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Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Jäger der Macht: Roman (German Edition)

Titel: Jäger der Macht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Ja, aber sie bestehen nicht aus reinem Aluminium. Es ist etwas Stärkeres, und die Körnung stimmt nicht. Diese Legierung habe ich noch nie zuvor gesehen. Und die Kugeln müssen aus einer anderen, ebenfalls neuen Legierung bestehen. Ich werde sie als Nächstes untersuchen. Übrigens bin ich mir nicht im Klaren darüber, ob Sie die Vorteile des Stadtlebens voll und ganz zu schätzen wissen.«
    » Ich würde sagen, dass mir viele dieser Vorteile durchaus bewusst sind.«
    Er grinste. Seltsamerweise sah er heute jünger aus als bei ihren früheren Begegnungen. » Vielleicht. Ich meinte damit aber hauptsächlich die Einkaufsmöglichkeiten, die Sie hier haben.«
    » Die Einkaufsmöglichkeiten?«
    » Ja. Sie sind äußerst angenehm. Wenn man draußen in Wettering einen Gasbrenner haben will, der die hohen Temperaturen erreicht, die zum Testen von Legierungen nötig sind, muss man ihn bestellen und auf den nächsten Zug warten. Und man kann nur hoffen, dass alles unbeschädigt ankommt.
    Hier hingegen brauche ich bloß ein paar Laufburschen mit einer Liste loszuschicken. In wenigen Stunden kann ich mir ein ganzes Labor einrichten.« Er schüttelte den Kopf. » Ich komme mir so verdorben vor. Und Sie scheinen sich unbehaglich zu fühlen. Liegt das am Schwefel? Ich brauche ihn, um das Schwarzpulver in den Patronen zu untersuchen. Na ja, ich glaube, ich sollte ein Fenster öffnen.«
    Ich bin in seiner Gegenwart nicht nervös. » Darum geht es nicht, Großherr Ladrian.«
    » Nennen Sie mich doch bitte › Wax‹. Oder › Waxillium‹«, gab er zurück und ging zum Fenster hinüber. Sie bemerkte, dass er danebenstand, als er es öffnete, so dass er von draußen nicht gesehen werden konnte. Diese Vorsicht schien bei ihm ganz normal zu sein; offenbar bemerkte er gar nicht, was er tat. » Es gibt keinen Grund zur Förmlichkeit. Ich habe eine Regel: Wer mir das Leben rettet, darf mich beim Vornamen nennen.«
    » Ich glaube, Sie haben mir zuerst das Leben gerettet.«
    » Ja, aber da habe ich schon in Ihrer Schuld gestanden.«
    » Warum?«
    » Weil Sie mir eine ausgezeichnete Entschuldigung dafür gegeben haben, in der Gegend herumschießen zu dürfen«, erwiderte er, setzte sich an seinen Schreibtisch und machte einige Notizen auf einem Block. » Offenbar hatte ich das schon seit einiger Zeit gebraucht.« Er hob den Blick und lächelte sie an. » Und warum ist Ihnen so unbehaglich zumute?«
    » Sollten wir wirklich allein in diesem Zimmer sein, Großherr Waxillium?«
    » Warum nicht?«, fragte er und klang dabei ehrlich verwirrt. » Versteckt sich im Schrank etwa ein Massenmörder, der mir irgendwie entgangen sein sollte?«
    » Ich meinte damit eigentlich die Schicklichkeit, Großherr.«
    Er saß eine Weile schweigend da und schlug sich dann gegen die Stirn. » Ich bitte um Entschuldigung. Sie müssen mir vergeben, dass ich ein solcher Tölpel bin. Es ist lange her, dass ich … Aber egal. Wenn Sie sich unwohl fühlen, rufe ich Tillaume zurück.« Er stand auf und ging an ihr vorbei.
    » Großherr Waxillium!«, sagte sie. » Ich fühle mich nicht unwohl, das kann ich Ihnen versichern. Ich wollte Sie bloß nicht in eine unangenehme Lage bringen.«
    » In eine unangenehme Lage?«
    » Ja.« Nun fühlte sie sich erst recht wie eine Närrin. » Bitte. Ich wollte Ihnen keine Umstände machen.«
    » Also gut«, sagte er. » Um ehrlich zu sein, ich hatte diese Dinge ganz vergessen. Wissen Sie, das Ganze ist eigentlich Unsinn.«
    » Schicklichkeit ist Unsinn?«
    » In der feinen Gesellschaft wird zu viel Aufhebens darum gemacht, dass man niemandem vertrauen sollte«, erklärte Waxillium. » Da gibt es all die Verträge, Verhaltensmaßregeln und vor allem das Verbot, mit einem Mitglied des anderen Geschlechts allein zu sein. Wenn man in einer Beziehung das Vertrauen verneint, wozu sollte diese Beziehung dann noch dienen?«
    Das aus dem Munde von jemandem, der Steris nur aus dem Grund heiraten will, über ihren Reichtum zu verfügen? Bei diesem Gedanken fühlte sie sich schlecht. Es war manchmal sehr schwer, keine schlechten Gefühle zu haben.
    Rasch wechselte sie das Thema. » Und was ist mit dieser Legierung?«
    » Ja, die Legierung«, sagte er. » Vermutlich sollte ich mich gar nicht damit beschäftigen. Allerdings ist es eine gute Entschuldigung, einem alten Hobby zu frönen. Aber da ich weiß, woher das Aluminium stammt – nämlich aus dem ersten Diebstahl –, dachte ich, sie benutzen vielleicht eine Legierung aus Komponenten, die ich

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