.« Er hielt kurz inne. » Es tut mir leid, aber das alles

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