Jäger der Nacht (German Edition)
Vaughn und ballte die Fäuste.
„Dann werde ich eben noch ein paar Wächter den Blutschwur ablegen lassen, um unser Netz zu stärken.“ Lucas’ Entschlossenheit zeigte wieder einmal, dass ihre Freundschaft in der heißesten Glut geschmiedet worden war. „Aber erst mal müssen wir Faith freikriegen. Habt ihr einen Vorschlag?“
„Könnten wir die Videoaufzeichnung verwenden?“ Sascha bezog sich auf das Belastungsmaterial, das sie beim Aufspüren des Serienmörders erhalten hatten, der Kylie ermordet und dem Geist der Wölfin Brenna Gewalt angetan hatte.
Vaughn hätte nur zu gern darauf zurückgegriffen, aber er war Wächter und hatte geschworen, die DarkRiver-Leoparden zu schützen. „Es gibt immer noch dieselben Gründe, das Material nicht zu veröffentlichen. Wir können nicht das Risiko eingehen, dass sich der Rat in die Ecke gedrängt fühlt.“ Ein Tier in dieser Position hätte nichts mehr zu verlieren und würde sofort töten.
„Er hat recht“, sagte Lucas. „Sie wissen nicht, ob wir sie nicht immer wieder damit erpressen würden.“
„Also, Sascha.“ Vaughn verschränkte die Arme und kämpfte gegen das Bedürfnis an, sich einfach zu nehmen, was er wollte, ohne an die Konsequenzen zu denken. „Fällt dir noch irgendetwas ein?“
„Faiths abgeschiedenes Leben ist ein Vorteil für uns.“ Sascha lehnte sich an Lucas. „Die Leute kennen ihren Namen, aber nur wenige haben sie je zu Gesicht bekommen. Wenn sie das Medialnet verlässt, wird das weniger Aufregung verursachen als bei mir. Aber andererseits wird der Rat Millionen verlieren, wenn sie geht.“
„Wodurch?“
„Hauptsächlich durch Steuern“, antwortete Sascha. „V-Mediale verdienen enorme Summen und davon fließt einiges nach oben. Von meiner Mutter habe ich erfahren, dass der Rat sein Vermögen mit Hilfe der Hellsichtigen auch manchmal auf ganz direktem Wege vermehrt. Sie zahlen nichts für die Vorhersagen oder bekommen Rabatt.“
„Soll ich mal raten“, unterbrach Vaughn, den der Gedanke aufbrachte, dass „seine Frau“ auf irgendeine Weise diese kaltblütigen Monster unterstützte. „Niemand will es sich mit dem großen bösen Rat verderben, indem er um Bezahlung bittet.“
Sascha nickte. „Leute, die bezahlt wurden, pflegten zu verschwinden und ihr Vermögen dem Rat zu vermachen.“
„Also werden sie hart um sie kämpfen. Sie können auch nicht so tun, als sei sie defekt, wie bei Sascha.“ Zorn verhärtete Lucas’ Gesichtszüge und ließ seine Narben deutlich hervortreten. „Außerdem ist sie eine Kardinalmediale. Das heißt, man kann ihre Augen nicht verstecken.“
„Niemand wird Faith verstecken.“ Vaughn bemerkte selbst, wie brüchig seine Stimme klang, aber das war ihm egal.
„Was sagt denn Faith dazu?“, fragte Sascha sanft.
„Was soll sie schon sagen?“ Vaughn stellte die leere Flasche auf das Fensterbrett.
„Hast du sie schon gefragt, ob sie das Medialnet verlassen will?“
„Sie ist meine Frau.“ Natürlich würde sie das Medialnet verlassen. „Ich werde versuchen, ihr genügend Zeit zu lassen, um sich mit dem Gedanken anzufreunden, aber im Grunde hat sie keine andere Wahl.“
„Ich glaube schon, dass sie eine hat.“
Vaughns Tier kam an die Oberfläche. „Warum?“ Bei den Gestaltwandlern konnte niemand der Paarung widerstehen. Selbst für die unabhängigsten Frauen, für die stärksten Kämpferinnen war es schwer, längere Zeit von den ihnen zugedachten Männern getrennt zu sein.
„Sie ist keine Gestaltwandlerin, deshalb hat das Band auf sie nicht dieselbe Wirkung wie auf dich, es sei denn, sie öffnet sich dafür, wie ich es bei Lucas getan habe. Es fühlt sich für sie vielleicht unangenehm an, aber sie kann sich gegen dich sperren.“
„Bist du sicher?“ Vaughn spürte seine Krallen so dicht unter der Haut, als warteten sie nur darauf durchzubrechen.
„Nein. Sie ist anders als ich. Da ich eine Empathin bin, konnte ich meine Gefühle für Lucas nicht ignorieren. Ich weiß nicht, ob Faith ebenso stark an dich gebunden ist.“
„Also könnte ich an jemanden gebunden sein, die nicht meine Frau werden will?“ Ein einziger Albtraum. Die Paarung war eine einmalige Angelegenheit. Normalerweise erforderte die Verbindung eine bewusste Entscheidung der Frau, daher war das Band zwischen Vaughn und Faith sehr ungewöhnlich. Doch ganz egal, wie es entstanden war, jetzt konnte selbst der Tod es nicht beenden. Niemand paarte sich ein zweites Mal. Sie konnten Geliebte haben, aber die große
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